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Die ganze Nacht über konnte ich vor Freude kein Auge zu machen. Der Gedanke daran, dass wahrscheinlich ich die neue Leiterin der Firma sein werde, ist mein größter Wunsch seit Jahren. Ob mir Emilio so viel anvertraut?

Mit viel Aufregung ließ ich mich zur Firma fahren. Ich hab kein Auto, ein Freund der mich fahren kann oder sonst was. Wieder ging ich an Juan vorbei und wartete auf den Aufzug. Zu meiner Überraschung stand dort schon Natalia. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung und stiegen gemeinsam ein. Auf den Weg nach oben erzählte sie mir von ihren Date. Eigentlich konnte ich mich nicht auf sie konzentrieren, sondern auf Emilio.
Wer wird der neue Leiter?
Natalias und meine Wege trennten sich als wir zu unseren Schreibtischen liefen. Natalia ist einer der Mitarbeiterinnen der Firma, ich hingegen die Sekretärin von Emilio. Auf mein Platz waren komischerweise Dokumente und Ordner gestapelt. Da drauf klebte ein Notizblatt, worauf stand: Erledige das bitte, Miguel. Ich lächelte kurz ehe ich meine Tasche ablegte und mich an die Arbeit machte.

Nach einer Weile war ich so in die Arbeit von Emilio vertieft, dass ich garnicht mitbekam, dass alle Mitarbeiter versammelt im Konferenzsaal waren. Auch Natalia stand dort. Eilig stand ich auf und ging in den Raum. Emilio stand ganz vorne, die anderen ordentlich neben einander. Während Emilio etwas ansprach, stellte ich mich neben Natalia.
"Was ist hier los?", fragte ich.
"Emilio verkündet was. Gut das du da bist."
Sagt er jetzt, dass er aussteigt? Verkündet er das große Geheimnis?
"... und mit großer Freude kann ich nun verkünden, dass ich mich freue mein Platz als Leiter dieser Firma an eine besondere Person weiterzugeben. Diego Hernández!", sprach Emilio glücklich. Während Natalia freudig in die Hände klatschte, war ich nur am Boden zerstört. Wer ist denn bitte dieser Diego?! Und was ist mit mir?! Ein Mann, wahrscheinlich dieser Diego, kam grinsend zu Emilio um seine Hand zu schütteln. Zum Glück standen wir hinten, sodass keiner meine Tränen sehen konnte. Alle klatschten und einige Fotografen schossen ihre Bilder. Ich sollte mich auch eigentlich für Emilio freuen, doch ich tat es nicht.

Nach der kleinen Ankündigung von Emilio, wurde noch in der Abteilung eine kleine Abschiedsfeier gegeben. Darauf hatte ich grade keine Lust, weswegen ich mich an mein Platz setzte und den Bildschirm meines Computers anstarrte. Plötzlich kam Emilio mit Diego in meine Richtung. Ich versteckte mein Kopf in den Ordnern und hoffte, dass beide mich nicht sehen würden.
"Ah hier bist du ja!", rief Emilio. Tolle Idee, Cauviglia. Ich kroch aus mein Versteck raus und lächelte beide gezwungen an.
"Diego, das ist meine Sekretärin Francesca. Francesca, das ist Diego, er wird die Firma leiten.", stellte uns Emilio vor. Respektvoll stand ich auf und hielt Diego meine Hand hin.
"Willkommen in der Firma, Señior Hernández."
Immer positiv bleiben ... lächeln nicht vergessen.
"Die Freude ist ganz meinerseits.", lächelte er und erwiderte den Händedruck.
"Brauchst du irgendwas Emilio? Oder Sie, Diego?", fragte ich meine zwei Vorgesetzten.
"Nein, danke Liebes. Willst du nicht mit feiern?", fragte Emilio.
"Ich erledige lieber meine Arbeit. Aber lassen Sie sich nicht von mir aufhalten!"
Emilio merkte das ich log und überlegte kurz.
"Würdest du uns kurz alleine lassen?", fragte er an Diego gewandt. Er nickte und ging wieder zurück zum Konferenzsaal. Charmant ist er wenigstens.

Ich schluckte nervös und vermied den Augenkontakt mit Emilio.
"Was ist los, Francesca? Was bedrückt dich?", fragte er besorgt.
"Nichts. Alles gut."
"Du warst nie gut in lügen.", lachte er und nahm meine zitternden Hände. "Erzähls mir."
"Ich dachte ... ich dachte das du mich als die neue Leiterin ernennst. Als du meintest, dass es eine besondere Person bekommt ..."
"... hast du an dich selber gedacht.", stellte er fest. Ich nickte betrübt. Er nahm mich in den Arm und kraulte mein Rücken.
"Diego ist ein guter Mann. Er ist der Sohn eines engsten Freundes, deswegen dieser Platz. Die Firma ist in guten Händen. Ich weiß, dass dein Traum von einer eigenen Firma noch offen steht, doch es passiert nicht einfach so. Man muss es sich hart erkämpfen und das schaffst du! Du bist eine starke, reife Frau Francesca!"
Ich sagte nichts, sondern schluchzte leise. Mein Kinn war an seiner breiten Schulter und meine Augen geschlossen. Noch nie habe ich vor Emilio geweint. Dieser ganze Schmerz wegen meiner Vergangenheit habe ich niemand erzählt. Ich hatte es auch nie nötig. Emilio gab mir immer das Gefühl was besonderes zu sein. Er erfüllte mir jeden Wunsch von den Augen, außer diesen einen. Doch das darf ich ihm nicht übel nehmen. Ich bin eben noch nicht soweit für eine eigene Firma. Vielleicht nicht heute oder morgen, aber irgendwann.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt