- Kapitel 129 -

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Lukes Sicht

Im Aufenthaltsraum waren weniger Leute als vorher. Manche mussten wohl zu Einsätzen raus gefahren sein.

Damien setzte sich zu seinem Kollegen aufs Sofa und ich setzte mich neben Damien.

Die restliche Zeit bis fünfzehn Uhr war ich am Handy zugange und ab und an im Ruheraum, wenn Damien auf einen Einsatz rausmusste.

Mom holte mich wieder ab und nachdem wir Zuhause angekommen waren, ging ich zu aller erst in die Küche. Mein Magen knurrte bereits seit der Mittagszeit.
Um seiner Forderung nach Nahrung nachzukommen, ging ich an den Nahrungsmittelaufbewahrer namens Kühlschrank und schnappte mir das Nahrungsmittel, was ich aktuell des Öfteren wählte. Einen Kirschjoghurt. Dass, das mein zweiter an dem Tag war, war mir egal.
Den leerte ich in nicht Mal drei Minuten, wonach ich mich nach ihnen auf mein Zimmer verzog.
Cargohose und Hoodie mussten Jogginghose und einem anderen Hoodie weichen.

So konnte ich mich aufs Bett fallen lassen. Meine Augen fixierten die Zimmerdecke.

»Mittwoch ist Deadline. Bis dahin muss ich es schaffen mir diesen Zettel zu holen und ausgefüllt wieder abzugeben. Ob das eine gute Idee ist? Nicht, dass das in einer Katastrophe endet … Hoffentlich fallen Damien gute Lösungen ein, damit ich den Panikausbruch während der AG Stunden verhindern kann.«

Ich legte mir einen Arm übers Gesicht.

Das ganze Kopfzerbrechen machte mich mürbe. Ich konnte nicht mehr tun als abwarten und meinen Teil erfüllen, in den ich das Bewerbungsformular hole, ausfülle und abgebe.
Das hatte noch längst nicht zu bedeuten, dass ich angenommen war.

Tief in mir hoffte ich auf eine Absage. Dann hätte ich den Stress nicht. Andererseits war ich mir bewusst, wieso ich das tat. Übung. Ein Versuch meiner Angst weiter entgegenzuwirken.

Ich griff nach meinem Handy und versuchte mich abzulenken. Sonst hätte ich noch Stunden damit verbracht das Thema zu zerdenken.

Gegen neunzehn Uhr gab es Abendessen. Ich ging nach unten und aß etwas. Das war auch nötig. Der Joghurt war nur eine vorübergehende Lösung gewesen.

Fertig mit essen, wurde abgeräumt und ich wollte hochgehen. Akira folgte mir.

»Hat Damien mit dir geredet?«, stellte sie mir die Frage.
»Wäre komisch, wenn wir uns die ganze Zeit angeschwiegen hätten«, war meine nicht wirklich ernst gemeinte Antwort. Sie schaute mich mit einem "dein erst?" Blick an und ich musste leicht grinsen. »Ja. Wir haben drüber geredet. Ich werde mich bewerben und Damien überlegt sich, was mir dabei helfen könnte während der AG Stunden nicht in Panik zu verfallen«, gab ich ihr die Antwort, die sie haben wollte.
Sie lächelte leicht. »Vielleicht werden wir beide ja angekommen und Viola auch. Dann wären wir zu dritt!«
Ich nickte.
»Keine Sorgen. Wenn wir beide genommen werden, passe ich auf dich auf. Dir wird nichts passieren«, versicherte sie mir.
»Erstmal schauen, ob wir überhaupt genommen werden. Das steht noch überhaupt nicht fest«, meinte ich.
Meine bessere Hälfte nickte.
»Ist zwar noch früh, aber ich sag trotzdem schon mal gute Nacht. Werden uns heute wahrscheinlich nicht mehr sehen«, sagte sie und umarmte mich kurz. »Gute Nacht«, erwiderte ich und drückte sie leicht. Danach lösten wir uns voneinander und gingen in unsere Zimmer.

Dort machte ich damit weiter, womit ich vor dem Abendessen beginnen hatte. YouTube schauen.

Der Rest des Samstags verging. Die Nacht verlief durchwachsen. Ich hatte einen Alptraum und bräuchte eine gute dreiviertel Stunde, bis ich nochmal ins Traumland fand. Zum Glück setzte der Alptraum sich nicht fort. Manchmal hab ich dieses Pech, dass ich von einem Alptraum aufwache und wenn ich weiterschlafe genau da weiter träume, wo es aufgehört hatte.
Das ist nicht cool.
Überhaupt nicht.
Deswegen hab ich Angst nach diesen träumen wieder einzuschlafen.

Den nächsten Tag, Sonntag, verbrachte ich teils in meinem Zimmer und teils draußen. Ich hatte mich dazu entschieden ein bisschen trainieren zu gehen und so den Kopf freizubekommen. Das funktionierte ganz gut.
Wieder Zuhause ging es duschen und den restlichen Tag rum bekommen.

Den Tag darauf begann die neue Woche. Der Wecker klingelte um sechs und es ging zur Schule.

»Mit heute noch drei Tage und dann ist die Frist vorbei. Schaffe ich es heute mit dieses Formular zu holen?..«, ging es mir während der Fahrt zur Schule durch den Kopf.

An der Schule angekommen trafen wir auf Nick und Viola.

»Jetzt hätte ich dir Möglichkeit kurz zum Sekretariat zu gehen und mir diesen Zettel zu holen.«

Kurz überlegte ich, ob ich es machen sollte, entscheid mich jedoch dagegen. Noch hatte ich genug Zeit.

Diesen Gedankengang hatte ich öfter an diesem Tag und zu keinem Zeitpunkt schaffte ich es mich zu überwinden.

Letztendlich war der Schultag vorbei und die Heimfahrt stand an.

»Jetzt sind es nur noch zwei Tage. Ich muss das irgendwie hinbekommen. Ist doch nichts dabei. Hingehen und nach dem Formular fragen.«

Eigentlich etwas, was einfach klang. In der Theorie. In der Praxis sah das ganze anders aus.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt