Lukes Sicht
Mein Blick lag auf dem Bildschirm des Vertretungsplans. Dem Treffpunkt, den Marius und ich ausgemacht hatten.
Nach und nach wurden die verschiedenen Klassen angezeigt, die am nächsten Tag Entfall oder Vertretung hatten. Meine Klasse stand nicht drauf.
»Und? Hast du morgen Vertretung?«
Erschrocken zuckte ich zusammen und schaute zu der Person, die plötzlich neben mir stand. Es war Marius.»Nein. Alles planmäßig«, verneinte ich und wischte meine schweißnassen Hände an meinem T-Shirt ab.
»Komm. Der Bus wartet nicht auf uns!«, meinte er, schnappte sich eine Hand von mir und lief los. Gezwungenermaßen musste ich ihm folgen.
»Ich hoffe, ich überlebe den Nachmittag irgendwie«, ging es mir durch den Kopf.
An der richtigen Haltestelle blieben wir stehen und Marius ließ von meiner linken Hand ab.
Schnell fiel mir auf, dass das die Haltestelle war, wo der Bus Abfuhr, der Akira und mich immer bis kurz vor Zu Hause brachte.»Was hast du mit deinem Arm gemacht? Das wollte ich dich gestern schon fragen«, wollte Marius wissen und deutete auf meine Gipsschiene am rechten Arm.
»Das war ein blöder Unfall«, gab ich ihm die kurzfassende Antwort. »Oh. Hoffentlich heilt das schnell wieder!«. Ich nickte und schaute mich um. Aus irgendeinem Grund fühlte ich mich beobachtet.Das Wieso fand ich auch schnell heraus. Ungefähr fünf Meter neben uns stand Akira mit Nick und Viola. Akira schaute nonstop zu uns rüber. Unruhig verlagerte sie ihr Gewicht von dem einen Bein aufs andere.
Stammte die Unruhe von der Sorge um mich?
Der Bus kam eingefahren und wir stiegen ein. In der Mitte suchten Marius und ich uns einen Zweierplatz. Ich setzte mich ans Fenster und er an den Platz am Gang. Unsere Rucksäcke stellten wir vor unsere Füße.
»Magst du Spagetti Bolognese? Papa meinte, das mag fast jeder, deshalb gibt es das heute zum Mittagessen«, fragte er mich. »Ja. Spagetti Bolognese klingt gut!«.
Er lächelte auf meine Antwort.Für einen Moment schloss ich die Augen. Das andauernde Herzrasen und die von der Angst verursachten Gedanken raubten mir mächtig an Energie. Energie, die ich noch benötigte, um dumme Kurzschlussreaktionen bestmöglich zu vermeiden.
Viel zu schnell ging die Fahrt vorbei. Wir mussten sogar noch weiter als meine ursprüngliche Haltestelle.
Nachdem wir ausgestiegen waren, liefen wir noch ein paar Minuten in Richtung einer Straße mit mehreren Mehrfamilienhäusern. Auf eines ging Marius zu.
Unsicher und nichtssagend lief ich ihm hinterher.
An der Haustür schloss er auf und wir gingen ins erste OG. Er machte langsam auf der Treppe. Hängt vermutlich mit seinem Problem am Herzen zusammen.
Vor der Wohnungstür hätte ich am liebsten kehrt gemacht und wäre die Treppe nach unten und durch die Haustür nach draußen geflüchtet.
»Denk dran. Sein Vater hat keinen Grund dir was zu tun. Mach dir nicht zu viele Gedanken«, redete ich mir gedanklich selbst ein und folgte Marius ins Innere der Wohnung.
»Wir sind da!«, rief er den Flur entlang und schlüpfte aus seinen Schuhen.
Ratlos stand ich neben ihm und schaute den Flur entlang. Wartete darauf, dass sich die Person zeigte, die an diesem Tag der Trigger meiner Angst war.Darauf musste ich nicht lange warten.
Ein Mann, ich schätzte ihn auf ungefähr Mitte 30, konnte aber auch voll daneben liegen, trat aus einem Raum links vom Flur heraus. Er kam mir bekannt vor. Woher, fiel mir nicht ein.
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WKM - Angst vor ihnen
RandomDas Buch gehört zu der WKM (Westfalen Klinikum Münster) Serie und beinhaltet die Geschichte der Charaktere Luke und Akira Zellner. !Triggerwarnung! (mehr dazu im Vorwort) Phobien, Angststörungen, Panikattacken. Für viele Realität und Alltag. Auch f...