Lukes Sicht
Nachdem wir noch einige Zeit einfach nur dagelegen haben, verabschiedete Akira sich in ihr Zimmer.
»Hoffentlich quält es sie nicht zu sehr«
Ich wusste zu gut, was ein schlechtes Gewissen mit einem anrichten kann und das wollte ich ihr ungern zumuten. Leider konnte ich nicht mehr machen als ihr zu sagen, dass sie nichts falsch gemacht hat und drauf zu hoffen, dass sie auf meine Worte hört.Von diesem Thema wanderten meine Gedanken zum kommenden Samstag.
»Wie kann ich Damien nach Dienstag wieder unter die Augen treten, ohne mich in Grund und Boden zu schämen? Ich hab mich wie ein Kleinkind bei ihm ausgeheult. Was denkt er nun von mir? Oder denkt er sich nichts dabei?«
Das war das erste Thema, was mir durch den Kopf ging. Darauf kam das Thema mit Akiras Idee wegen des Schulsanitätsdienstes.Kurz dachte ich darüber nach den Tag zu schwänzen, irgendwie. Dann fiel mir ein, dass man mich erstens suchen würde und zweitens, dass sich das Gespräch nicht in Luft auflöst, sondern nur verschoben werden würde. Darauf käme dann noch ein Gespräch wegen meiner Vermeidungsstrategie.
Nein. Das war keine gute Idee. Ich musste da wohl oder übel durch. Egal wie viel Bauchschmerzen und Gedankenkarussell es verursachte.
Unmotiviert machte ich mich Bettfertig und kuschelte mich im Anschluss unter meine Bettdecke.
Noch war es zu früh zum Schlafen, weshalb ich mein Handy zu Hand nahm und versuchte mich mit spielen oder YouTube vom kommenden Tag abzulenken.
Erst gegen eins, das war zumindest die letzte ungefähre Uhrzeit, an die ich mich erinnern konnte, schaffte ich es einzuschlafen.
Wieder wach wurde ich durch meinen Wecker um acht Uhr.
Die Nacht war viel zu schnell vergangen.
Ich schaltete den Krachmacher aus und setzte mich auf.Am liebsten wäre ich liegen geblieben. Da hätte ich aber nicht die Rechnung mit Mom gemacht, die mich Irgendwann aus dem Bett geholt hätte.
Schlaftrunken stand ich auf und zog mich um. Mein Outfit bestand wie fast immer in den kalten Jahreszeiten aus Hoodie und Cargohose. Statt dem schwarz grauen Outfit hatte ich mich für das Grüne entschieden.
Fertig umgezogen ging es nach unten in die Küche. Frühstücken. Zumindest war das der Plan. Appetit hatte ich keinen durch meinen hohen Stresspegel.»Morgen«, kam es von Mom. Das erwiderte ich brummend und ging an den Kühlschrank. Trotz Appetitmangel musste ich was essen. Sonst überstand ich den Tag nicht. Meine Wahl fiel auf einen Kirsch Jogurt. Den bekam ich meistens immer runter.
Noch einen Löffel geschnappt an den Tisch gesetzt und ich begann zu essen.Keine fünf Minuten später stieß Akira dazu und frühstückte. Ihre Augen hingen auf halbmast. Wäre am liebsten wohl auch im Bett geblieben.
Fertig mit Frühstücken ging ich nochmal hoch und nutzte die verbliebenen Minuten für mich.
Viertel vor rief Mom mich nach unten. Es ging los. Neben meinem Handy nahm ich dieses Mal auch meine Over Ear Kopfhörer mit. Damit ging ich nach unten und zog mir meine Schuhe an.
Sobald alle soweit waren, ging es zum Auto und wie immer zuerst zum WKM.
Nervös kribbelte ich an meinen Fingernägeln.
Die Fahrzeit verging viel zu schnell und Mom parkte auf dem Parkplatz.Akira zog mich noch einmal in eine Umarmung. Sagen tat sie nichts. Dann ließ sie mich aussteigen.
Ich verabschiede mich und machte mich mit eiskalten Händen und einem rasendem Herz auf den Weg zur Wache.
Davor stand bereits Damien und wartete.Ich blieb stehen.
»Abhauen wäre eine Option.«
»Nein. Das wäre, wenn eine temporäre Lösung, die sogar noch mehr Stress verursachen würde.«
Während ich dort stand und versuchte meinen Fluchtimpuls nicht nachzukommen, hatte Damien mich entdeckt und kam auf mich zu.
»Guten morgen Luke«, begrüßte er mich. Ganz normal. Als wäre nichts gewesen. Das beruhigte mich etwas und ich schaffte es dir Begrüßung zu erwidern.
»Wollen wir schon reingehen oder brauchst du noch Zeit?«, wollte er wissen und deutete Richtung Tür.
»Können jetzt«, meinte ich, wonach wir die Wache betraten.Wie immer ging es zuerst zum Aufenthaltsraum. Bevor ich dort rein ging, atmete ich einmal durch.
Drinnen angekommen, verschaffte ich mir einen Überblick darüber, wer da war. Manuel und Lea kannte ich. Simon und deinen Kollegen kannte ich, den Rest nicht. Es schien die gesamte Besatzung da zu sein. Was ich bisher nicht oft erlebt hatte.Damien setzte sich zu einem Kollegen aufs Sofa. Ich setze mich neben ihm. Mit genug Abstand zu den anderen.
Die erste Stunde verbrachte ich, wie immer, damit, mich zu akklimatisieren.
Nach dieser Stunde nahm Damien mich mit in den wacheneigenen Behandlungsraum. Ich wusste was auf mich zukam und setzte mich auf die Liege.
Zuerst stand Abhören auf dem Plan..Herz und Lunge. Das klappte ohne Probleme. Auch Puls und Blutdruckmessen gingen inzwischen locker über die Bühne. Zumindest, wenn Damien es machte.»Das war sehr gut«, lobte er mich und packte die Sachen wieder weg.
»Ich würde heute zwei neue Sachen mit reinnehmen. Und zwar Überprüfung der oberen Atemwege und Recap Zeit. Beides erkläre ich dir vorher«
Ich nickte. Das mit dem Überprüfen der Atemwege hatte er mir schon mal erklärt. Recap Zeit sagte mir nichts.Damien schnappte sich eine Pupillenleuchte.
»Du musst nicht mehr machen als den Mund zu öffnen. Ich bin sogar so nett und erspare dir den Holzspatel«, erklärte er mir, was ich zu tun hatte.
Dem kam ich nach und er waltete seines Amtes.
Sobald er fertig war, durfte ich den Mund wieder schießen.
»Jetzt brauche ich eine Hand von dir«, gab er mir die nächste Anweisung. Ich gab ihm die Linke.
»Für die Recap Zeit brauche ich nur einen Finger. Meistens den Daumen und drücke einmal auf den Nagel. Und schaue, wie schnell es wieder durchblutet wird«, erläuterte er mir auch diesen Teil. Nickend gab ich ihm zu verstehen, dass ich es verstanden hatte.
Wie erklärt übte er Druck auf den Fingernagel meines Raumes aus und schaute, wie schnell dieser wieder durchblutet wurde.
»Sehr gut. Damit war's das für heute wieder«, damit schloss er dir Konfrontationstherapie für diesen Samstag ab.
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...