96.

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Es war der späte Abend. Während ich auf der Autobahn fuhr kamen immer wieder Laternen an, die leuchteten, und abgelegte Häuser oder große Firmen. Zitternd hielt ich das Lenkrand von Diegos Wagen fest. Das Radio lief und eine langsam Musik kam leise heraus. Meine Tasche lag offen auf dem Beifahrersitz und mein Handy daneben. Ich hab es vorhin ausgeschaltet als Diego mich xmal angerufen hatte. Ich war nicht in der Stimmung dazu. Meine Haare hab ich inzwischen in einen lustlosen Zopf gebunden und mein Cardigan lag auf dem Beifahrersitz. Ich atmete tief ein und versuchte, das von vorhin aus meinen Gedächtnis zu löschen. Ich kam zwanzig Minuten später an und hielt vor Diegos Haus an. Die Lichter waren an. Ich nahm den Schlüssel aus der Tasche und öffnete die Tür. Diego kam aus dem Wohnzimmer.
"Francesca wo warst du? Wieso gehst du nicht an dein Handy?", fragte er mir sofort Löcher in den Bauch.
"Mein Akku war leer.", log ich und zog meine Schuhe aus.
"Ich hab mir schon schlimme Szenarien ausgedacht."
Nichts war so schlimm was ich getan hab.
"Tut mir leid.", murmelte ich und hing meine Tasche auf. Diego kam zu mir und legte seine Hände an meine Arme.
"Ich liebe dich, das weiß du doch, oder?"
Ich nickte bloß und lächelte kurz. Ich liebe dich auch. Mehr als du ahnst. Er küsste mich lang und innig. Ich drückte so fest wie ich konnte meine Augen zu um das Brennen und die Tränen zu stoppen. Diego löste sich von mir. Leider entwich mir ein Wimmern.
"Francesca ... alles okey?"
Ich antwortete nicht sondern fing an zu schluchzen. Sofort nahm er mich in den Arm und ich weinte sein schwarzes Shirt voll.
"Hey, es ist alles gut. Was ist passiert?"
Ich konnte ihm nicht die Wahrheit sagen. Ich konnte einfach nicht.
"Nichts ich ... es rührt mich nur ... ich bin dir so unendlich dankbar für alles was du je für mich getan hast, Diego. Für alles! Trotz meiner Fehler bleibst du stets an meiner Seite. Ich danke dir. Du hälst es trotz allem mit mir aus und liebst mich so wie ich bin und ...", ich musste schluchzen und unterbrach mich selber. "... ich wurde noch nie so geliebt und es ist einfach so schön, dich an meiner Seite zu haben und zu wissen, dass ich immer auf dich zählen kann. Du verurteilst mich nie und liebst mich trotz meiner Vergangenheit und das bedeutet mir so viel! Ich liebe sich so sehr, Diego, das kann man nicht in Worte fassen. Es tut so weh. Bitte, verzeih mir alle meine Fehler. Es tut mir so leid."

Ich löste mich schluchzend von ihm und drückte verzweifelt mein Mund auf seinen. Ich legte meine Arme um sein Hals und stellte mich auf die Zehenspitzen. Ich hoffe Diego reicht als Beweis die gestrige Nacht und dieses Liebesgeständnis. Ich liebe ihn und will nur das Beste für ihn.
Widerwillig löste ich unsere Lippen von einander. Diegos Atem war genauso wie meiner gerade beim Marathon. Ich lehnte meine Stirn an seine und legte meine Hände um sein Bauch. Als Diego ein zarten Kuss auf meine Stirn hauchte schloss ich die Augen.
"Ich liebe dich auch, Francesca. Du solltest lieber ein Bad nehmen und dich dann ausruhen."
Er streichelte meine Wange mit seinem Daumen. Ich wollte nicht weg von ihm.
"Geh schon, ich komme nach.", nuschelte er in mein Haar. Ich nickte und löste mich widerwillig von ihm. Bevor ich jedoch gehen konnte küsste er mich wieder kurz und ließ mich erst dann gehen.

Mit viel Mühe trug ich mich die Treppe hoch und schlüpfte unter die Dusche. Das hab ich gebraucht seit ich die Firma verlassen habe. Eine Dusche um alle Sorgen, Probleme und Lasten ab zu waschen. Nur mit einem Handtuch gewickelt ging ich ins Schlafzimmer und zog mir sofort meine vertrauten Klamotten an. Mein Handy ließ ich immer noch aus, steckte es aber an den Ladekabel um es glaubwürdiger zu machen. Ich lag gerade im Bett als Diego lächelnd herein kam, in seiner Hand eine Tasse Tee. Mein Herz ging auf und ich strahlte pure Liebe aus. Diego sorgt sich einfach rührend um mich.
"Danke.", sagte ich schüchtern als er sie auf den Nachttisch abstellte und sich an das Bettenrand setzte.
"Wie gehts dir?", fragte er und seine Hand streichelte meine Wange. Ich lehnte mich an sie und genoss die Wärme, die Diego ausstrahlte.
"Jetzt besser.", lächelte ich und nahm seine Hand fest in meine.
"Wirklich? Du warst unten total aufgelöst und verwirrt."
"Ja, das ... sind nur ... die Hormone. Mir gehts gut."
Er glaubte mir ein wenig und nickte. Wortlos starrte er auf unsere Hände herab als ich seine Handfläche mit meinem Daumen streichelte.
"Wenn etwas passiert ist, würdest du mir es doch sagen. Oder?", fragte er plötzlich. Panik durch fuhr mich. Hat Nicolás etwas gesagt? Weiß er es? Ich nickte bloß und lächelte. Er atmete aus und nickte. Er weiß von nichts. Gott sei Dank!
"Ich geh dann -"
"Nein, bitte! Bleib bei mir.", flehte ich ihn an und war den Tränen wieder nahe. "Lass mich bitte nicht alleine."
"Ich schaue kurz nach Violetta. Keine Sorge, ich bin gleich wieder da.", sagte er vorsichtig. Ohne unsere Hände voneinander zu lösen stand er auf. Er beugte sich vor und küsste mein Kopf.
"Ich mache mir wirklich Sorgen um dich, Francesca.", hörte ich ihn leise murmeln. Nachdem er noch einmal unsere Hände küsste und mir versprach gleich wieder zu kommen, verließ er das Zimmer.

Ich war alleine. Diego wird gleich da sein aber dennoch war ich alleine. Er liebt mich und ich ihn. Doch er würde mich verlassen und alleine lassen wenn er die Wahrheit kennen würde. Ich darf Diego nicht verlieren.
"Du weinst ja schon wieder!", holte mich die sanfte Stimme von Diego aus der Traumwelt. Ich sammelte mich und schaute zur Tür, wo Diego stand und grad sein Oberteil auszog. Ich fasste mich an mein Auge und spürte salzige Tränen.
"Gott ...", murmelte ich zu mir selber und wischte sie weg.
"Francesca sag mir bitte -"
"Es ist alles perfekt!", unterbrach ich ihn. "Bitte lass uns drüber nicht mehr reden. Mach dir keinen Kopf, es geht mir gut."
Er schaute mich nur betrübt an. Dann nickte er und zog sich die Jeans aus. Nur mit Unterhemd und Boxershort bekleidet kam er zu mir ins Bett. Sofort schmiegte ich mich an ihn. Ich brauchte seine Nähe. Diego gab mir bei allem Halt.
"Die gestrige Nacht ...", fing auf einmal Diego an. Ich antwortete nicht sondern wartete.
"Die gestrigen Nacht war wundervoll, Francesca."
Er streichelte mein Arm auf und ab. Ich lächelte beruhigt.
"Fand ich auch."
"Ich hab nachgedacht. Wenn du willst, ziehen wir zu dritt nach Italien."
"Was?"
"Ja! Ich verliere bestimmt sowieso mein Job also ..."
"Nein, du verlierst dein Job nicht!"
"Aber -"
"Du verlierst ihn nicht.", sagte ich ernst. "Jetzt lass uns bitte über was andres reden. Oder gar nicht mehr reden."
Als Antwort hauchte er ein Kuss auf meine Hand und drückte mich an sich. Dieses Glück hält nicht ewig.

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Konnte nicht bis heute Abend warten 🙄😂

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt