Lukes Sicht
Zwei Tage später holte mich mein Wecker um sechs Uhr in der Früh wieder aus dem Schlaf.
Nach einem freien Tag ging es wieder in die Schule.
Verschlafen setzte ich mich auf, gähnte und streckte mich einmal ordentlich.Sobald Kopf und Körper einigermaßen wach waren, ging es an die Morgenroutine. Frühstücken, anziehen, Schulranzen fertig packen und zum Bus gehen.
Am Eingang traf unsere Clique aufeinander und gingen zum Vertretungsplan, schauten, ob der Unterricht planmäßig oder nicht.
Während drei von uns den Bildschirm im Blick hatten und schauten, ob unsere Klasse, oder unser Kurs drauf zu sehen ist, hatte Viola ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes gerichtet.»Gibts da was Interessantes zu sehen?«, fragte Nick Viola.
»Ja, schaut mal«, sie deutete auf einen Zettel am schwarzen Brett. Der Ort, um Schülern Infos zukommen zu lassen. Zum Beispiel über Veranstaltungen oder ähnliches.
Wir gingen zu ihr und schauten uns den Zettel an, den sie meinte.Eine Ausschreibung des Schulsanitätsdienstes.
»Bist du in der neunten Klasse oder höher, verantwortungsbewusst hilfsbereit und hast Interesse an erster Hilfe?
Dann suchen wir genau dich als neues Mitglied für den Schulsanitätsdienst!Was erwartet dich:
- Erste Hilfe Ausbildung:
-> Bevor du auf Einsätze geschickt wirst, lernst du alles über erste Hilfe, um kleinste Verletzungen zu versorgen oder im schlimmsten Fall lebensrettende Sofortmaßnahmen durchführen zu können.
- Einsätze:
-> Du leistest während der Schulzeit und bei Schulveranstaltungen erste Hilfe
- Erfahrung:
-> Du sammelst während deiner Ausbildung und den Einsätzen Erfahrung, die dir auch außerhalb der Schulferien hilfreich sein kannWer kann mitmachen?
- Schüler*innen ab der neunten Klasse
- Vorkenntnisse in erster Hilfe sind nicht erforderlich – für uns zählen das Interesse und dein Engagement!Interesse?
Dann hol dir im Sekretariat ein Bewerbungsschreiben, füll es aus und gib es bis spätestens zum 10.11 wieder dort ab.Wir freuen uns auf dich!
Das Team des Schulsanitätsdienstes«
»Ich werd mich auf jeden Fall bewerben. Macht noch jemand von euch mit?«, fragte Viola in die Runde.
War klar, dass sie dafür Feuer und Flamme ist. Schließlich ist sie beim Jugendrotkreuz.
»Für mich ist das nichts«, meinte Nick und schüttelte den Kopf.
»Ich bin mir unsicher«, kam es von Akira, die Interesse zu haben schien.
Sie schielte zu mir rüber.
Zweifelte sie wegen mir?
»Was hält dich ab?«, wollte Viola von meiner Zwillingsschwester wissen. Diese zuckte mit den Schultern.
»Ich muss da nochmal drüber nachdenken, ob das wirklich was für mich ist«, erklärte sie.
»Und du Luke?« Viola schaute zu mir.
»Weiß nicht …«
Eigentlich war meine Meinung klar. Ich konnte niemals in eine AG gehen, die meine Angst triggern könnte.»Die haben was von Ausbildung geschrieben. Was, wenn dort ein Sanitäter ist und ich eine Panikattacke bekomme? Nein! Kommt nicht infrage!«
»Überlegt es euch. Ich werde mich auf jeden Fall bewerben!«, hatte Viola für sich beschlossen.
Akira nickte und ich tat gar nichts.»Lasst und langsam zum Raum gehen«, animierte Nick uns dazu uns auf den Weg zu machen, was wir auch taten.
Ich lief hinter den dreien her und grübelte.Wieso war das eine Sache, worüber ich mir den Kopf zerbrach? Ich konnte doch einfach sagen, dass ich nicht mitmache und fertig.
Wir erreichten den Englischraum und nach ein paar Minuten klingelte es zu Unterrichtsbeginn.
Während des Unterrichtblocks schweiften meine Gedanken zwischendurch immer wieder zu dem Thema Schulsanitätsdienst zurück.
»Ich sollte mit Akira sprechen, nicht dass sie nur wegen mir nicht mitmacht, obwohl sie wollen würde«, kam in mir der Gedanke auf.
Ja, sie wurde dort erste Hilfe lernen, aber das macht mir nichts aus. Ansonsten müsste ich vor jedem Menschen Angst haben, der einen Führerschein besitzt. Für den ist ein Erste Hilfe Kurs Voraussetzung.Der vier Block lange Schultag endete um 14:45, wonach es zum Bus ging und mit diesem nach Hause.
»Sag Mal … Hast Interesse an Schulsanitätsdienst?«, hakte ich auf dem Weg zwischen Bushaltestelle und Zuhause bei meiner Zwillingsschwester nach.
Sie wiegte den Kopf leicht hin und her. »Ja, schon, aber ich hab Angst, dass du damit nicht klarkommst«, verriet sie mir, was sie zweifeln ließ.
»Ich bin mir sicher, dass die dir nicht beibringen, wie man mit Nadeln oder Medikamenten hantiert. Deswegen würde es mich nicht stören, wenn du dorthin möchtest«, erklärte ich ihr, dass sie sich darum keine Gedanken machen musste.
»Sicher?« Sie wollte wirklich auf Nummer sicher gehen.
»Sicher. Du solltest dich nicht von mir einschränken lassen«
»Hm. Okay.«Wir erreichten unser Haus. Akira schloss auf und wir gingen rein.
Unsere Schuhe landeten im Schuhregal.
Das war noch bei der Reha, weshalb wir alleine Zuhause waren.Wie so oft in den letzten Wochen gab es freestyle essen. An diesem Tag hatte ich nicht viel Motivation mir aufwändig was zu essen zu machen, weshalb es für mich nur drei Toasts mit Nutella gab. Sobald diese in meinem Magen angekommen waren, ging es aufs Zimmer und Ran an die Hausaufgaben.
Das nahm nochmal gute eineinhalb Stunden in Anspruch.»So. Genug für die Schule getan jetzt ist chillen angesagt«
Gesagt, getan. Bevor ich mich jedoch aufs Bett pflanzen konnte, musste ich mich noch umziehen. Dann könnte ich denn Chillmodus aktivieren und das Thema Schule für den Rest des Tages aus meinem Kopf verbannen.
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...