- Kapitel 119 -

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Lukes Sicht

Die gefühlt nicht enden wollende Wartezeit versuchte ich mit spielen auf meinem Handy zu überbrücken.

Ein Klopfen an meiner Tür riss mich aus meiner Beschäftigung.
Gerade, als ich was sagen wollte, öffnete sich die Tür.
Schnell setzte ich mich auf und schaute, wer reinkam.
Zum Glück war es nur Damien.

»Hier. Fang«, kam es von ihm, worauf auch schon was in meine Richtung geflogen kam. Obwohl ich ein echt schlechter Fänger bin, schaffte ich das unbekannte Flugobjekt zu fassen zu bekommen. Das, was Damien mir da zugeworfen hatte, war eine Bäckertüte.

»Wir wussten nicht, was du magst. Denke aber, dass man mit einem Käsebrötchen und einem Schokobrötchen nichts falsch machen kann« Er lehnte im Türrahmen und hatte nochmal eine Tüte in der Hand. Vermutlich sein eigenes Essen.
»Danke«, bedankte ich mich.
Damiens Timing war eins A. Mein Magen hatte vor nicht allzu langer Zeit angefangen zu grummeln. Um diesen zufriedenzustellen, griff ich nach dem ersten Brötchen in der Tüte und bekam das Käsebrötchen zu fassen.
»Willst du mit rüberkommen?«, fragte mich der im Türrahmen lehnende Notarzt.
Weil Damien wieder da war, nickte ich, steckte das mit Käse überbackene Brötchen wieder in die Tüte zurück, schnappte mir meine Wasserflasche und folgte Damien zum Aufenthaltsraum. Diesen betraten wir.

Einen Blick auf die anwesenden Personen verriet mir, dass Valerius und sein Kollege nicht da waren. Stattdessen war eine andere Besatzung da. Manuel und Lea.
Ich ließ mich auf demselben Sofa nieder wie Damien und sein Kollege, kramte mein Brötchen aus der Tüte und fing an es zu vernichten.
Auch Damien und sein Kollege aßen.

Nachdem beide Brötchen restlos aufgegessen waren, war mein Magen zufriedengestellt. Die Tüte landete im Müll und ich lehnte mich zurück.
Damien war ebenfalls fertig mit essen und sah zu mir rüber.
»Meinst du, du schaffst es heute noch das Teilschema über dich ergehen zu lassen? Wenn du der Meinung bist, dass es für heute reicht ist das auch okay.«

Hatte ich noch Kapazitäten dafür?
Was, wenn ich ja sage und es voll in die Hose geht? Aber was, wenn ich nein sage, obwohl ich noch dazu in der Lage gewesen wäre?

»Wenn du dir unsicher bist, lassen wir es lieber. Du hast heute schon was geleistet, indem du mit mir geredet hast. Du weißt, was ich meine«, entschied der Notarzt neben mir aufgrund meiner Unschlüssigkeit.
Er hatte recht. Es hat mir einiges abverlangt ihm von dem Auslöser der Angst zu erzählen.

Der Rest meiner Zeit verging ohne weitere nennenswerte Vorfälle. Um fünfzehn Uhr durfte ich die Wache verlassen und wartete auf meine Abholung. Die ließ nicht lange auf sich warten und ich konnte einsteigen.
Auf dem Rückweg wurde nur das Nötigste geredet. Zu mehr war mein kopf nicht in der Lage.
Die Auswirkungen des Gesprächs mit Damien wurden mit jeder Stunde deutlicher. Zwar war ich nicht in eine komplette Panikattacke gerutscht, trotzdem hat es mich einiges an Energie gekostet.

Zuhause angekommen zog ich meine Schuhe aus und ging nach oben in mein Zimmer. Ich genoss die Ruhe um mich herum, sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Mein Blick war aus dem Fenster gerichtet.

»Ich hab’s geschafft. Ich hab es ihm erzählt. Er kennt jetzt den Auslöser. Wird das irgendwas ändern?«

Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl nieder. Dabei schaute ich weiter nach draußen. Ließ meine Gedanken um dieses Thema kreisen. Dabei kamen auch Zweifel in mir auf, ob es wirklich richtig war Damien davon zu erzählen.

Plötzlich legte sich eine Hand auf meine Schulter. Erschrocken drehte ich mich um. Dort stand Akira. Ich hatte sie überhaupt nicht kommen hören.
»Hey. Alles in Ordnung?« Sie hatte die Stirn leicht gerunzelt.
»Ich hab Damien von dem Auslöser der Angst erzählt«, verriet ich ihr was los war. Ihre Augenbrauen wanderten ein Stück nach oben.
»Ich weiß. Ich hab auch nicht gedacht, dass ihm überhaupt mal davon erzähle«, meinte ich.
Darauf fiel sie mir in die Arme und zerdrückte mich beinahe. »Ich bin stolz auf dich!«
Keine zehn Sekunden später ließ sie wieder von mir ab.
»Jetzt bin ich mir aber unsicher, ob es dir richtige Entscheidung war oder nicht«, sprach ich meine Zweifel aus.
»Meiner Meinung nach hast du dich richtig entscheiden. Ja. Anfangs hab ich Dr. Martens nicht über den Weg getraut. Mit jeder weiteren Sitzung bei ihm hab ich gelernt mehr Vertrauen in ihn zu fassen. Er weiß, was er tut. Deswegen bin ich mir sicher, dass du dir keine Sorgen zu machen brauchst!«
Erleichtert ließ ich Luft aus meinen Lungen entweichen. Wenn sie ebenfalls der Meinung ist, dass es kein Fehler war, dann wird es stimmen.

»Genug davon. Wollen wir noch irgendwas machen, um deinen Kopf freizubekommen?«, fragte sie mich.
»Weiß nicht. Was denn?«
»Irgendwas spielen, oder so«, schlug sie vor.
»Ich weiß nicht, ob ich dafür noch genug Konzentration übrig habe«
»Dann faulenzen wir halt und schauen irgendwas.« Sie ließ sich auf mein Bett fallen.
Dieser Vorschlag entsprach schon eher dem, wozu ich noch in der Lage war. Ich erhob mich von meinem Schreibtischstuhl und gesellte mich zu meiner Zwillingsschwester aufs Bett.

»Willst du dir nicht was Bequemeres anziehen?«, merkte sie an, dass ich noch in Alltagskleidung steckte.
»Eh. Ja. Stimmt«
Schnell stand ich wieder auf und wechselte auf bequemere Kleidung. Danach machte ich es mir wieder bequem und wir beschäftigen und mit YouTube schauen.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt