- Kapitel 117 -

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Lukes Sicht

Der erste der durch die Tür kam war mir unbekannt, der Zweite hingegen, kam mir, vom Sehen, bekannt vor.

Wann hatte ich ihn gesehen? Und wo?
In meinem Kopf ratterte es.

In der Zeit bemerkte mich der augenscheinlich ältere von beiden.
»Huch. Ist ja doch jemand hier«, sagte er, wodurch sein Kollege mich ebenfalls entdeckte. Der ließ sich aber nicht dabei stören sich einen Kaffee zu holen.
Ich sagte nichts. Saß einfach da und beobachtete die beiden uniformierten.

»Ob ich mich in den Ruheraum zurückziehen sollte?«, kam der Gedanke in mir auf.

Mir war nicht wohl dabei mit zwei mir unbekannten Rettungsdienstlern in einem Raum zu sein.

Die beiden machten es sich auf dem anderen Sofa bequem.
Immerhin ließen sie mir meinen Freiraum.
Ich musterte den Älteren von beiden und denjenigen, der mich angesprochen hatte.
Dunkle schon fast schwarze Haare. Bartwuchs an Unterkiefer und Oberlippe. Die Augenfarbe konnte ich von hier nicht ausmachen.

Mir schoss ein Bild wieder in den Kopf, was noch nicht allzu lange zurücklag.
Und zwar aus dem Moment, wo ich mit Damien und zwei von seinen Kollegen im NEF saß und nach Hause gebracht wurde, nachdem ich vor meinem Termin hier auf der Wache geflüchtet war.
Er war dabei. Saß auf dem Beifahrersitz und hatte mich immer Mal wieder über den Rückspiegel beobachtet, was mir ziemlich unbehaglich war.

»Du bist Luke, richtig?«, fragte er mich.
Ich konnte mich zu einem leichten Nicken abringen.
»Ich bin Valerius«, stellte er sich mir vor und nahm einen Schluck Kaffee aus seiner Tasse.
Darauf nickte ich erneut, um ihm zu zeigen, das ich es gehört hatte.

»Na los, raus hier!«

»Aber er tut mir doch gar nichts«

»Noch nicht. Der Typ ist wahrscheinlich Notarzt!«

Kontrolliert atmete ich ein und aus. Versuchte mich nicht von meinem hin und her in meinem Kopf wahnsinnig machen zu lassen.
Die innere Unruhe, die sich durch das Auftauchen der beiden medizinisch angehauchten nochmals verstärkt hatte, sorgte nicht gerade zur Entspannung der Lage.
Mein Herz war unangenehm schnell am schlagen und ich hatte das blöde Gefühl in Bauch, was mich vermuten ließ, das ich ganz nah an der Kante zum Panikausbruch stand.

»Alles in Ordnung?« Der vermutliche Notarzt hatte meine Aufregung wohl bemerkt. Was nicht verwunderlich war, da ich nervös mit einem Bein auf und ab wippte.
Da ich meiner Stimme nicht traute, nickte ich nur.
Das war offensichtlich gelogen, aber ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich das Gefühl hatte jeden Moment von meiner Angst überrannt zu werden.

Um das zu verhindern, sah ich nur eine Lösung. Ich musste hier raus! Zumindest aus diesem Raum.
Das einzige, was mich an der Umsetzung hinderte, war die Frage, ob meine Beine trotz des Zitterns ihren Job machten oder nicht.

»Egal. Ich muss hier raus!«, beschloss ich diesen Punkt zu ignorieren und es einfach zu versuchen.
Vorsichtig stand ich auf. Dabei spürte ich einen Blick auf mir.
Sobald ich mir sicher war, dass Kreislauf und Beine mich nicht im Stich ließen, ging ich zur Tür und verließ den Raum. Ließ die beiden uniformierten für sich alleine.
Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, atmete ich einmal durch.

»Jetzt darfst du dich gerne wieder Beruhigen Herz!«

Langsam und noch immer zitternd ging ich zu dem Ruheraum, der mein Rückzugsort war. Tür auf, rein da und Tür wieder zu.
Bäuchlings ließ ich mich auf das Bett fallen. Dass ich krumm auf dem Bett lag und ein Teil meiner Beine nicht auf der Matratze lag, interessierte mich nicht. Eher wartete ich darauf, dass sich mein Kopf und mein Körper beruhigten. Den Gefallen wollte man mir aber nicht tun.

Unbestimmte Zeit verging und ich lag noch in derselben Position und mit geschlossenen Augen auf diesem Bett.
Das Geräusch der sich öffnenden Tür ließ mich in seine sitzende Position aufschrecken.
»Sorry. Wollte dich nicht erschrecken«, entschuldigte Damien sich, der reingekommen war.
Ich konnte aufatmen und ließ mich wieder in die Waagerechte sinken.

Schon komisch, dass ich mittlerweile meine Wachsamkeit gegenüber Damien fast komplett fallen lassen konnte.
Besagte Person setzte sich am Fußende des Bettes auf die Bettkante.

Mein Blick fixierte die Zimmerdecke.

Innerhalb von ein paar Wochen hatte er mein Vertrauen erlangt. Und das, obwohl ich der festen Überzeugung war, dass ihr niemals mehr einem Arzt vertrauen könnte.
Mit den Armen stemmte ich mich wieder in eine aufrechtere Position und schaute zu Damien.

»Sollte ich ihm jetzt erzählen, wie das ganze mit meiner Angst überhaupt zustande gekommen ist?«

Ich war mir unschlüssig.
War ich bereit? Konnte ich überhaupt bereit genug dafür sein? Gab es den richtigen Zeitpunkt, um das Thema anzusprechen?

Er saß dort und sagte nichts. Schien darauf zu warten, dass ich was sagte.
»K-Kann ich ihnen was erzählen?... «, fragte ich nach, ob das für ihn okay war.
»Klar. Wenn du das möchtest«, bejahte er meine Frage.

»Okay dann jetzt oder nie Luke. Trau dich!«

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt