- Kapitel 97 -

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Lukes Sicht

Nach unbestimmter Zeit wurde ich wieder wach.

Unmittelbar danach stellte ich fest, dass ich in einer anderen Position lag als vor dem Einschlafen.
Mein Kopf lag zwar noch auf etwas drauf, aber die Arme, die um meinen Oberkörper herum lagen, waren vorher noch nicht da gewesen.

Vorsichtig blinzelte ich, damit ich abchecken konnte, wie hell es um mich herum war.
Statt ins Rauminnere zu blicken, schaute ich ein dunkelblaues T Shirt an.

Irritiert schaute ich nach oben und erkannte Dad, der meine leichte Bewegung bemerkt zu haben schien und zu mir runterschaute.

»Hey, wie geht’s dir?«, fragte er mich.
»Müde, mir ist warm und meine Nase geht mir auf die Nerven …«, brummte ich und meine Stimme klang durch die verstopfte Nase ziemlich nasal.

»Möchtest du was essen?«
Nicht schon wieder das Thema Essen.
Dads leichtes Schmunzeln verriet mir, dass er meine Abneigung an meinem Gesichtsausdruck ablesen konnte.
»Okay. Dann isst du später etwas«, meinte er, was ich einfach abnickte, damit das Thema abgehakt war. Vorerst.

»Ich muss mal auf Klo …«, nuschelte ich und erbat so um Freigabe, damit Dad seine Arme, die nach wie vor um mich herum lagen, zurückzog.

»Mach vorsichtig«, sagte er und ließ mich frei.

Vorsichtig setzte ich mich auf. Die Lageänderung sorgte dafür, dass der Presslufthammer in meinem Kopf wieder begann seine nicht angeforderte Arbeit zu verrichten.
Auch leichter Schwindel machte sich bemerkbar und ich wartete darauf, dass dieser verschwand, bis ich langsam aufstand.

Auf meinem Weg zur Tür hatte ich Mom entdeckt, die am anderen Ende vom Sofa saß und ein Buch las. Sie hatte kurz ihren Blick angehoben und zu mir geschaut, bis ich durch die Tür in den Flur verschwunden war.

Ich ging aufs Gästeklo, damit ich mir die Treppen nicht antun musste.
Dort erledigte ich das, was erledigt werden musste und wusch mir die Hände.
Im Anschluss ging ich kurz in die Küche, machte mir Glas Wasser fertig und trank es leer.
Um zu schauen, wie spät es war, schaute ich auf die Uhr an der Kaffeemaschine. 13:46 Uhr.
Damit ich auf Nummer sicher gehen könnte, dass die Uhrzeit korrekt war, schaute ich nochmal auf dem Ofen nach. Dort zeigte die Uhr 13:43.
Hätte mir klar sein müssen, dass die sich nicht einig sind.

Hinter mir ertönte Schritte und ich schaute zur Tür. Durch die kam gerade Akira.

»Uh. Ja. Du siehst wirklich wie durchgekaut und ausgespuckt aus«, kommentierte sie mein Aussehen.
»Na vielen Dank«, bedankte ich mich ironisch.
»Wo hast du denn den Zugang her? Hat Jules es wieder nicht lassen können?«, machte sie mich auf was aufmerksam, was selbst ich noch nicht bemerkt hatte.
Erst schaute ich zu den beiden Handrücken, da war aber nichts.
»In der Ellenbeuge rechts«, wies sie mich drauf hin.
Und tatsächlich lag dort ein Zugang.

War ich so Matsch im Kopf, dass ich das nicht bemerkt hatte, dass da was in meiner rechten Ellenbeuge steckte?

»Er wollte mir Blut abnehmen. Dabei hat wohl mein Kreislauf schlapp gemacht. Vielleicht deswegen«, vermutete ich.
»So schlimm bei dir, dass er dir schon Blut abnehmen musste?« Sie runzelte die Stirn.
»Er meinte was von wegen auf Nummer sicher gehen, dass ich keine Lungenentzündung entwickle«, nannte ich ihr Jules Grund für den Blutklau. »Lungenentzündung wäre mies …«
Darauf nickte ich nur, da mich ein erneuter Hustenanfall überkam.

»Ich muss jetzt wieder zurück ins Wohnzimmer. Sonst macht Dad sich noch Sorgen, dass ich vielleicht auf’m Klo zusammengeklappt bin«, meinte ich.
»Mach das. Ruh dich aus«, sagte Akira darauf, nahm mich noch einmal kurz in den Arm, wonach ich zurück ins Wohnzimmer ging und mich wieder zu Dad aufs Sofa legte.

Kaum hatte ich wieder meinen Platz neben ihm eingenommen, fanden seine Arme ihre weg wieder um meinen Oberkörper.

Dieses Mal lag ich mit dem Gesicht Richtung Rauminneres. So konnte ich auch schauen, was im Fernsehen lief.
Irgendeine Scriptet Reality Serie lief da. Nichts, was mich interessierte, aber eine andere Tätigkeit kam außer Schlafen nicht infrage.

Ungefähr eine Stunde schaffte ich das zu ertragen, bis mir die Tätigkeit des Schlafs wieder sinnvoller vorkam. Mom hatte jedoch andere Pläne und versuchte mich Mal wieder dazu zu überreden was zu essen.

Irgendwie ergab mein Tagesablauf ein Muster. Meistens schlief ich oder lag wach herum und versuchte die Zeit um zu bekommen oder ich sollte was essen oder trinken. Ab und an ging man mir noch mit Fiebermessen, Abhören oder ähnlichem Kram auf die Nerven.

Ich freute mich bereits darauf, wenn ich wieder fit war.

Letztendlich hatte Mom mich wieder dazu überredet bekommen eine kleine Portion zu essen.

Nach dem Essen döste ich. Ganz einschlafen konnte ich nicht.

Gegen Abend bekamen wir von Jules die Ergebnisse meiner Blutuntersuchung. Meine Entzündungswerte sollen wohl leicht erhöht sein, aber nicht hoch genug, um sich Sorgen wegen einer Lungenentzündung zu machen.
Das waren doch einigermaßen gute Nachrichten.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt