- Kapitel 126 -

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Lukes Sicht

Das Ende der Woche näherte sich. Der Schultag verging ungewöhnlich schnell. Konnte auch daran liegen, dass ich etwas Bammel vor dem kommenden Samstag hatte.
Zuhause angekommen gab es Mittagessen. Mom hatte frei, weshalb es an diesem Tag der Woche Mal was ordentliches zum Mittag gab.
Nach dem Essen, ging ich auf mein Zimmer und überlegte mir, ob ich mich an die Hausaufgaben setzten sollte.

Theoretisch hatte ich dafür das ganze Wochenende Zeit. Praktisch kannte ich mich und schob es bis Sonntagabend auf. Deshalb entschied ich mich dafür mich lieber jetzt dran zu setzen und keinen Stress zu haben, statt am Sonntag Zeitdruck zu haben.

Fertig mit den Hausaufgaben konnte ich mich aufs Bett chillen und YouTube gucken.

Dabei wurde ich irgendwann von der sich öffnenden Tür und einer Person, die sich zu mir setzte unterbrochen. Bei der Person handelte es sich um niemanden anderes als meine Zwillingsschwester.
Sagen tat sie nichts. Hatte sich einfach stumm neben mich gesetzt.

»Laut Uhrzeit kam sie gerade von ihrer Therapiestunde mit Damien. Ob was passiert ist?«

»Alles okay?«, fragte ich sie vorsichtig. Für den Bruchteil einer Sekunde schaute sie zu mir rüber, dann wieder weg. Seltsam.
»Ist was passiert?«, formulierte ich die Frage um. Darauf schüttelte sie den Kopf. Immerhin.
»Ich... Hab mit Damien über den Schulsanitätsdienst gesprochen«, murmelte sie und spielte an ihrem Hoodieärmel Rum.

»Wieso beschäftigt sie dieses Thema so sehr? Ich hab ihr doch gesagt, dass es okay ist, dass sie sich anmeldet«

»Ich war mir ja unsicher, ob ich mich bewerben sollte oder nicht und hab da mit Damien drüber gesprochen«, fuhr sie fort.
»Ich hab dir doch gesagt, dass das es für mich okay ist«, machte ich ihr klar und setzte mich aufrechter hin.
»Ich weiß! Trotzdem war mir nicht wohl dabei und deswegen hab ich Damien nach seiner Meinung gefragt«
»Was hat er dazu gesagt?«, hakte ich nach.
»Das ich es machen sollte«, murmelte sie.
»Machst du es denn auch?«, wollte ich von ihr wissen.
»Wahrscheinlich ja«, bejahte sie. Die Antwort verwirrte mich. Wenn sie sich bereits dafür entschieden hatte, wieso war sie so angespannt?

»Wieso bist du denn so angespannt, wenn du dich bereits entschieden hast?«. Ich wollte der sache weiter auf den Grund gehen. Irgendwas war da faul.
Sie verzog das Gesicht.
»Eventuell hab ich Damien was ganz dummes vorgeschlagen?«, schildbewusst schaute sie zu mir rüber.
Skeptisch zog ich die Augenbrauen hoch.
»Ich hatte die Schnapsidee, dass es dir vielleicht helfen könnte, wenn du auch zum Schulsanitätsdienst gehst und hab Damien das vorgeschlagen«, klärte sie mich über ihre Idee auf.

Wie kam sie denn darauf?

»Und was hat er gesagt?«
»Er hat mir erklärt, dass es gewisse Faktoren gibt, die darüber entscheiden, ob das klappen könnte oder nicht. Und, dass er das mit dir besprechen möchte«

Ich runzelte die Stirn.
Böse war ich ihr nicht. Sie wollte mir ja helfen.

»Wenn er das besprechen will, dann wird er das morgen tun. Die Deadline für die Bewerbungen geht bis Mittwoch. Deshalb ist morgen sein einzige und letzte Chance mit mir darüber zu reden und mich vielleicht dazu zu überreden.
Ob das eine gute Idee ist? Ich weiß nicht, was da passiert und wenn da wirklich ein Sanitäter die Ausbildung übernimmt, bin ich geliefert!«

Akiras wedelnde Hand vor meinen Augen holte mich aus meinen Gedanken.

»Du solltest dir da nicht den Kopf drüber zerbrechen. Daran wirst du morgen noch genug Nerven verlieren«, meinte sie.
Darauf gab ich nur ein »hm«, von mir.
»Tut mir leid. Ich hätte Damien nicht voreilig davon erzählen dürfen«, entschuldigte sie sich.
Darauf schüttelte ich den Kopf.
»Doch. Du machst dir doch jetzt wieder einen Kopf darum!«
»Und du hast es in dem Moment als eine gute Idee empfunden!«
»Das war ne Scheißidee!«
»Das hat niemand gesagt!«
»Doch! Ich! Du hast damit jetzt wieder zu kämpfen, weil ich zu blöde war nachzudenken, bevor ich rede!«
»Du hast doch überhaupt keine Verantwortung dafür, ob mich was beschäftigen könnte oder nicht!«
»Natürlich hab ich das! Du bist mein Bruder! Ich muss aufpassen, dass es dir gut geht!«

Ich zog sie in meine Arme.
»Ich hasse es zu sehen, wenn es dir schlecht geht! Und wenn ich dann noch daran schuld bin, weil ich meine Klappe nicht halten konnte...«
Sie ging stocksteif in meiner Umarmung und ich wusste nicht, was ich sagen sollte, um ihr das schlechte Gewissen auszureden. Ich hielt sie einfach in meinen Armen und wartete darauf, dass sie sich entspannte.
Das dauerte ein paar Minuten. Irgendwann legte sie ihren kopf an einen Brustkorb und nuschelte ein »Tut mir leid«, vor sich hin. Darauf sagte ich nichts und ließ mich mit ihr in die Waagerechte sinken.

So lagen wir da eine ganze Weile. Taten sonst nichts.

WKM - Angst vor ihnen Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt