- Kapitel 136 -

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Lukes Sicht

Akira öffnete die Haustür und wir gingen rein. Meinen Schulranzen stellte ich auf die Treppe, damit ich ihn später nicht vergaß mit hochzunehmen. Akira stellte ihren neben meinen.
Die Schuhe landeten im Schuhregal.

Im Flur roch es bereits nach Essen. Appetit hatte ich nach den Geschehnissen am Vormittag keinen. Essen sollte ich trotzdem was, weshalb ich mit meiner Zwillingsschwester in die Küche ging, wo unsere Eltern bereits am Tisch saßen.

»Hey ihn beiden, wie war die Schule?«, begrüßte Mom uns.
Schulterzuckend ließ ich mich auf meinem Platz nieder.
»Wie Schule nun mal ist«, war Akiras Antwort.
»Lasst uns essen«, lenkte Dad das Thema aufs Essen um und begann sich als erster was auf den Teller zu packen. Danach war Akira dran, nach ihr Mom und ich befüllte meinen Teller als Letztes.
»Was ist denn mit deinen Händen passiert, Luke?«. Moms schaute entsetzt auf meine verbundenen Hände.
»Halb so wild. Nur ein paar Schürfwunden«, winkte ich ab und begann in meinem Essen herumzustochern.
»Was ist passiert?«, hakte sie nach.
»Bin blöd gefallen. Das ist doof gelaufen.« Sie musste ja nicht wissen, was der Auslöser dafür war.

»Wir haben übrigens unsere Rückmeldungen wegen unserer Bewerbungen für den Schulsanitätsdienst bekommen«, wechselte Akira das Thema.
»Das ging aber schnell. Und? Gute Nachrichten?«
Akira lächelte leicht. »Wir sind angenommen!«
»Das ist doch super!«, kam es erfreut von Mom.
»Ich bin stolz auf euch!«, schloss Dad sich an.
Akira nickte und schob sich eine Gabel Essen in den Mund.

»Wann ist das erste Treffen?«, fragte Mom weiter.
»Freitag. Normalerweise haben wir an diesem Tag kurz. Das Treffen liegt im vierten Block. Wir haben also um 14:45 Schluss«, klärte Akira sie auf.
»Schaffst du das zeitlich mit deinem Termin bei Dr. Martens?«
»Der ist erst gegen 16 Uhr. Ich werde wahrscheinlich direkt durchfahren und nicht erst wieder nach Hause kommen«, erkläre Akira, wie sie es mit ihrem Termin geplant hatte.
»Das klingt gut«, meinte Mom darauf. Meine Zwillingsschwester nickte.

Irgendwie hatte ich es geschafft meine keine Portion runter zu zwängen.

Nach dem Essen ging es hoch. Hausaufgaben machen.

Das Schreiben mit einer verbundenen Hand war schwierig, weshalb ich für die Deutschhausaufgaben länger brauchte als üblich.
Deswegen war ich froh, als ich endlich fertig war.
Noch schnell umziehen und ich konnte mich auf mein Bett chillen. Bevor ich letzteres tat, schaute ich mir meine Hose nochmal an. Stirnrunzelnd betrachtete ich die beiden Löcher auf Höhe der Knie.

Ärgerlich um die Hose, aber wäre die nicht gewesen hätte meine Knie ausgesehen wie meine Hände und ich wäre noch einbandagierter als sowieso schon.

»Das hatte ich zwei Wochen früher gebraucht. Dann hätte ich als Mumie zu Marius Beerdigung gehen können. Passend zu Halloween.«

Seufzend ließ ich mich auf meinem Bett nieder und schaute meine Zimmerdecke an.

»Freitag ist das erste Treffen vom Schulsanitätsdienst mit ihren neuen Mitgliedern. Fynn hat gemeint, er sei dabei von der Ausbilderseite. Er scheint eine hohe Position in dieser AG zu haben.
Wie das wohl werden wird? Ob ich Panik bekommen werde? Bitte nicht. Die Panikattacke heute hat mir für die Woche gereicht …«

Ich drehte mich auf den Bauch und nahm meine Kopfhörer vom Nachttisch. Diese koppelte ich mit meinem Handy und ließ Musik laufen.

Der Rest des Tages verging wie immer unspektakulär und am nächsten Tag nach der Schule stand wieder einmal der Termin bei Damien an.

Den Versuch meine Hausaufgaben vor dem Termin zu erledigen ließ ich bleiben. Den Frust konnte ich mir sparen.

Pünktlich um sechzehn Uhr saß ich auf der Bank im Klinikpark und wartete auf den Herrn Psychiater.
Während meiner Wartezeit, schaute ich dem bunten Laub dabei zu, wie es vom Wind über die Wege des Parks getragen wurde.
Bald gab es an den Laubbäumen keine Blätter mehr. Zumindest bis nächstes Frühjahr.

»Hallo Luke«, begrüßte Damien mich und setzte sich neben mich auf die Bank.
»Hallo« war meine kurze Erwiderung.
»Gut in die Woche gestartet?«, erkundigte er sich.
Statt ihm verbal zu antworten, schaute ich auf meine bandagierten Hände.
Sein Blick folgte meinem.
»Was hast du denn da angestellt?«, fragte er direkt nach.
»Blöd hingefallen.«
»Wie ist es dazu gekommen?«

Innerlich seufzte ich.
Ja, ich sollte es ihm erzählen. Dazu waren diese Termine da.

»Wir haben gestern unsere Rückmeldungen wegen des Schulsanitätsdiensts bekommen …«, fing ich an zu erzählen.
»Akira, Viola und ich haben uns beworben und sind alle drei angenommen worden.«

»Das sind gute Nachrichten!«

»Hm-m«, brummte ich und schaute auf den Boden.

»Hat die Rückmeldung was mit deinen Verletzungen zu tun?«. Er deutete auf meine Hände.
»Ich bin in Panik verfallen. Wollte meinen Beitritt zurücknehmen. Dazu kam ich jedoch nicht, weil ich in eine Panikattacke gerutscht und losgelaufen bin. Während ich gerannt bin, wurde mir schwindelig und ich bin doof hingefallen. Keine Sorgen! Ich bin nicht auf den Kopf gefallen! Und ich wurde, wie man sehen kann, gut versorgt!«, erzählte ich weiter.
»Das du gut versorgt worden bist, sehe ich. Wer war das denn?«
»Fynn. Einer der Schulsanitäter. Ich hab ihm von meiner Angst erzählt.«
Damit kannte er grob die ganze Geschichte.
»Hey. Das ist super, dass du es geschafft hast es wem zu erzählen!« Ich konnte das Lächeln aus seiner Stimme heraushören.

»Ob es dir richtige Entscheidung war? Nicht, dass Fynn es rumerzählt und ich Freitag die Lachnummer eins dort bin!«

»Jetzt kann im fall einer weiteren Panikattacke sofort richtig reagiert werden. Ist er bei der Ausbildung dabei?«, wollte der Arzt neben mir wissen.
»Ist er«, bejahte ich.
Damien nickte.

»Sind die Verbände Mal gewechselt worden seit gestern?«, kam er wieder auf meine verletzten Hände zu sprechen.
»Nein, noch nicht«, verneinte ich.
»Meinst du, wir könnten in der Wache einen Verbandswechsel machen?«
Im Augenwinkel konnte ich seinen Blick sehen.

»Ist doch nur Verbände ab, desinfizieren und neue Verbände dran.«

Ich hab nur ein "okay" von mir. Ob ich e schaffte, wusste ich nicht. Einen Versuch war es zumindest wert.

»Nadann. Lass uns Richtung Wache«, meinte Damien und stand auf. Ich tat es ihm gleich und wir liefen Richtung Rettungsdienst Stützpunkt.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt