- Kapitel 144 -

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Lukes Sicht

Niemand erhörte meine Bitte.

Kein Fluchtweg.
Keine Hilfe.
Ich war ihm ausgeliefert!

Verzweifelt versuchte ich an ihm vorbeizurennen, damit ich keine Wand mehr im Rücken hatte. Mein Versuch, wurde durch einen Griff an meinen Oberarm ausgebremst. Panisch versuchte ich mich loszureißen. Ohne Erfolg. Er war stärker als ich.

»Lass … mich los!«, brachte ich zwischen hektischen Atemzügen hervor. Er ließ sich davon nicht beirren.

»Du beruhigst dich jetzt erstmal«, forderte er mich auf, erreichte damit aber das Gegenteil. Sekündlich steigerte ich mich immer mehr in die Panik hinein. Gab die Versuche mich aus seinem Griff zu befreien nicht auf.

Mit jedem Atemzug schien die Luft im Raum dünner zu werden.
Das Pochen meines Herzens wurde immer lauter und die Welt begann vor meinen Augen zu wackeln.

»Was will er von mir?«
»Was hat er vor?«
»Hilfe!«

Hände und Füße begannen zu kribbeln. Versuchte alles um mich mit meiner letzten Kraft zu befreien. Dadurch wurde der Griff um meinen Oberarm noch fester.
Ich hörte Maik was reden, konnte ihn jedoch durch das Rauschen und Pochen in meinen Ohren nicht verstehen.

Das Drehen vor meinen Augen und in meinem Inneren nahm an Fahrt auf.

»Ich hab keine Chance.«

Resignierend ließ ich die Körperspannung fallen. Auf dem Boden aufschlagen tat ich nicht. Maiks Griff um meinen einen Arm verhinderte das. Meinen anderen Arm packte er ebenfalls und ließ mich kontrolliert auf den Boden runter.

Ich kniff die Augen zusammen. Wollte das Karussell vor meinen Augen nicht mehr sehen und wehrte mich mit Händen und Füßen gegen den Notarzt.
Sekündlich wurden meine Bewegungen unkoordinierter. Luftnot, Herzrasen, Schwindel, und Panik brauten sich zu einem mächtigen Strudel zusammen, in dem ich immer weiter in die Tiefe gezogen wurde, bis es mir die Lichter ausknipste und alles um mich herum verstummte.

Keine Ahnung wie lange ich in diesem schwarzen stillen Nichts gefangen war.

Es konnten Sekunden, Minuten aber auch Stunden gewesen sein. Mir fehlte jeglicher Bezug zur Zeit.

Irgendwann begannen etwas das schwarze nichts zu durchbrechen. Ein Geräusch. Mal war es da, dann wieder nicht. Irgendwas schmerzte kurz. Das Geräusch war wieder da. Dieses Mal lauter. War das eine Stimme?
Wieder der Schmerz.
Ich spürte Kälte.
»...gen auf!«
Eindeutig eine Stimme.
Ein stechender Schmerz durchfuhr meinen Brustkorb, was mir einen brummenden Laut entlockte.
»Mach mal die Augen auf!«, forderte mich jemand auf.
Noch herrschte in meinem Kopf ein seltsamer Nebel.
Ich verstand die Worte, verarbeiten konnte mein Kopf sie noch nicht.
Jemand griff nach meinem Handgelenk.
»Kannst du mich hören?«, fragte mich jemand.
Brummend stimmte ich zu und versuchte meine Augen zu öffnen. Ein paar Versuche brauche es, bis ich die Augen öffnen konnte und mit dem Licht um mich herum klarkamen.
Jemand kniete neben mir und schaute mich an. Ich schaute der Person direkt ins Gesicht.

Ein paar Sekunden brauchte mein Kopf, um zu verstehen, wer da neben mir saß.
Maik!
Von jetzt auf gleich schaffte ich es mich aufzusetzen und von ihm wegzurutschen. Mit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an.

Seufzend schüttelte er den Kopf und stand auf.
»Ich verstehe nicht, wieso du dermaßen Angst vor mir hast. Was glaubst du, hab ich mit dir vor? Dich in den RTW zu verschleppen und irgendwas mit dir anzustellen? Da muss ich dich leider enttäuschen. Eigentlich wollte ich dich fragen, was du hier alleine in der Fahrzeughalle machst, aber nein. Du gehst direkt vom Schlimmsten aus!« Mit verschränkten Armen lehnte er sich an den RTW.

Zittrig saß ich da und starrte ihn an.

Plötzlich öffnete sich eines der Hallentore.
Das war meine Chance! Ich wollte aufstehen und durch das geöffnete Tor fliehen.
Maik schien zu wissen, was ich vorhatte und stellte sich zwischen mich und meinen Fluchtweg, wo ein NEF hereingefahren kam.

Damien?

Langsam stellte ich mich auf meine wackeligen Beine. Maik behielt mich genauestens im Auge. Schien jederzeit dazu bereit zu sein zu mir zu eilen.

Zwei Personen stiegen aus dem NEF aus.
Zu meiner Enttäuschung war es nicht Damien, sondern Valerius und Daniel.

Valerius war der erste, der auf die Situation aufmerksam wurde.
»Was ist denn hier los?«, fragte er und schaute zwischen mir und Maik hin und her.
»Er hat Panik bekommen, weil ich mit ihm reden wollte«, klärte Maik ihn auf.

In der Zwischenzeit hatte sich das Hallentor wieder geschlossen und damit mein Fluchtweg. Immerhin war ich nicht mehr mit Maik alleine.

Mit Valerius konnte ich umgehen.
Ihn konnte ich einschätzen.

»Hast du ihm das gesagt, dass du mit ihm reden willst?«, stellte Daniel die Frage an Maik.
»Wenn er mir die Chance dazu gelassen hätte sicherlich«
Daniel zog eine Augenbraue in die Höhe.

Während die beiden am diskutieren waren, kam Valerius auf mich zu.

»Gehts bei dir?«, erkundigte er sich nach meinem Wohlbefinden.
Leicht nickte ich und zog mich an eine Wand hinter mir zurück. Das Zittern meiner Beine wollte nicht weniger werden.
»Schaffst du es mit mir in den Aufenthaltsraum zu gehen?«, wollte er wissen.
»Weiß nicht«, meinte ich.
»Wir machen langsam. Falls du merken solltest, dass es nicht geht, sagst du Bescheid, okay?« Zustimmend nickte ich und wir machten uns langsam auf den Weg Richtung Flur.

Da die Tür verschlossen war, musste Maik sie uns erst öffnen. Wurde danach aber von Daniel wieder in Beschlag genommen, damit er uns nicht folgen konnte.

Bis zur Treppe schaffte ich es selbst. Die hochzugehen traute ich mir mit meinen Wackelpudding Beinen nicht zu. Auf dem Flur stehen bleiben wollte ich nicht, weshalb ich Valerius Hilfe in Anspruch nahm. Er half mir die Treppe nach oben und die restlichen Meter zum Aufenthaltsraum.

Erschöpft ließ ich mich auf einem der Sofas nieder.

Die ganze Aufregung hatte mich müde gemacht. Außerdem war mir schlecht und mein Magen schmerzte. Ich legte eine Hand auf die schmerzende Stelle.

»Schmerzen?«, bemerkte er mein Unwohlsein.
»Übel und Bauchschmerzen«, brachte ich hervor.
»Darf ich mal schauen?«
Verneinend schüttelte ich den Kopf und versuchte mich aufzusetzen.
Zwar war Valerius mir lieber als Maik, aber untersuchen lassen konnte ich mich von ihm nicht.

»Okay«, akzeptierte er meine Entscheidung und ging zu der kleinen Küchenzeile rüber. Dort griff er nach einer Flasche in einem der Wasserkästen, kam mit dieser zu mir rüber und drückte sie mir in die Hand. Das war wohl die indirekte Aufforderung was zu trinken.
Ungern wollte ich den Herrn Notarzt bzw. ärztlicher Leiter Rettungsdienst verärgern, öffnete die Flasche und trank ein paar Schlucke.

Es kribbelte stark in meinem Hals. Es zog sich sogar bis in die Nase, was mich was fast zum Niesen brachte. Ein Blick auf das Etikett der Flasche bestätigte meine Vermutung. Classic statt Medium. Die volle Dröhnung Kohlensäure. Ich zwang mir trotzdem noch ein paar Schlucke Wasser runter. Versuchte die Übelkeit zu ignorieren.
Nachdem ich fertig war mit trinken, stellte ich die Flasche weg.

Valerius hatte sich auf das andere Sofa gesetzt. Wahrscheinlich aus Rücksichtnahme zu mir.

»Wann kommt Damien wieder?«, fragte ich ihn.
»Das weiß ich leider nicht. Er kann bald wieder hier sein oder noch eine Weile unterwegs sein«, war seine Antwort.

»Na toll. Was soll ich denn machen, wenn er auch wieder rausmuss? Dann bin ich wieder mit Maik alleine hier und ich befürchte das er sich nicht davon abhalten lässt infach in meinen Saferoom zu kommen. Scheiße! Kann es nicht bitte schon fünfzehn Uhr sein, damit ich nach Hause kann?«

Ich könnte einfach nur hoffen, dass Damien schnell wieder hier war damit ich nicht nochmal mit Maik alleine in diesem Gebäude war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: 4 days ago ⏰

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