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Ich versprach Diego ihn die ganze Geschichte zu erzählen. Aber erst wenn wir alleine sind. Er verstand es und bedankte sich für diesen Vertrauen. Ich versuchte zu arbeiten doch ich schaffte es nicht. Jede Minute schaute mich ein Kollege an und ich hatte das Gefühl zu platzen! Ilaria hab ich eine Nachricht geschickt, dass wir aufgeflogen sind und sie nicht aus dem Haus gehen darf! Die Zeit verging immer schneller und bald waren nur noch Diego, Natalia und ich in der Abteilung. Natalia verabschiedete sich schließlich auch und ich lief nervös auf Diegos Büro zu. Leise klopfte ich und öffnete die Tür. Diego stand am Schrank und holte einzelne Kisten heraus. Er hat sein Jackett ausgezogen, sodass man seinen trainierten Oberkörper schon etwas durch den Hemd sehen konnte.
"Hallo.", sagte ich leise, da er mich immer noch nicht bemerkt hat. Er drehte sein Kopf zu mir und musste lächeln.
"Hallo."
"Jeder ist weg. Soll ich was tun?"
Er nickte und stellte eine weitere Kiste auf den Tisch.
"Ich suche immer noch mögliche Ursachen für unsere Schulden und die können sich nur in den Sachen von Miguel befinden."
Ich nickte, nahm eine Kiste und stellte sie auf den Boden. Dann setzte ich mich daneben und öffnete die Kiste. Diego schaute mir schmunzelnd dabei zu. Sekunden später saß er ebenfalls neben mir.

Still durchsuchten wir die einzelnen Kisten. Ich war nur nervös und wusste nicht wo mir der Kopf stand.
"Ich war gestern nicht bei der Arbeit.", brach ich die Stille. Ich spürte, dass Diego mich verwirrt anschaute doch ich hob mein Blick nicht.
"Das war Ilaria, meine Zwillingsschwester."
Seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Dann nickte er.
"Das erklärt warum du die ganze Zeit mich angebaggert hast.", lachte er. Auch ich musste leise lachen.
"Tut mir leid. Ilaria ist eigentlich verlobt."
"Wieso hast du mir nicht gesagt, dass du eine Schwester hast?"
"Hab ich ja! Nur das mit den Zwillingen habe ich verschwiegen und du warst total wütend."
"Entschuldige.", sagte er schüchtern. Ich hob den Blick und unsere Augen trafen sich. Es war in dem Moment so, als wäre ich in ein Bann gezogen. Diese tiefen braunen Augen. So schön.
"Wir war dein Vater so?", fragte er plötzlich. Schon als ich das Wort Vater hörte, brach alles in mir zusammen.
"Wie ein normaler Vater eben.", murmelte ich. "Der ein krankes Geheimnis hatte."
Diego legte die Kisten weg und rutschte neben mir. Ich saß an der schwarzen Couch gelehnt und sah in die Leere. Ich wusste dass ich Diego jetzt alles erzählen musste. Es gab keinen Ausweg mehr. Ich zog meine Beine an mich und atmete tief ein.

Diego sah mich von der Seite ruhig an und wartete.
"Es stimmt was in dieser Zeitschrift steht. Mein Vater hat mich vergewaltigt. Aber es war ganz anders als du denkst!"
Er ging nicht weiter drauf ein sondern wartete bis ich wieder zu Wort kam. Diego ist zwar ein mieser Chef, doch ein guter Zuhörer.
"Meine Schwester ist die älteste von uns, zwar erst zwei Minuten aber für sie bedeutet das alles! Trotzdem benimmt sie sich wie die Jüngste. Als es passierte waren wir beide erst 5 Jahre alt, unfassbar. Meine Mutter arbeitete als Putzfrau, da wir eine sehr arme Familie waren. Sie hat an dem Tag die Nachtschicht übernommen und so waren meine Schwester und ich alleine mit mein Vater."
Ich setzte eine Pause ein um mich wieder zu sammeln. Das erweckt einfach zu viele Gedanken und Verletzungen.
"Meine Schwester und ich waren in der Nacht in mein Zimmer. Sie war total müde und konnte kaum noch die Augen aufhalten. Wir waren in mein Zimmer, da wir beide einzelne Zimmer hatten. Sie bat mich ihre Schlafsachen zu holen, was ich natürlich tat. Gerade als ich auf ihrem Bett saß und ihren Schlafanzug und ihre Decke holen wollte ging die Tür auf und mein Vater kam rein."
Diego zog die Luft ein und spannte seinen Kiefer an. Er wusste welche Stelle der Geschichte jetzt kam.
"Er schloss die Tür ab und das Licht war aus. Ich hatte keine Angst gehabt. Ich dachte ... er will mir was zeigen oder mit mir spielen. Er dachte ich sei Ilaria. Er murmelte immer ihren Namen und sagte süße Sachen zu mir. Ich wusste, dass mein Vater irgendwas vorhatte. Ich hab es gespürt! Als er dann vor mir stand, mich im Gesicht und am Oberkörper begrabschte, wusste ich, dass etwas schlimmes passieren wird. Er hat immer Ialrias Namen geflüstert, dabei wusste er garnicht dass ich Francesca war! Ich blieb still, wehrte mich nicht und bewegte mich nicht vom Fleck. Er wollte sie und nicht mich! Ilaria lag in dem Moment auf mein Bett und war wahrscheinlich am schlafen. Nachdem er sein Spaß hatte, küsste er mich auf die Wange, sagte das ich ein gutes Kind sei und ging aus dem Zimmer. Ich lag auf dem Bett wie ein Haufen Elend und weinte vor mich hin! Ich fühle mich wie Dreck. Ich wurde benutzt, mein Körper wurde benutzt. Er hat mich benutzt, seine eigene Tochter! Welcher Vater macht sowas? Welcher?!"

Ich merkte garnicht das ich die ganze Zeit beim erzählen geweint hatte. Diego schaute mich bemitleidet an. Ich schloss meine Augen und legte meine Arme schützend vor meine Brust. Ich bekam so ein Gefühl von Dreck und Schmutz. Mein Körper wurde beschmutzt und ich war nicht in der Lage mich zu säubern. Wie auch? Wie sollte ich sowas auch tun können?
"Weiß Ilaria das du vergewaltigt wurdest?", fragte Diego.
"Sie war gleich die erste und auch die letzte. Ich brauche keine Mitleid Szenen."
"Weiß sie auch, dass sie eigentlich ..."
"Nein.", unterbrach ich ihn. "Ich liebe Ilaria und sie sollte sich nicht unnötige Schuldgefühle einreden. Sie weiß nichts. Ich hab nur meine Schwester beschützt."

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt