- Kapitel 93 -

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Lukes Sicht

Nun saß ich da. Alleine in dem Raum, voller Sachen, die meine Angst triggerten.

Um nicht die ganze Zeit zu sehen, wo ich mich befand, hatte ich die Augen geschlossen und versuchte die aufkommenden Gedanken einer möglichen Flucht zu verdrängen.

Mir war zwar alles andere als wohl dabei hier zu sein, jedoch fühlte ich mich nicht dazu in er Lage eine Flucht nach Hause durchzustehen. Zumal das wieder Ärger bedeutet hätte und darauf konnte ich getrost verzichten.

Keine fünf Minuten vergingen, bis sich die Tür wieder öffnete und jemand zu mir reinkam.

Das war der Moment, an dem ich meine Augen wieder öffnete, um mich zu vergewissern, dass es wirklich Chris war, der reingekommen war und nicht Maik oder so.

»Hey Luke, hab gehört dir geht’s nicht so gut«, waren die ersten Worte von ihm, die er zu mir sagte.
»Nur ein bisschen angeschlagen. Nichts Wildes«, winkte ich ab, damit er sich keine Sorgen machte. »Damien hat erzählt, du hast Fieber.«
»Bisschen«
»Trotzdem gehörst du ins Bett. Und damit du da schnellstmöglich hinkommst, werde ich Mal kurz telefonieren gehen. Kommst du hier für den Moment alleine zurecht oder geht gar nicht?«, wollte er auf Nummer sicher gehen, dass ich nicht in Panik verfiel während seiner Abwesenheit.
»Ist okay«, meinte ich, worauf er nickte und sich zum Telefonieren wieder vor die Tür verabschiedete.

Ich wollte gerade meine Augen wieder schließen und meinen Kopf zurück an die Wand hinter mir lehnen, als ich ein weiteres Mal wahrnahm, wie die Tür sich öffnete.

Irritiert darüber, da ich nicht davon ausging, dass Chris innerhalb von einer Minute fertig war mit telefonieren, schaute ich in Richtung des Raumtrenners und entdeckte Marius, der sich reingeschlichen hatte.

»Hey, alles klar? Ich hab gehört, du bist krank.« Er schaute zu mir.
»Bisschen. Husten, Fieber, Kopfschmerzen. In ein paar Tagen bin ich wieder fit«, fasste ich meinen Zustand ganz grob für ihn zusammen. Währenddessen war er zu mir rübergekommen und hatte sich neben mich auf die Liege gesetzt.
»Du solltest vielleicht Abstand halten. Nicht, dass du dich ansteckst.« Keinesfalls wollte ich, dass er in ein paar Tagen auch krank war. Und dann noch wegen mir.
»Die paar Minuten wird schon nichts passieren. Ich hab dich jetzt ein paar Tage nicht gesehen und das ist jetzt meine Chance zumindest ein paar Minuten mit dir quatschen zu können. Außerdem hab ich mir Sorgen gemacht, als ich gehört habe, dass du krank bist«, erklärte er mir, wieso er sich zu mir in den Raum geschlichen hatte.
»Deinem Vater wird das sicher nicht gefallen, dich hier zu sehen«, machte ich ihn darauf aufmerksam, wonach mich ein kleiner Hustenanfall überkam.

»Muss Papa jetzt auf dich aufpassen? Ich hab Papas und Damiens Gespräch leider nicht ganz mitbekommen«, wollte er wissen, wie es bei mir weiter ging. »Chris soll jetzt meinen Onkel anrufen, also Jules, wenn ich das richtig verstanden habe. Der soll mir eine Abholung organisieren. Ich vermute aber, dass er selbst herkommen wird«, gab ich Damiens Plan ungefähr wieder. Mein Kopf war einfach zu matsche, um eins zu eins wiedergeben zu können, was Damien gesagt hatte.
»Die Situation ist sicher ziemlich blöd für dich mit deiner Angst. Die Mediziner Fraktion wird dich sicher nicht mehr so einfach in Ruhe lassen«, hielt er mir die Tatsache nochmal vor, mit der ich sowie schon zu kämpfen hatte, seitdem Damien mein Zustand aufgefallen war.
»Ich hoffe einfach, dass wenn Jules mich abholt, er mich schnellstmöglich wieder in Frieden lässt«
»Vielleicht hast du ja Glück. Zumindest wünsche ich dir es. Manchmal kann das ganz schön anstrengend sein, wenn man in der Familie oder im Umfeld Menschen hat, die im medizinischen Bereich arbeiten«. Er nahm mich in den Arm.

»Man merkt, dass du Fieber hast. Du bist ganz schön warm. Kann man dich als Heizung mieten?«, scherzte er über meine erhöhte Wärmeausstrahlung, was mir ein leichtes Schmunzeln aufs Gesicht zauberte. »Leider nicht. Ansonsten bucht man das Kurzzeit-Abo mit, selbst für eine bestimmte Zeit zur Heizung zu werden.«
»Schade«, brummte er.

Dann öffnete sich plötzlich die Tür. Marius löste sich von mir und wir beide schauten nach vorne zu Chris, der gerade reingekommen war und erst mich und dann Marius anschaute.

»Was machst du hier?«, fragte er seinen Sohn. »Nach Luke sehen. Ich hab mitbekommen, dass er da ist und wollte ein wenig mit ihm reden«, gab Marius ihm eine Antwort.
»An sich hab ich ja nichts dagegen, aber im Moment ist das wirklich keine gute Idee. Luke ist krank und ich möchte nicht, dass du dich ansteckst. Tust du mir deswegen bitte den Gefallen und gehst zu den anderen zurück in den Aufenthaltsraum?«, bat Chris Marius darum.
»Ich hab ihn aber schon eine Weile nicht mehr gesehen«, wehrte der jüngste im Raum sich gegen diese Aufforderung.
»Ich weiß, wie sehr du Luke als Freud hast und dass du jetzt gerne weiter mit ihm reden würdest, aber er ist krank und du weißt, wie sehr mir deine Gesundheit am Herzen liegt. Deswegen gehst du jetzt bitte zurück. Montag geht die Schule wieder los, da seht ihr euch beide wieder, wenn Luke wieder fit ist«, versuchte Chris ihn dazu zu überreden seiner Bitte nachzukommen.
Darauf war nur ein leises murrendes Geräusch von Marius zu hören, der sich von der Liege runter auf seine Füße gleiten ließ.

»Lass dich von Jules und Papa nicht ärgern. Aber ruh dich aus, damit du Montag wieder fit bist. Klar?«, wandte er sich nochmal mir zu, bevor er den Raum verlassen musste.
»Ich gebe mein bestes«, versicherte ich ihm. Darauf lächelte er leicht und verließ mit den Worten: »Bis Montag«, den Behandlungsraum.

Ich hatte ihm noch nachgeschaut. Sobald die Tür wieder zu war, schaute ich zu Chris, der es sich auf dem Rollhocker bequem gemacht hat.

»Jules ist informiert. Er wird vorbeikommen und dich abholen. Eine Viertelstunde sollte er brauchen, bis er hier ist«, informierte er mich und bestätigte mir damit meine Vermutung.

»Na ganz toll. Hoffentlich wird Jules mich wirklich nur Zuhause absetzen und ins Bett eskortieren. Auf seinen Arztmodus hab ich nun wirklich keine Lust …«

Ich bezweifelte es zwar, dass ich so einfach davon kam, aber man dürfte ja noch hoffen.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt