- Kapitel 11 -

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Lukes Sicht

»Ist das gerade wirklich passiert?«, fragte ich mich noch immer auf dem Boden liegend. Vorsichtig versuchte ich mich aufzusetzen. Als ich dabei meinen rechten Arm versuchte zu bewegen, schoss mir der Schmerz wie ein Elektroschock durch den Arm. Der Schmerz trieb mir die Tränen in die Augen und ich musste die Zähne zusammenbeißen, um nicht aufzujammern.

»Das ist nicht gut. Überhaupt gar nicht gut.«

Langsam wurde mir bewusst, was passiert war.

Mit aller Mühe versuchte ich den verletzten Arm an meinen Oberkörper zu ziehen. Die Schmerzen ließen mir schlecht werden.

»Ich muss irgendwie nach Hause. Aber was dann?«
Das war eine gute Frage. Verletzt Zuhause anzukommen bescherte mir Aufmerksamkeit, die ich nicht haben wollte. Andererseits hatte ich keine andere Wahl. Handy hatte ich keins dabei. Das lag in meinem Zimmer.
Scheiße.

Den rechten verletzten Arm mit dem linken an meinem Oberkörper stabilisierend musste ich versuchen ohne freie Hand aus der sitzenden Position in eine stehende zu kommen. Gar nicht so einfach dabei das Gleichgewicht zu halten, aber ich schaffte es.

Langsam lief ich los und versuchte dabei meinen verletzten Arm so wenig wie möglich zu bewegen.

Die Hitze war bereits zuvor unangenehm gewesen, im verletzten Zustand mit Schmerzen und Übelkeit kam es einem gleich doppelt so unangenehm und anstrengend vor.

Mit jeder Minute, die ich durch die pralle Sonne lief, verließ mich immer mehr und mehr die Kraft.

Das Erreichen der Hauptstraße löste bei mir einen kleinen Hoffnungsschimmer aus. Von dort war es nicht mehr allzu weit bis nach Hause.

Die paar Leute, die an mir vorbeiliefen, ignorierten meinen Zustand. Mir war es egal, dass sie es ignorierten. Ein bisschen empfand ich es auch für gut, so wurde mir keine Hilfe aufgezwungen.

An einer Laterne musste ich Pause machen und mich anlehnen. Es wurde zunehmend schwerer weiterzulaufen.

»Ist bei dir alles in Ordnung?«, wurde ich plötzlich gefragt. Verwundert darüber, dass sich doch jemand für meinen Zustand interessierte, hob ich meinen Blick und entdeckte eine Frau ein paar Meter von mir entfernt stehen. »Geht gleich wieder. Die Hitze macht mir etwas zu schaffen. Ich hab es auch nicht mehr weit bis nach Hause«, meinte ich und spielte meinen Zustand runter. »Bist du dir sicher? Du wirkst nicht gerade sicher auf den Beinen«, hakte sie skeptisch nach. »Ich schaffe das schon. Danke fürs Nachfragen«, versuchte ich sie loszuwerden. Sie musterte mich skeptisch weiter.

Aus Angst, dass sie möglicherweise doch Hilfe holte, zwang ich mich weiter vorwärts. Dabei stützte ich mich an allem ab, was mir zur Verfügung stand. Laternen, Bäumen, oder auch Zäune kamen infrage.

Etwas weiter vor mir konnte ich die Bushaltestelle bereits Entdecken. Das Zeichen, dass Zuhause keine fünf Minuten mehr entfernt war.

Bis dahin kam ich leider nicht und ich brauchte eine weitere Pause.
Aus dem Augenwinkel meines gesenkten Blicks konnte ich das langsame Vorbeifahren eines größeren Fahrzeugs wahrnehmen. Dieses scherte in die Parkbucht vor mir ein. Langsam hob ich meinen Blick, um zu schauen, was das war.

Als ich erkannte, worum es sich handelte, gefror mir das Blut in den Adern. Rettungsdienst. Da stand ein Rettungswagen.
Aus dessen Richtung kam bereits ein Sanitäter auf mich zu gelaufen.

Mein Herz begann noch einmal spürbar schneller zu schlagen.

»Ich muss hier weg. Schnell. Aber wie? Zum Wegrennen fehlt mir die Kraft«, überlegte ich, wie ich aus der Situation entkommen konnte.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt