- Kapitel 75 -

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Lukes Sicht

Das Gespräch zwischen mir und Akira hatte sich dem Ende zugeneigt und ich hatte mich auf mein Zimmer zurückgezogen.

Bevor ich es mir auf meinem Bett bequem machte, zog ich mich um.
Auf meinem Bett bequem gemacht, schnappte ich mir meine Kopfhörer von Nachtschrank, ließ diese sich mit meinem Handy verbinden, machte Musik an und spielte was.

»Ob es nicht langsam an der Zeit wäre Damien die Geschichte zu erzählen, wieso diese Angst überhaupt erst zustande gekommen ist?«, kam der Gedanke in mir auf.

Ich war mir unsicher. Einerseits hätte ich das Gefühl, dass ich ihm genug vertraute, ihm davon zu erzählen, andererseits wollte ich es noch weiter aufschieben, aus Angst vor seiner Reaktion.
Aus Angst davor, nicht ernst genommen zu werden.

Zwar schätzte ich Damien nicht so ein, dass er das nicht ernst nahm, aber das ist es halt, was diese Angst ausmacht. Sie ist irrational.

Ich machte die Musik ein bisschen lauter, versuchte weniger über dieses Thema nachzudenken.
Doch, wie es nun mal ist, drängt es sich immer mehr auf, je mehr man versucht eben nicht drüber nachzudenken. Wieso muss der scheiß so kompliziert und aufdringlich sein?

Einmal atmete ich durch und versuchte mich voll und ganz auf die Musik und das Spiel zu konzentrieren. Was alles andere als einfach ist, wenn der Kopf gegen einen arbeitete.

Es war einfach frustrierend, aber was sollte ich in diesem Moment anderes machen, als zu versuchen mich abzulenken und darauf zu warten, dass das aufhörte?

Denn das tat ich. Abwarten, ablenken, aushalten.

Und das so lange, bis mich jemand zum Abendessen rief.

An der Treppe traf ich auf Akira und wir gingen nach unten in die Küche.
Während dem Abendessen kam natürlich mein Termin mit Damien als Thema auf.

»Wie war denn dein heutiger Termin bei Dr. Martens?«, war es Mom, die das Thema aufgriff. »Ganz gut. So wie immer«, gab ihr meine Standardantwort auf diese Frage.
»Habt ihr was Neues besprochen?«, hakte sie weiter nach. Darauf zuckte ich mit den Schultern. Ich wollte ihr nicht von dem Inhalt des Gesprächs mit Damien erzählen. Klar, sie ist meine Mutter, aber es gibt Dinge, über die wollte ich mit ihr nicht reden. Ist das verwerflich?

»Kommt ihr wenigstens voran?« Sie schien bemerkt zu haben, dass sie auf ihre vorherige Frage meine Antwort zu erwarten brauchte. »Bisschen«, meinte ich, was auch der Wahrheit entsprach.
»Definiere „Bisschen“.«
Darauf wollte Akira was sagen, wurde aber noch, bevor das erste Wort über ihre Lippen kam, per Handgeste von Dad gestoppt.
»Marie. Er möchte da nicht näher drauf eingehen, dann lass ihn auch«, versuchte Dad Mom dazu zu bringen das Thema ruhen zu lassen.
»Ich möchte aber wissen, wie er vorankommt. Da bringt mir die Aussage „bisschen“ nicht wirklich viel«, rechtfertigte sie sich.
»Ich verstehe, was du meinst, aber du kannst ihn nicht dazu drängen, was zu erzählen. Natürlich würde ich auch gerne wissen, wie weit sein Fortschritt bereits ist, aber das werden wir sicher noch früh genug erfahren. Wir müssen ihm und Dr. Martens da einfach vertrauen«, argumentierte Dad, worauf Mom seufzte und nickte. Daraufhin entspannte Akira sich wieder neben mir und aß normal weiter.

Irgendwann war das Abendessen beendet, es wurde abgeräumt und wir Zwillingsgeschwister zogen uns auf unsere Zimmer zurück.

Seufzend ließ ich mich auf meinem Bett nieder und starrte an die Zimmerdecke. Meine Arme hatte ich über meinen Kopf gelegt.

»Ob wir dieses Thema jemals in Ruhe als Familie besprechen können, ohne, dass man Angst haben muss, dass sich einzelne Parteien in die Haare bekommen?«

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt