- Kapitel 87 -

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Lukes Sicht

Noch immer darüber nachdenkend, ob ich runtergehen sollte oder nicht, saß ich auf meinem Schreibtischstuhl und schaute die Tür an.
Mittlerweile waren es fünf Minuten, die ich bereits alleine in meinem Zimmer war. Und wenn das so weiter ging mit dem Hin und Her in meinem Kopf, ob ich mich dem Gespräch stellen sollte oder besser nicht, dann konnten aus den ursprünglichen fünf Minuten schnell mehr werden.

Noch einmal knapp fünf Minuten später klopfte es an meiner Tür.

Ich spannte mich an.
War noch nicht bereit für das Gespräch, falls Mom die Person war, die vor der Tür stand.

»Soll ich was sagen, oder nicht? Vielleicht glaubt die Person ja, dass ich eingeschlafen bin, wenn ich nicht antworte«, ging es mir durch den Kopf.

»Luke? Ist alles in Ordnung?«, ertönte es von der anderen Seite der Tür und ich war froh, dass es Damiens Stimme war und nicht Moms.

»Alles okay«, antwortete ich ihm.

»Gut. Ich hab mit deiner Mutter geredet. Sie hat mir versprochen, dass du keinen Ärger bekommst. Das heißt, du hast jetzt deine Ruhe vor ihr«, klärte er mich auf, was mich erleichterte.
»Für heute würde ich dich in Ruhe lassen. Das alles war schon stressig genug, da will ich dir nicht auch noch die Wache aufzwingen. Wir sehen uns dann am Dienstag zur gewohnten Uhrzeit und am gewohnten Ort wieder«
Mehr als ein »Danke«, brachte ich nicht hervor. Ich war einfach froh darüber, dass er es akzeptierte, dass ich einen schlechten Tag hatte und mich deswegen nicht dazu zwang über meine Grenzen zu gehen.

»Dann bis Dienstag. Pass auf dich auf«
Danach entfernten sich Schritte von meiner Tür und ich schloss die Augen.
Die ganze Aktion, der ganze Stress hatte mir einiges an Energie abverlangt. Die Müdigkeit, die dadurch zu Stande kam, wäre ausreichend gewesen, damit ich schlafen konnte.
Vom Schlafen abhalten tat mich jedoch die Sitzposition auf meinem Stuhl und die Tatsache, dass es an der Tür klopfte, die kurz darauf aufging und jemand reinkam.

»Du machst Sachen«, hörte ich Akira sagen, die sich auf mein Bett setzte. Ich öffnete die Augen wieder und schaute zu ihr.
»Da bin ich im Training und werde plötzlich von Jules angerufen. Sein Timing war auch ziemlich gut. Trinkpause. Ansonsten hätte ich das gar nicht mitbekommen«
»Tut mir leid …«, murmelte ich und schaute auf den Boden. Ihr Tonfall ließ mich darauf schließen, dass sie sich Sorgen gemacht hatte und das wollte ich nicht.
»Ich bin dir nicht böse, sondern habe mir Sorgen gemacht. Zum Glück bist du wieder unbeschadet hier angekommen.«
Darauf nickte ich.

»Wie kamst du eigentlich auf die Idee?«, wollte sie wissen.

»Soll ich es ihr erklären?
Würde sie es verstehen oder über meine Beweggründe den Kopf schütteln?
Kann ja sein, dass ich einfach übertrieben habe …«

Geduldig wartete sie darauf, ob eine Antwort von mir kam.

Immer Mal wieder setzte ich an, traute es mich aber letztendlich nicht zu sprechen.

»War es zu viel? Die Kombination aus der Sorge um Dad und deiner Angst?«, spekulierte sie, was ich nickend bestätigte.
»Aktuell ist es halt einfach ein bisschen viel. Ich hab ja auch mit der Sache mit Dad zu kämpfen und bei dir kommt deine Angst nochmal obendrauf. Das ist sicher viel, was in seinem Kopf vorgeht, weshalb ich auch nicht sauer darüber bin, dass du heute die Entscheidung getroffen hast nicht zur Wache zu fahren«
Ich schaute zu ihr über und wir schauten und gegenseitig an.

Was sollte ich nur ohne sie machen?
Wahrscheinlich wäre ich aufgeschmissen gewesen.
So hart das auch war.

»Komm her! Ich mag jetzt kuscheln! Hast ja jetzt trockene Sachen an.« Sie hatte auffordernd die Arme nach mir ausgestreckt. Da konnte ich natürlich nicht nein sagen, stand auf, ging zum Bett rüber, setze mich zu ihr und ließ mich in den Arm nehmen. Meine legten sich ebenfalls um sie und wir ließen uns in die Waagerechte sinken.

In dieser Position hatte ich echt Mühe, nicht einzuschlafen.

Kurz bevor meine Augen mir endgültig zufielen, holte Mom uns zum Essen.

Trotz, dass Damien gemeint hatte, dass er alles geklärt hatte, war ich mir unsicher, ob ich mich blicken lassen sollte.

Akira nahm mir die Entscheidung ab, indem sie mich an der Hand nahm und mit nach unten nahm.

Vor Nervosität schlug mein Herz zum wiederholten Male an diesem Tag schneller als es sollte.

In der Küche angekommen, sah ich Mom und Jules bereits am Tisch sitzen.
Das verlangen den Rückwärtsgang einzulegen und mich wieder nach oben zu verziehen war enorm. Doch niemand sagte etwas.

Meine Zwillingsschwester setzte sich auf ihren Platz und ich setzte mich nach kurzem Zögern auf meinen.

»Du kannst dich entspannen. Damien hat uns alles erklärt. Iss erstmal was und beruhig dich«, versuchte Jules mir die Nervosität zu nehmen und damit die angespannte Stimmung beim Essen zu lockern.
Ich nickte leicht, befüllte meinen Teller und begann zu essen.

Viel bekam ich nicht runter. Hauptsache war, dass ich es versucht hatte.

Nach dem Essen ging es wieder auf mein Zimmer. Akira war wieder mit mir mitgekommen und wir entschieden uns dazu zusammen faul zu sein und YouTube zu schauen. Das kam meinen Kopf gelegen. Für was anderes fehlten mir schlichtweg die Kapazitäten.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt