Lukes Sicht
»Komm schon. Das ist doch nicht schwer. Reingehen. Diesen Zettel holen und fertig!«
Die Versuche die innere Barriere zu überwinden, um durch die Tür vor mir zu gehen, hinter der das Sekretariat lag, blieben bisher erfolglos und die erste Pause näherte sich dem Ende.
Meine Zeit wurde immer weniger.»Ach. Ich gebs auf!«
Ich drehte mich von der Tür weg und wollte den Rückweg zu den anderen antreten.
»Alles in Ordnung?«, wurde ich plötzlich angesprochen.
Aus dem Raum neben dem Sekretariat kam ein Schüler raus, der mir bekannt vorkam. Ich war mir sicher ihn bereits ein Mal gesehen zu haben. War mir aber nicht sicher, wann und wo.
»Kann man dir helfen?«, wollte er wissen.»Ich …ehm, wollte nur was holen«, erklärte ich ihm grob was los war, ohne ihm genau zu verraten, worum es ging.
»Was Wichtiges?«, er hatte leicht die Stirn gerunzelt. Hatte er meine Nervosität bemerkt?
»Ne. Ist n Bewerbungsformular für 'ne AG. Das kann ich später auch noch machen«, meinte ich und wollte gehen.
»Meinst du das Bewerbungsformular für den Schulsanitätsdienst?«, fragte er und ich hielt inne.
»Vielleicht«, war meine vage Antwort.
»Ich kann dir eins bringen. Warte kurz«, kurz nachdem er den Satz fertig gesprochen hatte verschwand er in den Raum, aus dem er zuvor gekommen war.
Das Schild neben der Tür verriet mir, dass es sich bei diesem Raum um den Sanitätsraum handelt.
In mir kam die Frage auf, ob der Schüler, der mir seine Hilfe anbot, Teil des Schulsanitätsdienstes war.»Wenn er aus dem Raum kam und dir den Zettel holen kann, ist die Wahrscheinlichkeit hoch!«
Die Tür öffnete sich wieder und er kam zurück. Mit dem Bewerbungsformular in der Hand.
»Hier«, er reichte mir das Stück Papier.
»Danke« Ich nahm es entgegen.
»Ich bin übrigens Fynn«, stellte er sich vor.
»Luke«, tat ich es ihm gleich.
»Wie kommt’s, das du dich für den Schulsanitätsdienst interessierst?«, forschte er nach.»Ich kann ihm schlecht sagen, dass das Teil meiner Therapie sein soll.«
»Meine Schwester kam auf die Idee, dass wir beide uns bewerben könnten«, nutzte ich die Tatsache, dass es Akiras Idee war als meine Erklärung.
Bevor er mich weiter mit Fragen löchern konnte, ertönte die Klingel zum Pausenende.
»Denk dran, dass die Frist nur noch bis morgen ist«, erinnerte er mich.
»Ich weiß und danke nochmal. Ich muss jetzt auch los«, bedankte ich mich nochmal.
»Kein Problem! Vielleicht sehen wir uns bald in den AG Stunden«
»Vielleicht«, sagte ich darauf und machte mich auf den Weg zurück zu den anderen.Da es draußen mittlerweile zu ungemütlich war, verbrachten wir die Pausen im Foyer, weshalb ich nicht lange zu ihnen brauchte.
»Da bist du ja wieder. Warst du erfolgreich?«, war es Akira die Fragte. Ich hielt das Stück Papier hoch, um was es ging und schnappte mir mit der anderen Hand meinen Schulranzen.
»Sehr gut! Den füllst du heute noch aus, damit du ihn morgen abgegeben kannst!«
Bestätigend nickte ich und es ging zum nächsten Unterricht.Während des Unterrichts versuchte ich die Puzzleteile in meinem Kopf zusammenzusuchen und zusammenzusetzen, wieso Fynn mir so bekannt vorkam.
Er war Schulsani. Es musste was damit zu tun haben.
Plötzlich fiel es mir wieder ein.
Er war es, der Marius geholfen hatte, als es ihm nicht gut ging. Das war auch der Tag, an dem ich Marius kennengelernt hatte.Er hatte mich nicht wiedererkannt. Zumindest hat er es sich nicht anmerken lassen.
Ich versuchte nicht weiter darüber nachzudenken und mich auf den Unterricht zu konzentrieren.
Zweieinhalb Unterrichtblöcke Später war der Schultag beendet und es ging nach Hause.
Die übliche Nachmittagsroutine stand an. Essen und Hausaufgaben.
Nachdem ich die Freizeit fressenden Aufgaben fertig hatte, zog ich das Bewerbungsformular aus meiner Tasche und legte es vor mich auf den Tisch.Das Erste, was ich ausfüllen musste, war mein voller Name, mein Geburtsdatum und in welche Klasse ich ging.
Danach folgten ein paar Fragen.
Zum Beispiel wurde gefragt, ob ich bereits Erfahrung mit erster Hilfe gemacht hatte.
Da musste ich einen Moment in mich gehen und überlegen.
»Ich hab Marius geholfen. Zumindest hab ich versucht für ihn Hilfe zu finden. Und ich hab Akira im Bad gefunden nach ihrem Kreislaufkollaps. Zählt das?«
Da ich mir Unsicher war und meine Angst der Meinung war, dass wenn ich nein ankreuzte meine Chancen genommen zu werden niedriger waren, wollte ich nein ankreuzen. Der Stift schwebte bereits über dem Feld mit dem "Nein". In letzter Sekunde entschied ich mich noch um und kreuzte "Ja" an und beschrieb darunter kurz und knapp, dass ich Mal einem Freund, Marius, geholfen hatte, als es ihm nicht gut ging, in den ich für ihn Hilfe geholt hatte.
Die nächste Frage war, wieso ich den Schulsanitätsdienst beitreten wollte. Da ich nicht schreiben wollte, dass das eine Idee meiner Schwester UND meines Psychiaters war, schrieb ich, dass es die Idee meiner Zwillingsschwester war und wir in der Familie jemanden haben, die im Rettungsdienst tätig ist.
»Das sollte genügen«
Weiter ging es mit der Frage, ob ich dazu bereit sei während der Schulzeit für Notfälle zur Verfügung zu stehen.
Dort kreuzte ich das Kästchen mit dem ja an.
Dasselbe tat ich bei der Frage, ob ich dazu bereit sei an den Treffen und Schulungen der AG teilzunehmen.Darunter befand sich ein weiterer Abschnitt, den Mom oder Dad ausfüllen mussten, weil ich unter 18 war. Dort musste einer von ihnen die Zustimmung geben, dass ich Teil der AG werden durfte.
Ganz unten befand sich noch ein letzter Teil, den ich ausfüllen musste. Meine Unterschrift mit Datum und Ort.
»Das gebe ich später Mom oder Dad zum Unterschreiben.«
Damit ich das nicht vergaß, ließ ich den Zettel auf meinem Schreibtisch liegen.
Fertig mit dem Schulzeug erhob ich mich von meinem Schreibtischstuhl, gähnte und streckte mich einmal ausgiebig, wonach ich mich aufs Bett fallen ließ. Chillen war angesagt.
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...