56.

473 30 2
                                    

Ich verließ die Toilette nach Stunden. Wie ein schüchternes Wrack lief ich wieder zu mein Platz, wo ich meine Tasche anfing zu packen.
"Was machst du da?", fragte jemand hinter mir. Es war Natalia. Ich drehte mich um.
"Ich kündige."
"Was, warum?"
"Weil ich es nicht mehr hier aushalte! Dieser Ort ist nicht mehr so wie er es mal war und das schlimme ist sogar, dass ich nicht mehr die bin, die ich mal war."
Ich war so verletzt und wütend in diesen Moment. Ich könnte komplett die ganze Welt anschreien.
"Das ist doch kein Grund. Rede mit Diego und -"
"Nein, ich will nichts von Diego! Nie mehr! Ich hab es satt! Diese Geheimnisse und ... und diese Beziehung. Es reicht."
Sie sah mich verwirrt und bemitleidend an. Ich spürte das sie keine Ahnung hatte, das ich was mit Diego hatte.
"Diego und ich waren zwei ganze Monate zusammen. Und es hat jeder gewusst."
"Oh mein Gott. Ich nicht."
"Tja jetzt schon! Deswegen will ich kündigen und weil diese dumme Blondie dort drin mir mein ... ach, weißt du was ... ich gehe."
Verzweifelt nahm ich meine Sachen und lief eilig an Natalia vorbei und rein in den Aufzug. Ich zwang mich nicht zu weinen bis ich zu Hause war. Es hat kein Sinn mehr.

Seufzend kam ich zu Hause an und schmiss meine Schuhe in eine Ecke. Meine Tasche leistete die Schuhe Gesellschaft. Ich ging ins Zimmer und löste mich von dieses Kleid. Ich schlüpfte in eine Jogginghose und ein frisches Unterhemd. Meine Haare band ich zu ein Zopf. Dann legte ich mich etwas schlafen. Ich bin einfach fix und fertig.

Irgendwann wachte ich wieder auf und es war schon dunkel draußen. Müde setzte ich mich aufrecht. Als es plötzlich an der Tür klingelte zuckte ich zusammen. Verwundert stand ich auf und ging zur Tür. Die Person hat von der Haustür aus geklingelt, weshalb es etwas dauert bis derjenige oben bei mir ist. Ich rieb meine Augen und entdeckte den schwarzen Haarschopf. Nicht wahr ...
"Emilio!"
Ich musste lächeln, war aber auch total geschockt. Mein früherer Chef kam die letzten Stufen hoch bevor er mich in eine kurze Umarmung zog. Ich hab ihn ewig nicht mehr gesehen!
"Komm rein.", sagte ich und er tat es. Ich schloss die Tür und er folgte mir ins Wohnzimmer, nachdem er sein Jackett aus zog. Wir setzten uns nebeneinander auf die Couch.
"Möchtest du was trinken? Oder hast du Hunger?"
"Nein, mach dir um mich keine Sorgen. Ich bin wegen dir hier. Wie geht es dir?"
Er nahm meine Hand und schaute mich besorgt an. Ich hab seit Emilio in Rente ist nichts mehr von ihm gehört. Er hat mir gefehlt.
"Es geht mir gut. Und dir? Was hast so so gemacht?"
"Mir gehts es prächtig! Ich hab meine Enkel in Rosario besucht. Alex und Marco sind wirklich groß geworden."
Alex und Marco sind Emilios Enkel, die Söhne seiner Tochter. Ich kenne die beiden seit der Geburt, habe sie aber nie kennengelernt.
"Das freut mich für dich."
Emilio nahm tief Luft bevor er mit dem traurigen Thema anfing. 
"Ich bin nicht nur hier um zu plaudern sondern um nach dir zu sehen."
Ich wusste wohin das führte.
"Wie geht es dir dabei?", fragte er.

Es bringt nichts Emilio an zu lügen, er ist wie ein Vater den ich nie hatte.
"Nicht gut, Emilio. Ich hab das Gefühl, dass alles um mich klein wird und mich erdrückt!"
Er nickte verständnisvoll und schaute nachdenklich auf den Boden.
"Ich wusste das zwischen euch irgendwann mal was passiert. Zwischen dir und Diego. Warum wohl hab ich ihn als mein Nachfolger gewählt?", grinste er und ich musste es ebenfalls.
"Es war aber nicht in Ordnung. Er war mein Chef."
"War?"
"Ich kündige."
Er nickte gedankenverloren.
"Ich weiß. Diego hat mich vorhin angerufen und alles erzählt. Alles!"
"Alles?"
"Alles."
Ich seufzte und massierte meine Stirn. Kopfschmerzen sind schon im Anflug.
"Du darfst nicht kündigen, Francesca."
"Ich hab keine Wahl. Hast du jemals seine Mutter kennengelernt? Oder Angie?"
"Florencia?! Oh Gott.", stöhnte er genervt auf. Er schüttelte den Kopf.
"Ja, Florencia.", schnaubte ich.
"Nun gut. Wenn es um sie geht, dann ist es was anderes."
"Das Problem ist, Emilio, das ich Diego liebe! Du weißt nicht wie sehr. Nach der Sache mit mein Vater hab ich mich so sehr eingeengt und verstellt. Diego ist der erste, wo ich mich geöffnet habe. Wo ich, ich selbst sein konnte. Und jetzt? Ich bin schwanger, er ist verheiratet und seine fantastische Gattin droht mich zu kündigen."
Er seufzte. Er legte einfühlsam seine Hand auf mein Knie.
"Diego liebt dich auch. Das hab ich gesehen und gemerkt. Er ist verheiratet aber das heißt nicht das ihr zusammen sein könnt."
"Wie meinst du das?"
"Er kann sich doch scheiden lassen."
"So einfach ist das nicht Emilio. Ich muss damit leben, dass ich nun auf mich allein gestellt bin und nun für zwei Sorgen muss. Und da ich arbeitslos bin, wird das ein steiniger Weg."

Wir sprachen noch etwas über meine Probleme bevor er sich auf den Weg nach Hause machte. Ich danke Emilio sehr, für sein offenes Ohr und seine offene Tür bei sich zu Hause. Ich würde nicht die Francesca heute sein ohne ihn. Emilio ist seit einigen Minuten gegangen bevor ich mir eine Suppe warm machte und anschließend im Internet nach ein freien Job in der Immobilienbranche suchte.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt