- Kapitel 37 -

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Lukes Sicht

Die Haustür fiel hinter mir ins Schloss.
Zum zweiten Mal in dieser Woche machte ich mich auf den Weg zur Schule.

Im Bus setzte ich mich zu Marius, der mir den Platz freigehalten hatte.

»Hey. Du bist die Gipsschiene los«, bemerkte er sofort. »Wurde auch langsam Zeit«, meinte ich darauf und stellte meinen Schulranzen vor meine Füße.

Auf dem Weg zur Schule redeten wir über verschiedene Dinge.
Viola und Nick traffen wir auf dem Weg zu. Schulgebäude.

»Immer noch ohne Akira?«, fragte Viola. »Vermutlich bleibt das die Woche auch so«, war meine Antwort. Ich könnte mir nicht vorstellen, dass sie nach ihrer Entlassung, die Hoffentlich am Mittwoch war, direkt den Donnerstag darauf wieder in die Schule durfte.
Viola nickte und wir gingen rein. An der Treppe verabschiedete sich Marius von uns. Er hatte in einem anderen Flur Unterricht.

Im Unterricht könnte ich mich besser konzentrieren als an dem Tag davor. Trotzdem war meine Aufmerksamkeit nicht hundertprozentig auf den Unterricht gerichtet.

Damiens Hilfsangebot schwirrte mir durch den Kopf.

»Soll ich es annehmen? Was erwartet mich?«

Das waren zwei von viel mehr Fragen, die ich mir stellte.
Eine weitere war, wie ich ihm meine Entscheidung mitteilen sollte. Akira hatte es einfach. Sie sah ihn noch mindestens zwei Tage und konnte ihm ihre Entscheidung direkt mitteilen.

»Immer noch nachdenklich?«, quatschen Nick mich an und holte mich aus meinen Gedanken.
Ich schaute von meinem Arbeitsblatt zu ihm.
»Ein bisschen«.
»Magst du darüber reden?«

Nett, dass er mir das Angebot machte, aber ich konnte es aus mehreren Gründen nicht annehmen. Er sollte von meiner Angst nichts wissen und ich zweifelte daran, dass er mir bei meiner Entscheidung helfen konnte.

»Ist schon gut. Danke für das Angebot«, bedankte ich mich und arbeitete weiter an dem Arbeitsblatt vor mir.
Die Entscheidung war erstmal auf den Nachmittag verschoben.

Den Rest des Schultages konnte ich mich besser konzentrieren und im Unterricht mitmachen.

Zu Hause war ich alleine und machte mir Toast zum Mittagessen, wonach ich nach oben zum Hausaufgaben machen ging.

Es war unheimlich still im Haus. Doch es war anders als sonst. Normalerweise war Akira noch mit im Haus. Das änderte die Art der stille im Haus, was sich komisch anfühlte.

Um mich davon abzulenken, machte ich die Mathehausaufgaben von gestern. Da hatte ich die Zusatzaufgaben wegen meiner Unkonzentriertheit noch auf der Liste stehen.

Nach den Hausaufgaben schaute ich ein wenig YouTube.

Später wurde ich von Dad zum Abendessen geholt.

»Hast du dir schon Gedanken bezüglich des Angebots von Dr. Martens gemacht?«, fragte er mich beim Essen.

»Hilfsangebot von Dr. Martens? Meint er Damien?«

Wenn er Damien meinte, wovon ich ausging, nickte ich. Ich hatte mir bereits Gedanken gemacht. Eine Entscheidung hatte ich noch nicht getroffen.

»Weißt du schon eine Tendenz für die Entscheidung?«
Ich schüttelte den Kopf.
»Ist nicht schlimm. Mach dir in Ruhe Gedanken darüber. Es geht schließlich um dich«, meinte er, worauf ich zustimmend nickte.

Akira musste sich bis zum nächsten Tag entschieden haben. Es war nur fair, wenn ich meine Entscheidung auch in diesem Zeitraum treffen musste.

Wieder im Zimmer setzte ich mich an meinen Schreibtisch.

Bis morgen hatte ich Zeit mich zu entscheiden. Wie sollte ich in dieser Zeit eine Entscheidung treffen, ohne zu wissen, was mich erwartete?

»Will Damien nur reden oder hat er einen anderen Plan? Hat er überhaupt einen Plan?«

Ich dachte wieder zu viel nach.

Eigentlich war dieses Angebot die Chance, nach der ich die letzten Wochen gesucht hatte. Die Lösung auf meine Frage, was ich gegen die Angst tun sollte.

Und trotzdem zweifelte ich. Aus Angst.

Weil die Lösung von einem Arzt kam.
Von einem Trigger der Angst.

Vielleicht war es die Chance …

Ich griff nach meinem Handy, dass auf meinem Bett lag und öffnete den Chat mit meiner Zwillingsschwester. Sie war die Person die Damien meine Entscheidung mitteilen konnte.

Meine Daumen schwebten über der Tastatur. Warteten darauf, dass ich anfing die Nachricht zu tippen.

»Wenn du das abschickst, ist es entschieden. Du kannst es schwer wieder zurückziehen, wenn sie es ein Mal gelesen hat!«

Tief atmete ich durch.

»Bezüglich Damiens Angebot: Ich mach’s. Wenn er fragt, teile ihm das so mit«, tippte ich und drückte auf Abschicken, bevor ich es mir anders überlegen konnte.

Schnell schloss ich die App und öffnete YouTube. Ablenkung. Das benötigte ich, bevor ich auf die Idee kam die Nachricht zu löschen, bevor Akira sie lesen konnte.

Mein Herz raste. Die Gedanken nahmen mich innerlich auseinander.

»Ich bin so ein Idiot! Wieso gehe ich darauf ein? Ich weiß doch gar nicht, was mich erwartet!«
»Was, wenn er alles schlimmer macht statt besser?«

Bevor mich die Flut an Gedanken überrollte, setzte ich meine Kopfhörer auf und ließ Musik laufen. Auf voller Lautstärke, um das Treiben in meinem Kopf zu übertönen.

Es würde Vorbeigehen. Das wusste ich, aber die Zeit verging quälend langsam in solchen Momenten. Zum Glück half die Musik und ich konnte gegen den Drang anhalten meine Entscheidung zu ändern.

Ich hatte mich entschieden und bei dieser sollte es bleiben!

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt