- Kapitel 140 -

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Lukes Sicht

»Ich heiße Luke. Die Idee zum Schulsanitätsdienst zu kommen kam von meiner Zwillingsschwester. Und ja. Jetzt sind wir hier.«

Immerhin stotterfrei.

Nach mir war Akira dran und nach ihr Viola, wonach die Vorstellungsrunde beendet war.

»Sehr gut. Es wird sicher seine Zeit brauchen, bis ich eure Namen richtig zuordnen kann, aber ich werde mir Mühe geben. Zum Glück seid ihr eine kleine Gruppe, da sollte das nicht allzu lange brauchen. Wie denn auch sei, machen wir weiter im Text. Als Nächstes sprechen wir darüber, was euch für Aufgaben erwarten und was es bedeutet Teil dieses Teams zu sein«, leitete Herr Wagner zum nächsten Thema über.

Sich auf das zu konzentrieren, was er sagt, während die Gedanken Achterbahn fuhren war ziemlich anstrengend und ich hatte meine Zweifel, dass ich das bis zum Ende durchhielt.

»Eure Hauptaufgabe als Schulsanitäter ist es bei Notfällen zu helfen. Das werdet ihr in den nächsten Wochen lernen. Neben der ersten Hilfe gehört auch die Absicherung von Schulveranstaltungen zu euren Aufgaben«, zählte er auf, was unsere Aufgaben waren als Schulsanitäter.

»Um diesen Aufgaben gerecht zu werden, müsst ihr euch im Klaren darüber sein, was es bedeutet Teil dieses Teams zu sein.
Es bedeutet Verantwortung zu übernehmen im Notfall einen kühlen Kopf zu bewahren und die besten Entscheidungen zu fällen, damit eure Patienten die bestmögliche Hilfe erhalten.
Um das zu gewährleisten ist eine Sache ganz wichtig. Teamwork. Während eurer Einsätze werdet ihr mindestens als Zweierteams eingeteilt sein. Das hat folgenden Hintergrund:
Jeder von euch hat seine Stärken und Schwächen. Was die Schwäche des einen Teammitglieds ist, kann die Stärke des anderen sein. So ergänzt ihr euch und könnt besser und effektiver arbeiten.
Das mag im ersten Moment alles sehr überwältigend Klingen, aber keine Sorgen. Ihr werdet in den nächsten Wochen gut vorbereitet werden«, fuhr er fort und lächelte in die Runde.

Mein Kopf rauchte. Er hatte nicht lange geredet. Viele Infos waren es trotzdem. Besonders für meinen Kopf, der damit zu kämpfen hatte nicht die Panik überhand gewinnen zu lassen.

»Und wie genau die nächsten Wochen ablaufen werden, das wird euch Fynn jetzt erklären«, brachte er seinen Monolog zu einem Abschluss und übergab das Wort an Fynn.

»Der richtige Beginn euer Ausbildung zu Schulsanitätern ist, am nächsten Dienstag. Wir werden uns die nächsten drei Monate zweimal die Woche, an jedem Dienstag und Freitag, sofern an den Tagen nicht frei ist, treffen und verschiedenste Themen besprechen. Am Dienstag werden wir mit dem Thema starten, was es rechtliches bei der ersten Hilfe zu beachten gibt. Einfach damit ihr abgesichert seid. Danach kommen wir bereits zu einem Thema, wo wir sogar etwas Praxis einbringen können. Und zwar besprechen wir, wie man einen Notruf absetzt und was es dabei zu beachten gibt. Die Tage danach werden wir uns die verschiedenen Themenbereiche der ersten Hilfe ansehen.
Unser Equipment, Vitalzeichen, Bewusstseinsprüfung, Versorgung von diversen Verletzungen, Verhalten bei speziellen Notfällen, Lebensrettende Sofortmaßnahmen, und wir werden über ein paar Schemata sprechen, die euch im Einsatz helfen können«, erzählte er uns, was uns in den nächsten Wochen grob erwartete.

»Ob ich das schaffe?«

»Habt ihr dazu fragen?«, stellte Fynn die Frage in die Runde.
Niemand meldete sich.
»Sehr gut. Das wären fürs Erste die Infos, die Ihr braucht. Da wir euch am ersten Tag nicht direkt überfordern wollen mit zu viel Informationen, lassen wir es für heute bleiben. In den nächsten Wochen werdet ihr es schon mit ausreichend Stoff zum Lernen zu tun haben.« Herr Wagner lächelte leicht in die Runde.
»Die eine Stunde, die uns noch zur Verfügung steht, sollten wir aber nicht ungenutzt lassen. Deswegen haben wir uns überlegt die Zeit zu nutzen, um bereits ein bisschen Teambuilding zu betreiben. Dafür haben wir ein paar Spiele mitgebracht. Zuvor bekommt ihr aber die Möglichkeit was zu trinken und kurz an die frische Luft zu gehen, wenn ihr es braucht.«

Frische Luft klang gut. Die hatte ich dringend nötig.

Wir wurden in die Pause entlassen und ich musste mich beherrschen nicht von meinem Stuhl aufzuspringen und aus dem Raum zu flüchten.
Stattdessen erhob ich mich langsam von meinem Stuhl und schaute zu Akira rüber. Sie und Viola waren ebenfalls aufgestanden.

»Kommst du mit raus Luke?«, fragte mich meine Zwillingsschwester.
Ich wollte gerade antworten, als jemand neben mir auftauchte.
»Hast du kurz eine Minute?«

Ich drehte meinen Kopf zur Seite und entdeckte Fynn.

Mein Herz begann nochmal schneller zu schlagen.
Was wollte er von mir?

»W-wieso?«, fragte ich stotternd.
»Ich möchte kurz mit dir reden. Wird nicht lange dauern. Versprochen!«

Nicht wissend, was ich tun sollte, schaute ich zu Akira rüber. Sie musterte Fynn skeptisch und schaute danach zu mir.

»Eine Minute«, sagte ich zu Fynn, dieser nickte, lief vor und ich folgte ihm. Wir verließen den Raum und gingen nach rechts. Dort war die Notausgangstür.
Fynn lehnte sich an die Wand. Ich blieb unsicher zwei Meter vor ihm stehen knibbelte an meinen Fingernägeln und zitterte leicht vor lauter Anspannung und Nervosität.
»Gehts bei dir? Du wirkst teilweise echt nervös und ich hab die sorge, dass du jeden Moment Panik bekommst.«

Leicht verdutzt schaute ich ihn an. Er machte sich Sorgen um mich?
Ja, er hatte sich gekümmert, als ich vor lauter Panik geflüchtet bin und mich dabei auf Maul gelegt hatte, aber, dass er sich wirklich darum bemühte mich nicht zu überfordern und sich Sorgen machte, dass ich Panik bekam war … seltsam.

»Es geht. Ja. Die Angst ist da, aber es hält sich in Grenzen. Bzw. ich kann sie in Grenzen halten«, versicherte ich ihn, dass ich klarkam. Den letzten Satz hatte ich absichtlich leiser ausgesprochen.
»Wenn es dir zu viel wird, kannst du zu mir kommen. Okay? Ich möchte nicht, dass du wieder Blindlinks losrennst«
»Ich versuchs.«

Versprechen konnte ich ihm nichts. Schließlich ist er Rettungssanitäter. Meine Angst wäre nicht wirklich davon überzeugt zu ihm zu gehen, wenn sie mich übermannt.

Er lächelte leicht.
»Gut. Und jetzt nutz die restliche Pause noch, um einmal frische Luft zu schnappen und einen Schluck zu trinken«
Ich nickte und nachdem er sich wieder auf den Weg zum Raum gemacht hatte, ging ich nach draußen.

Viel Zeit von den fünf Minuten blieb mir nicht mehr. Trotzdem wollte ich einmal frische Luft schnappen.

Ich trat durch die Tür nach draußen. Die frische Luft strömte mir entgegen und ich atmete tief ein und wieder aus.

»Du hast bereits eine Stunde geschafft. Die Zweite schaffst du auch«, redete ich mir selbst gut zu.
Meine Angst war natürlich anderer Meinung. Das versuchte ich aber zu ignorieren.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt