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Diego und ich kamen doch noch pünktlich zur Arbeit an. Wir sind seit zwei Monaten zusammen und keiner hat Wind davon bekommen. Respekt an uns!
Konzentriert sortierte ich die Formulare für den bevorstehenden Prozess. Diego hat inzwischen die Ursache für die Schulden gefunden, die wir schon beglichen haben. Emilio soll vor paar Jahren viel Geld von einer anderen Firma genommen haben und sie nie zurück gezahlt haben. Diego war so gutherzig und hat sie selbst bezahlt.
"Francesca.", räusperte sich jemand hinter mir. Ich drehte mich um.
"Alex?", fragte ich verwirrt. Lächelnd kam er auf mich zu und umarmte mich.
"Was machst du denn hier?"
"Ich wohne hier seit einigen Wochen."
"Und warum bist du hier?"
"Ich dachte ich komm einfach mal her und besuche dich."
"Wow okey, damit hätte ich nicht gerechnet. Wenn du willst können wir runter in die Cafeteria."
"Ich muss leider das Angebot ablehnen. Muss gleich wieder los, wollte nur hallo sagen. War toll dich wieder gesehen zu haben! Vielleicht das nächste mal!"
Er umarmte mich noch einmal fest bevor er lächelnd den Gang entlang lief. Ich sah ihn noch lächelnd hinterher und machte meine Arbeit weiter.

Genau um Mitternacht hatte ich endlich Schluss. Ich musste noch die Papiere von Natalia übernehmen, da sie wegen ein Familien Drama zurück nach Spanien geflogen ist. Ich packte fleißig meine Sachen ein und zog mir meine Jacke an. Plötzlich zwikte mir jemand in den Bauch. Erschrocken drehte ich mich um.
"Bist du wahnsinnig?!", herrschte ich Diego an. Doch er lachte nur.
"Was ist daran witzig? Ich hab einen Herzinfarkt bekommen!"
Ich schlug ihn mit meiner Tasche doch er lachte nur noch lauter. Er kann froh sein das wir die einzigen in dieser Etage sind.
"Warum bist du so sauer?", fragte er.
"Du hast mich zu Tode erschreckt! Kannst du nicht wie ein normaler Mensch mich von hinten umarmen oder ... ja ... umarmen."
Seufzend legte er seine Arme um mich und umarmte mich so fest, dass ich keine Luft mehr bekam. Ich roch diesen Duft ein und lächelte.
"Besser?", nörgelte er.
"Ja!", trällerte ich und gab ihm ein kurzen Kuss.
"Nun gut, bist du fertig?"
"Ja. Warum?"
"Wir fahren doch zusammen."
"Du hast jetzt auch Schluss?"
"Ja?!"
Wir liefen zusammen zum Fahrstuhl und stiegen ein. Als sich die Türen schlossen war es zwischen uns still. Das ist immer zwischen uns so. Erst wenn wir weit weg vom Gebäude sind berühren wir uns oder halten Händchen. Diese Geheimnistuerei geht mir langsam auf den Sack. Wir waren nun draußen und Diego sah sich um.
"Wartest du auf was?", fragte ich.
"Warte.", murmelte er. "Ah da!"
Er nahm meine Hand und zog mich wie ein Hund mit. Verwirrt folgte ich ihm und fragte nicht wohin. Dann blieben wir stehen.
"Mach die Augen zu!", befahl er mir.
"Was?", lachte ich.
"Na los!"
Seufzend tat ich das was er sagte und legte meine Hände auf meine Augen. Plötzlich spürte ich seine Hände auf meinen Schultern, die mich geradeaus führten. Dann blieben wir stehen.
"Kann ich sie öffnen?"
"Ja."
Ich nahm meine Hände weg und öffnete die Augen. Was ich sah raubte mir den Atem.

"Diego. Was ist das?!", fragte ich ruhig, wusste aber das ich gleich ausflippen würde. Mein Herz raste.
"Ein BMW M6 Gran Coupé.", grinste er und war stolz auf sich selber.
"Auf deutsch gesagt: ein teueres Auto!"
"Pff, na und? Geld spielt reine Rolle. Hier, der gehört dir."
Er nahm meine Hand und legte die schwarzen Autoschlüssel rein.
"Oh nein! Diego du verarschst mich doch!"
"Nein.", lachte er.
"Wieso lachst du?! Das ist überhaupt nicht lustig! Ich hab dir doch tausendmal gesagt, dass ich nicht will das du für mich Geld ausgibst! Und jetzt kaufst du mir einfach so ein Schicki-Micki Wagen!", fuhr ich ihn an.
"Francesca ich hab ihn dir nicht einfach so gekauft, okey?! Ich hab es dir gekauft weil wir schon mehr als zwei Monate zusammen sind, du mir alles bedeutest und ich dich liebe! Tut mir leid wenn ich nett sein wollte."
Langsam wurde er auch sauer.
"Mir hätten doch auch Blumen gereicht oder ein Frühstück im Bett! Aber ein Auto?! Diego ..."
Seufzend schaute ich auf den Boden.
"Gefällt er dir?"
"Ja ... aber ich kann ihn nicht annehmen Diego wirklich. Du hast mir schon teure Kleider gekauft, teuren Schmuck, ich bin zu dir gezogen und jetzt auch noch das! Das ist wirklich zu viel ... es tut mir leid."
Er spannte sein Kiefer an und nahm mir die Schlüssel einfach aus der Hand. Jetzt hatte ich Schuldgefühle.
"Mein Wagen steht drüben. Steig schon mal ein. Ich muss jemanden anrufen, der den Wagen weg schafft.", sagte er emotionslos.
"Diego -"
"Geh schon! Es ist spät."
Ohne noch was zu sagen nahm ich seine Schlüssel aus der Hand und lief die Straße entlang bis zu sein Wagen. Ich fühlte mich jetzt wirklich schlecht. Ich stieg in den Wagen und wartete auf Diego.
Etwa fünf Minuten später kam er auch ins Auto und schnallte sich an. Ich sagte nichts, da es besser ist wenn ich für heute nichts mehr sage. Er fuhr uns nach Hause und parkte auf der riesen Auffahrt unseres Hauses. Eigentlich seines Hauses.
Ich stieg genau wie er aus und folgte ihn die Treppen hoch. Diego schloss die Tür auf und machte nicht das Licht an sondern zog seine Schuhe aus und schmiss die Schlüssel in die Schale. Er ging wortlos die Treppe hoch. Jetzt ist er sauer oder traurig. Und das wegen mir. Ich zog auch meine Jacke aus und folgte ihm hoch ins Schlafzimmer. Es war keine Lampe an doch er saß auf dem Bett. Ich stand vor der Tür und guckte durch die etwas offen stehende Tür. Meine Augen haben sich langsam an die Dunkelheit gewöhnt und ich konnte etwas erkennen. Diego saß auf der Bettkante, in der Hand ein Bilderrahmen. Es war das Bilderrahmen, was normalerweise auf der Kommode stand. Auf dem Bild sind wir zwei drauf wo wir zusammen auf der Hochzeit von Ilaria getanzt haben. Wieso schaut er sich das Foto an?

Ich schluckte und nahm mein Mut zusammen. Ich öffnete die Tür und betrat den Raum. Diego legte den Rahmen sofort weg und wischte seine Augen. Weint er? Hab ich ihn so dermaßen verletzt?!
"Diego?", fragte ich leise.
"Es ist spät. Ich geh ins Bett. Gute Nacht.", sagte er nur, stand auf und lief zum Schrank. Ich stand versteinert da und blinzelte die Tränen weg.
"Es tut mir leid, wirklich."
Doch er reagierte nicht sondern zog sich das Oberteil vom Leib und schlüpft in ein frisches Unterhemd. Er zog sich nur die Jeans aus und legte sich danach sofort ins Bett. Ich lief auch zum Schrank und holte meine frische Klamotten heraus. Ich spürte Diegos Blick auf mich weshalb ich mich einfach nur still umzog. Nervös ging ich auf meine Bettseite und setzte mich drauf. Als Diego sich dann plötzlich umgedreht hat, sodass sein Rücken zu mir gedreht war, brach mein Herz in zwei. Ist er wirklich so traurig weil ich diesen BMW abgelehnt hab?! Oder steckt was anderes dahinter?
"Willst du das ich im Wohnzimmer schlafe?", fragte ich ihn. "Oder im Gästezimmer?"
Wie erwartet antwortete er mir nicht. Ich gab die Hoffnung auf, schnappte mir mein Kissen und die Decke und lief sofort aus dem Zimmer. Als ich die Tür schloss lehnte ich mich dran und weinte. Ich weinte leise doch es wurde lauter. Müde trug ich mich selber runter ins große Wohnzimmer und machte die lange Couch fertig.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt