5 Jahre später in Mailand
"Scheiße, scheiße, scheiße!", fluchte ich laut auf und umklammerte das Lenkrad meines Wagens fester. Ich komme zu spät! Schon wieder. Sie wird mich umbringen. Ich achtete nicht mehr auf die roten Ampeln und die hupenden Autos sondern fuhr so schnell ich konnte durch die nassen Straßen.
"Nicht heute, bitte."
Ich ergatterte noch knapp ein Parkplatz für mein roten Opel, schnallte mich aus und stieg sofort aus. Mit meiner Tasche in der Hand rannte ich durch das grüne Tor zum Kindergarten.
"Bitte sei nicht vorbei.", murmelte ich als ich die Treppen hochrannte und zwei Stufen auf einmal nahm. Ich entdeckte die Tür zur Aula. Ich öffnete sie schweratmend und stand in der Dunkelheit. Nur noch das Bühnenlicht brannte. Ich fluchte leise auf und fuhr mir durch die Haare, als ich Violetta auf dem Bühnenrand sitzen saß. Ihre kleinen Beine schwangen hin und her, ihr Kopf war gesenkt. Ich war zu spät. Ich lief auf sie zu und hoffte, dass sie nicht weinte.
"Du bist nicht gekommen.", sagte sie mit ihrer traurigen Stimme. Ich hockte mich in die Knie um sie besser zu sehen.
"Es tut mir leid."
Ich legte meine Hände auf ihre Schenkel.
"Ich hab dich gesucht aber du bist nicht gekommen."
"Es wurde spät und ich durfte nicht früher gehen. Es tut mir leid, Violetta."
Ich nahm ihre Hände in meine und streichelte diese. Sie schniefte und hielt den Kopf gesenkt. Ich hasse es wenn ich mein kleines Mädchen so traurig sehe, und das noch wegen mir!
"Als Wiedergutmachung lade ich dich zum Essen ein. Na, was hälst du davon?", fragte ich sie und kitzelte sie am Bauch. Sie kicherte auf und versuchte meine Hände weg zu schlagen.
"Okey. Ich hab sowieso Hunger."
Sie stand auf und umarmte mich flüchtig bevor sie hinter die Bühne rannte. Ich bemerkte ihre Kleidung und mir wurde warm ums Herz. Sie trug ein rosafarbiges Kleid mit rosanen Ballerinas und ein Haarreifen. Ihre braunen Haare waren zu ein hochgesteckten Dutt verwandelt und ich erkannte sogar das Bühnen Makeup auf ihr Engelsgesicht. Kein Wunder wenn sie die Rolle von Prinzessin Lillifee in dem Theaterstück Prinzessin Lillifee spielte.Während Mütter und Väter ihre Töchter freudig umarmten, wartete ich ungeduldig auf meine Prinzessin Lillifee. Ich knabberte schon an mein Fingernagel.
"Señiora Cauviglia?", hörte ich hinter mir. Ich drehte mich um und vor mir stand Valentina, die Theaterlehrerin und Erzieherin von meiner Violetta.
"Ja, Valentina, was gibts?"
"Ich wollte Violetta gratulieren. Ist sie denn noch nicht raus?"
"Nein.", lachte ich. "Sie zieht sich noch um."
"Schade. Violetta war auch traurig als Sie nicht da waren. Ich muss aber noch los, die anderen Mädchen gratulieren. Grüßen Sie Violetta von mir!"
"Mach ich. Schönen Abend noch."
Sie verabschiedete sich und ich schaute ihr noch nach bevor sie verschwand. Ich wartete noch einige Minuten bevor Violetta endlich fertig angezogen aus der Kabine kam. Ich half ihr in ihre grüne Jacke zu kommen.
"Sind wir soweit, Prinzessin?"
"Ja!", kicherte sie, was Musik für meine Ohren ist. Sie griff nach meiner Hand und zusammen liefen wir aus dem Kindergarten.Es war 7 uhr abends, kalt und etwas nass in Mailand. Eilig öffnete ich die Autotür und Violetta setzte sich auf ihr Kindersitz. Ich schnallte sie noch sicher an und nahm ihren Rucksack, den ich hinten im Kofferraum verstaute. Anschließend stieg ich ebenfalls ins Auto und startete den Motor.
"Auf was hast du Lust?", fragte ich sie während ich vom Parkplatz runter fuhr. Sie überlegte und tippte nachdenklich auf ihr Kinn. Ich lachte leise und schüttelte belustigt den Kopf.
"McDonalds!"
Ich nickte zustimmend und hielt an einer roten Ampel an. Sie grinste glücklich und schaute aus dem Fenster. Ich beobachtete sie vom Spiegel aus und musste lächeln. Sie sieht ihren Vater einfach zu ähnlich.
"Ist es okey für dich wenn wir zu Hause essen?", fragte ich sie während ich nach rechts abbog. Sie nickte und starrte immer noch aus dem Fenster. Einige Regentropfen sammelten sich an den Fenstern. Seit Wochen regnet es hier in Mailand. Im Norden sollte es sogar schlimmer sein. Ich fuhr gerade zum McDrive als Violetta anfing hinten mir zu husten. Ich wollte grad fragen was los sei, doch sie kriegte sich langsam wieder ein. Nun waren wir dran und ich bestellte das, was sich meine Prinzessin wünscht. Natürlich holte ich mir auch was zum Essen. Den ganzen Tag war ich im Restaurant arbeiten und hatte keine Zeit Violetta beim Theaterstück zu zusehen. Anschließend bezahlte ich alles und verstaute alles neben mir auf den freien Beifahrersitz.
"Das riecht so gut!", seufzte Violetta auf als ich wieder auf der Straße war und nach Hause war. Ich lachte und hielt vor einer roten Ampel an. Wieder musste Violetta husten, was mich langsam stutzig machte.
"Violetta gehts dir gut?"
"Ja.", sagte sie, hustete aber wieder.
"Wir sind gleich da und dann mach ihr dir einen Tee, in Ordnung?"
Sie nickte und ihr Husten war wie im Erdboden verschluckt. Nach etwa zehn Minuten parkte ich am Straßenrand vor unserer Wohnung. Ich stieg aus und joggte einmal um den Wagen um Violetta aus den Wagen zu holen. Aus dem Kofferraum nahm ich ihr Rucksack, was sie sich gleich über den Rücken schwingte.
"Nimm du die Getränke, ich nehme die Tüten.", sagte ich ihr und gab ihr die zwei Becher. Vorsichtig wie immer folgte sie mir ins große weiße Gebäude. Mit viel Mühe schloss ich die Tür auf bevor wir in den Aufzug stiegen. Violetta war schon ganz hungrig und konnte es kaum erwarten zu essen. Ich stellte die Tüten auf den Boden ab damit ich die Wohnungstür aufschließen konnte. Violetta und ich stellten alles auf den Tisch im Wohnzimmer ab bevor wir unsere Schuhe und Jacken auszogen. Sie setzte sich brav auf die Couch während ich alles auspackte."Du kannst schon mal essen. Ich mach dir ein Tee.", meinte ich und verschwand in der gegenüberliegenden Küche. Ich machte den Wasserkocher an und holte Violettas Lieblingsbecher aus dem Schrank. Anschließend legte ich den Teebeutel hinein, füllte das heiße Wasser in den Becher und lief wieder zurück ins Wohnzimmer.
"Iss erstmal dein Essen, damit dein Tee etwas abkühlt.", riet ich meiner Tochter und stellte den Becher vor ihr ab. Als ich in der Küche war, hat sie schon den Fernseher angemacht und schaute eine Kinderserie. Ich musste fast laut los lachen als ich sie beim Essen beobachtete. Sie mag es garnicht wenn sie ausgelacht wird."Willst du noch ein Tee?", fragte ich sie während ich ihr half in ihr Einhorn Pyjama zu schlüpfen. Sie schüttelte den Kopf und ihre nassen Haare klatschten ihr ins Gesicht. Vor kurzem war sie im Bad und ich bin froh, dass sie es diesmal alleine gemacht hat. Ich bin zwar immer dabei, doch sie will immer alleine baden ohne Hilfe.
"Bist du immer noch wütend auf mich?", fragte ich sie als sie sich auf ihr Bett setzte und ich ihre Bürste von der Kommode nahm.
"Ja.", gab sie zu. Ich setzte mich hinter ihr und fing an ihre nassen Haare ordentlich zu bürsten.
"Es tut mir leid, Violetta, aber ich musste arbeiten. Du weißt doch wie Adrián ist.", sagte ich und sie kicherte.
Adrián ist mein Chef im Restaurant und er mag es garnicht wenn ich früher gehen will, Urlaub haben will oder krank bin. Dennoch mag ich ihn und ich weiß das er mich auch mag, er gibt nur nicht zu.
"Adrián mag mich nicht.", zuckte sie mit den Schultern.
"Ach nein? Mich schon!", gab ich an und streckte ihr die Zunge raus als sie im Bett lag. Ich setzte mich zu ihr an den Bettrand und lächelte sie an.
"Ich bin mir sicher das deine Vorstellung toll war und du die Beste.", sagte ich und strich ihr die einzelnen Strähnen aus der Stirn.
"Ich weiß.", grinste sie.
Von wem hat sie wohl diese Selbstverliebtheit?
"Mamá?", fragte sie schließlich. "Wird Papá auch mal kommen und mir zu sehen?"Mir verblasste das Lächeln und ich konnte ihr darauf keine Antwort geben.
"Violetta du weißt doch das wie nicht über Papá reden."
"Ich weiß aber Luisas Vater war heute da und hat ihr einen großen Teddybär gekauft weil sie auf der Bühne war! Ich will auch so ein Teddybär."
"Ich kauf dir einen wenn du magst."
Sie schüttelte den Kopf.
"Papá soll mir einen kaufen."
Ich nickte und deckte sie weiter zu bis zum Kinn. Dann gab ich ihr einen Kuss auf die Stirn.
"Schlaf gut. Ich hab dich lieb."
"Ich dich auch, Mamá."
Sie schenkte mir ein Lächeln bevor ich aufstand und ihr Zimmer verließ. Als ich die Zimmertür hinter mir schloss, dachte ich über Violettas Worte nach. Sie will ihren Papá sehen. Doch will ihr Papá sie sehen? Nach 5 Jahren.-----
Ich hab jetzt eine große Zeit übersprungen, hoffe das macht nichts. Jetzt kommt Diego wieder öfters vor, genauso wie die anderen. ❤️
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Mein Chef, seine Frau & ich ✔
FanfictionFrancesca Cauviglia arbeitet als Sekräterin bei einer erfolgreichen Immobilienfirma. Sie hofft irgendwann eine eigene Firma zu gründen, vielleicht sogar die Firma Miguel Industries. Sie ist jung, erfolgreich & einer der beliebtesten Mitarbeiter. I...