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Bis spät in die Nacht saß ich an mein Schreibtisch und ackerte die Papiere und Dokumente durch. Da standen nur die Namen und Adressen der Investoren und deren Vorschläge und neue Termine für die Meetings und Galas. Nichts besonderes. Doch für mein lieben Chef war es das Wichtigste auf dieser Welt. Brav erledigte ich meine Aufgaben ohne weiter dagegen zu sprechen. Ich will immerhin nicht mein Job verlieren und Diego ist auch ein guter Vorgesetzter, mit strengen Maßnahmen.
"Oh, noch hier Francesca?", fragte mich plötzlich jemand. Ich hob mein Kopf und sah in Diegos verwirrten Gesicht.
"Äh ja ... ich mach das noch fertig und dann gehe ich auch nach Hause."
Seit wann sind alle weg?
"Komm mit, ich bring dich wieder."
"Nein, danke. Ich komme schon gut zurecht. Ich will nicht deine Zeit verschwenden und außerdem ist die Arbeit noch nicht rum.", widersprach ich. Er ging nicht weiter drauf ein sondern musterte mich nachdenklich.
"Emilio hatte wirklich Recht mit dem, was er über dich gesagt hat.", sagte er lächelnd und kam auf mein Tisch zu. "Du liebst deine Arbeit wirklich sehr."
"Ja, ja das tue ich! Ich hab Emilio alles zu verdanken und ohne ihn wäre ich bestimmt ... ein dummer Kellner ... wie am Anfang.", murmelte ich und senkte mein Kopf. Wieso erzähle ich Diego das alles überhaupt?
"Komm schon, ich bring dich nach Hause. Die Arbeit kann warten.", meinte er einfühlsam und wartete auf meine Antwort. Dieser Mann lässt kein Nein gelten. Ich gab mich geschlagen und packte die Papiere und Dokumente in meine schwarze Tasche. Ich stand auf, hing mir mein Mantel über den Arm und stellte mein Stuhl richtig an.

"Danke, dass du mich nach Hause bringst. Wieder.", lächelte ich im Aufzug.
"Keine Ursache. Wie ich gestern schon sagte, ich würde niemals eine Frau am Abend alleine durch diese Straßen laufen lassen. Und schon garnicht dich!"
Nachdem er das gesagt hatte, traute ich mich nicht mehr ihn an zuschauen, sondern schaute auf die grauen Knöpfe an der Wand. Endlich ging die Tür auf und er führte mich aus dem Gebäude. Wie ein Gentleman öffnete er mir die Tür seines Wagens. Ich setzte mich und er lief einmal um den BMW um selber auf sein Platz zu sitzen. Da er meine Adresse schon kannte, startete er einfach den Motor und fuhr los.

Der Abend war kalt und kühl. Es hat anscheinend sogar geregnet. Das Radio spielte eine leise Melodie, was mich fast zum einschlafen brachte. Dennoch kamen wir vor meiner Wohnung an. Der Motor war still und nur noch das Radio lief. Es war gerade erst 8 Uhr abends.
"Also dann, bis morgen.", verabschiedete er sich. Ich schenkte ihm ein Lächeln und legte meine Hand auf den Türgriff. Plötzlich plagte mich eine Frage, die ich ohne nachzudenken aussprach.
"Möchtest du mit rein kommen?", fragte ich einfach. Überrascht schaute er mich an. Kein Wunder, wer lädt schon sein Chef zu sich ein?
"Also ... ähm nur wenn das okey ist."
"Gern.", stimmte er zu. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Zusammen stiegen wir aus und er schloss das Auto ab. Er folgte mir bis zur Tür, die ich auch später auf schloss. Da wir kein Fahrstuhl besaßen mussten wir hoch laufen, doch Diego schien damit kein Problem zu haben. Während ich meine Wohnungstür aufschloss, schaute er sich im Gang des Gebäudes um. Anschließend betraten wir beide meine dunkle Wohnung.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt