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"Du warst 10 Jahre weg und hast dich nicht mal einmal gemeldet! Und jetzt bist du da, wegen einer Hochzeit?! Würdest du mich auch überhaupt so besuchen kommen, ohne deine Hochzeit?"
Ihr Blick wurde weicher und ich spürte, dass sie Schuldgefühle plagten. Sie stand auf.
"Es tut mir Leid, Francesca. Ich wusste nicht, dass du dich so gefühlt hast."
"Jetzt weißt du es! Du warst 10 Jahre weg, Ilaria. Wir waren 13 Jahre alt als du einfach gegangen bist. Du hast mich alleine gelassen. Du bist die älteste und du wusstest, wie es bei uns zu Hause war. Trotzdem bist du gegangen."
"Ich weiß. Es tut mir Leid aber ich hab meine Chance genutzt um die Welt zu reisen und ... neue Leute kennen zu lernen.", redete sie sich raus.
"Mit 13 die Welt kennen lernen? Ilaria lüg mich nicht an! Ich weiß ganz genau, dass Papá an der Sache dran Schuld ist!"
"Du nennst diesen Mann noch Papá? Nachdem er dir sowas angetan hat?", fragte sie fassungslos. Ich schluckte und senkte mein Blick. Es bliebt still zwischen uns. Dann brach sie die Stille.
"Es tut mir Leid, Francesca. Ich hoffe trotzdem, dass du zur Hochzeit kommst."
Sie nahm ihre Tasche vom Sitz und lief einfach an mir vorbei. Sekunden später hörte ich die Wohnungstür ins Schloss fallen.

Nachdem Ilaria gegangen war, machte ich mir ein Beruhigungstee und setzte mich auf die Couch. Es war Abends und im Fernsehen lief nichts. Ich war auch nicht grad in Stimmung dafür. Meine Gedanken waren nur bei meiner Schwester. Nach 10 Jahren sehe ich sie wieder. Wo war sie? Was hat sie gemacht? Wie geht es ihr? Hat sie mich jemals vermisst?
Durch ein stumpfes Geräusch wachte ich am nächsten Tag sofort auf. Ich saß Kerzengerade auf dem Sofa. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Die Fernbedienung in meiner Hand ist wohl runter gefallen. Die Wanduhr im Wohnzimmer zeigte genau halb 8 Uhr morgens. Seufzend stand ich auf und ging in mein Zimmer. Ich zog mich für die Arbeit an und machte mich im Bad frisch. Eilig schnappte ich mir meine Tasche, ein Apfel und lief aus der Wohnung. Ich hatte keine Lust auf ein Taxi zu warten, weswegen ich einfach mal zur Arbeit lief. Ich muss mal wieder Sport treiben. Die vielen Süßigkeiten zeigen sich langsam. Ich kam genau 20 Minuten später an und öffente die große Glastür. Juan lächelte mich wie immer fröhlich an und ließ mich vorbei. Bei den Fahrstühlen begegnete ich einige Mitarbeiter aus der untersten Abteilung. Ich kam dann schließlich bei meiner Abteilung an und trat heraus.

"Guten Morgen, Francesca.", begrüßte mich Natalia. "Komm mit. Es geht gleich los!"
"Was geht gleich los?"
"Die Konferenz!"
"Was für eine Konferenz?"
Sie ging nicht weiter drauf ein sondern zog mich an der Hand mit sich her. Ich verstand immer noch nichts. Welche Konferenz?
Natalia klopfte an der Tür und öffnete sie. Dort saßen alle Mitarbeiter, Investoren und natürlich Diego. Stumm schob mich Natalia rein. Wir beide setzten uns auf unsere Plätze. Als wäre es nicht schlimm genug, saß auf einmal Nicolás Gálan vor mir. Der braune Tisch war zwar groß und lang, doch er saß mir schräg gegenüber und ich hatte das Gefühl zu halluzinieren. Was macht er hier? Ist Alex auch hier? Plötzlich stand Diego auf und fing an die Konferenz zu starten.

Am Ende der Konferenz, was fast den ganzen Tag gedauert hat, war ich die Erste die aus dem Saal verschwand. Ich lief sofort in die kleine Küche und nahm mir ein Glas Wasser.
"Hallo, Francesca.", ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir. Ich verschluckte mich und drehte mich panisch um. Ilaria stand lächelnd an der Türschwelle, neben ihr Nicolás.
"Ilaria was machst du hier?", fragte ich und stellte das Glas zur Seite.
"Ich hab sie unten abgefangen. Ihre Schwester wollte zu Ihnen und ich hab sie hergebracht.", antwortete Nicolás einfach. Ilaria nickte und kam auf mich zu um mich zu umarmen.
"Ihr seit Zwillinge, wow."
"Ja, das sind wir.", bestätigte Ilaria und legte ihren Arm um mich. Sie tut so, als wäre der Streit gestern nie passiert.
"Ilaria, Nicolás ist nicht mein Vorgesetzter! Du musst nicht so tun, als wären wir die dicksten Freundinnen.", sagte ich und riss mich los. Meine Schwester sah mich betrübt an.
"Wer sind Sie dann?", fragte Ilaria an Nicolás gewandt.
"Nicolás Gálan. Der zukünftige Schwiegervater Ihrer Schwester."
"Pah, vergessen Sie es!", schnaubte ich. Nicolás schaute nun zu mir. Ilaria verstand nichts.
"Wie bitte?"
"Sie haben verstanden! Ich werde mit Ihren Sohn nichts anfangen!"
"Gut, dann wird die Presse und ganz Buenos Aires die Wahrheit erfahren.", drohte er mir.
"Welche Wahrheit?", fragte Ilaria. Ich zitterte.
"Ihr Vater war mein engster Freund, liebste Ilaria. Ich weiß alles!"
Ilaria schluckte und schaute zu mir. Ich nickte und bestätigte ihre Vermutung.
"Sie haben keine Ahnung!", meinte meine Schwester mutig. Sie kreuzte ihre Arme und stellte sich vor mich hin.
"Hören Sie auf mich und meine Schwester zu drohen! Glauben Sie mir, ich kann Ihr Leben auch zur Hölle machen."
Ich musste sofort lächeln. Meine Schwester setzt sich nach Jahren wieder für mich ein! Nicolas grinste triumphierend.
"Nicht so sehr wie euers. Die beiden Cauviglia Zwillinge. Wie süß.", lachte er. "Fand euer Vater euch auch so süß? Oder lieblich? Oder eher ... anziehend?"
"Hören Sie auf.", murmelte ich.
Doch er machte weiter.
"Kommt schon. Hört auf mit mir zu spielen. Es hat kein Sinn! Ricardo hat mir alles erzählt, bis hin zum letzten Detail."
"Halten Sie endlich die Klappe!", zischte Ilaria. "Gehen Sie oder ich rufe den Sicherheitsmann."
"Tu was du nicht lassen kannst. Aber eins sei gesagt, wenn du nicht mit mein Sohn eine Beziehung führst, Francesca dann wird es für euch beide schlimm enden!"

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt