- Kapitel 105 -

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Lukes Sicht

Lautes Getose ließ mich aus meinen unruhigen Schlaf schrecken.
Hektisch schaute ich mich um, damit ich die Quelle des Lärms ausfindig machen könnte.

Mein Blick blieb bei meinem Handy hängen.
Der Wecker war losgegangen und war schuld an dem Lärm.
Diesen schaltete ich aus und fuhr mir mit der Hand durchs Gesicht.

Ich fühlte mich wie überrollt. Am liebsten wäre ich einfach im Bett liegen geblieben und hätte noch ein paar Stunden weitergeschlafen.

Der Hustenreiz hatte wohl auch bemerkt, dass mein Körper wieder unter den
Lebenden wandelte und stattete mir einen Besuch ab.

Nachdem ich mich ausgehustet hatte, versuchte ich der magischen Anziehungskraft des Bettes zu entkommen und mich für die Schule fertig zu machen.

»Was ist heute für ein Tag? Montag? Ne. Gestern war doch Montag. Dienstag?«

Mein Kopf war noch nicht ganz hochgefahren.

Aus dem Schrank holte ich mir frische Anziehsachen für die Schule und legte diese auf meinem Schreibtischstuhl zurecht.
Ich wollte so lange wie möglich in den bequemen Klamotten bleiben und ging deswegen damit nach unten frühstücken.

Akira saß bereits am Tisch und frühstückte. Auch Dad war bereits wach.

»Morgen großer«, begrüßte er mich. Das erwiderte ich grummelnd.
»Du siehst so aus, als hätte dir die Nacht nicht viel Schlaf gegönnt«, merkte er meinen noch ziemlich verschlafenen Zustand an.
»Fühlst du dich dazu in der Lage in die Schule zu gehen? Der Tag gestern war ja nicht ohne«, fragte er mich, während ich mir Frühstück machte.

Kurz überlegte ich.

»Was war gestern?«

Kaum hatte ich diese Frage gedanklich ausgesprochen, fiel es mir wieder ein und hielt inne.
Marius war gestorben.
Meine Flucht vor Jules, die letztendlich auf der Wache geendet war, wo ich ihm wieder in die Arme gelaufen war.

Das erklärte die miese Nacht und wieso ich mich so fühlte als hätte der Schlaf nichts gebracht.

»Ich schaffe Schule. Ist ja nur ein kurzer Tag«, entschied ich mich für die Schule und setzte mich mit meiner Schüssel Schokomüsli neben Akira an den Tisch.
Dad nickte.

In Ruhe wurde gefrühstückt, wonach ich nach oben ging, mich umzog, meinen Schulranzen packte und mit diesem nach unten ging.
Dort wurde Pausenbrot und trinken eingepackt.

Nach noch etwas Zeit auf dem Sofa ging es zum Bus und mit diesem zur Schule.

Wie üblich trafen wir uns nach der Busfahrt mit Viola und Nick.

»Wie sagen wir den beiden das mit Marius Tod? Sollen sie es überhaupt wissen? Sie sind Teil der Clique und irgendwann wird es auffällig, das Marius nicht mehr auftaucht.«

Akira schien sich darum nicht viele Gedanken zu machen, denn sie quatschte mit Viola, als sei es ein normaler Tag.

Im Grunde war es das auch.
Ein normaler Tag.
Nur für mich nicht.
Die Tatsache, dass mein bester Freund tot ist, lag mir noch schwer im Magen und es war ein komisches Gefühl zu wissen, dass diese Person nie wieder zurückkam.

Ich schüttelte innerlich den Kopf.
Wollte mir da nicht den Kopf drüber zerbrechen. Zumindest nicht zu diesem Zeitpunkt.

Um Punkt acht klingelte es und ein paar Minuten später ging der Unterricht los.

Den ganzen Schultag über versuchte ich einfach bei der Sache zu bleiben und mit meinen Gedanken nicht abzuschweifen.

Der Unterricht endete wie jeden Dienstag um dreizehn Uhr und es ging mit dem Bus wieder nach Hause, wo es, wie am Vortag kein Mittagessen gab.

Da mein Hunger sich in Grenzen hielt, verabschiedete ich mich in mein Zimmer hoch und versuchte mich an den Hausaufgaben.
Das mit bereits verbrauchter Konzentration anzugehen war ziemlich frustrierend und ich brauchte viel länger als sonst.
Deswegen war ich umso erleichterter, als dieser Tagespunkt auch abgehakt war, ich mich umziehen und in mein Bett schmeißen konnte.

Ich zog das Oktopuskuscheltier in meine Arme und schloss meine Augen.

Die öffnete ich erst wieder, als mir jemand an der Schulter rüttelte.

»Du musst gleich los«, ertönte Dads stimme in meinen Ohren.
Verwirrt blinzelte ich und schaute zu ihm.

»Du hast gleich deinen Termin bei Dr. Martens«, erinnerte er mich.

»Oh Shit! Das hat mir gerade noch gefehlt!«

»Wer fährt mich?«, wollte ich wissen, da ich nicht davon ausging, dass ich alleine fahren durfte.
»Eigentlich hättest du heute mit dem Bus fahren müssen. Da du aber heute nicht ganz auf der Höhe bist, wird Jules dich abholen und hinbringen.«

»Och ne. Nicht schon wieder. Hab ich das Jules Abo gebucht?«

»Er wird in zehn Minuten hier sein. Am besten machst du dich langsam fertig«, gab Dad mir noch die ungefähre Ankunftszeit meines Onkels, klopfte mir einmal auf die Schulter und verließ mein Zimmer wieder.

Unmotiviert stand ich auf und zog mich zum wiederholten Mal an diesem Tag um.

Bevor ich nach unten ging und auf mein Taxi wartete, ging ich ins Bad und kümmerte mich um meine Haare, die durch das Nickerchen ordentlich durcheinander geraten waren.
Wieder soweit ansehnlich, machte ich mich auf den Weg nach unten, zog mir meine Schuhe an und wartete auf der Treppe.

Nicht Mal zwei Minuten vergingen und es klingelte.

»Bin dann weg!«, rief ich Richtung Wohnzimmer, schnappte mir meinen Schlüssel und verließ nach dem »Bis später«, von Dad das Haus. Vor Tür stand wie erwartet Jules.

»Hey Luke«, begrüßte er mich.
»Hi«, gab ich dir Begrüßung zurück.
»Wollen wir?«
Ich nickte und wir gingen zu seinem Auto.
In dieses stiegen wir ein und es ging los zum WKM.

»Ob ich mit Damien Marius tot besprechen sollte? Oder ist das noch zu früh?«, ging es mir durch den Kopf.

Viel zu schnell erreichten wir unser Ziel.

»Schreibst du, wenn du fertig bist? Ich würde so lange Mal schauen was auf der Wache los ist«, wollte er wissen.
»Mache ich«
»Gut. Dann bis später«

Wir stiegen aus und gingen in verschiedene Richtungen.
Ich in Richtung Klinikpark, Jules in Richtung Wache.

Wie immer ließ ich mich auf der Bank dort nieder und wartete auf die Ankunft des Psychiaters.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt