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Vor mein Schreibtisch stand der dreckig grinsende Nicolás Gálan. Schon beim Anblick spürte ich mein Frühstück hochkommen.
"Guten Morgen, liebe Francesca.", begrüßte er mich.
"Nicolás. Was wollen Sie?"
"Ich wollte mal gucken wie es dir so geht, nachdem alle Welt dein tolles Geheimnis weiß."
"Gut, ja es ging mir wirklich nie besser! Mein Chef weiß es, genauso wie meine Kollegen und alle anderen da draußen. Danke, jetzt muss ich es vor keinen mehr geheim halten.", lächelte ich provozierend. Sein Blick wurde dunkel und ich spürte wie er mich grad total hasst.
"Wie gehts Alex?", fragte ich.
"Er ist in Los Angeles."
"Freut mich. Das er endlich von Ihnen los ist."
Gerade als er auf mich zu kommen wollte, ging die Tür auf und Diego trat heraus. Diego schaute uns verwirrt an und kam zu uns.
"Nicolás was machst du hier?", fragte Diego ohne mich zu beachten. Wir müssen auch professionell bleiben, immerhin sind wir bei der Arbeit.
"Deine süße Sekräterin hat mich hergebeten.", log er.
"Wie bitte? Das hab ich garnicht!"
"Nicolás ich bitte dich zu gehen und meine Mitarbeiter nicht zu belästigen."
"Sonst was?"
"Sonst rufe ich den Sicherheitsdienst. Oder ich kann gleich der Presse erzählen was für ein Mann du bist.", drohte Diego ihn knallhart. Nicolás hatte zwar keine Angst aber er schnalzte kurz mit der Zunge und ging aus der Abteilung.

"Alles gut?", fragte er nun an mich gewandt.
"Ja.", lächelte ich kurz.
"Wirklich? Hat er dich bedrängt oder so?", fragte er weiter nach und legte seine Hände an meine Arme und streichelte diese. Zum Glück war es fast spät und keiner außer mir war in dieser Abteilung. Natalia war noch hier aber ihr Tisch war am anderen Ende des Flurs.
"Danke das du ihn weg gescheust hast.", seufzte ich und umarmte ihn. Das brauchte ich jetzt. Nicolás und seine dummen Drohungen machen mich echt fertig.
"Wenn er dich weiter belästigt dann sag Bescheid.", murmelte er und streichelte mein Rücken auf und ab. Ich nickte und genoss diese Nähe. Ich hatte noch nie eine Beziehung, dies ist meine erste. Aus Angst wegen mein Vater hab ich Kontakt mit Männern vermieden, doch Diego ist anders. Langsam löste ich mich wieder.
"Ich hab gleich Feierabend, soll ich dich nach Hause fahren?", fragte er.
"Ja, bitte!", lachte ich. Er nickte lachend und küsste zärtlich meine Hand.
"Wir sehen uns gleich unten.", meinte er noch bevor er meine Hand los ließ und wieder zurück in sein Büro lief. Ich fuhr solange den Computer herunter, packte alle Notizen ein und schnappte meine Tasche. Ich überprüfte nochmal alles bevor ich zum Aufzug stolzierte. Diego braucht bestimmt etwas lange also ging ich schon mal vor. Unten im Erdgeschoss war Juan, der auch seine Jacke anzog und seine Schutzwaffen ablegte.
"Gute Nacht, Francesca!", lächelte er mich an.
"Nacht, Juan. Grüß Tiana von mir!"
Er nickte und zog sein Gürtel mit den Waffen aus. Eilig lief ich aus dem Gebäude und zog mir mein Mantel enger um mein Körper. Es war etwas kühl und wurde langsam dunkel. Minuten später hörte ich die raue Stimme meines Freundes hinter mir. Mein Freund. Wie schön das klingt.
"Mein Wagen steht da vorne.", sagte Diego und legte seine Hand auf mein Rücken. Ich nickte und lief neben ihm auf sein Wagen zu.

Im Wagen war es still zwischen uns. Es war keine unangenehme Stille sondern eher beruhigend. Da eine ganze lange Straße umgebaut wird, muss Diego fast am Stadtrand rum fahren, weshalb wir fast eine Stunde lang brauchten um zu mir zu fahren.
"Wie gehts Ilaria?", fragte Diego und unterbrach unsere Stille.
"Besser da Matteo endlich da ist.", lachte ich. "Sie hatte jeden Tag von ihn gesprochen."
"Kennst du Matteo?"
"Ja, wir waren zu dritt die besten Freunde. Wir gingen in die selbe Grundschule bis Ilaria ins Internat ging."
Am Ende wurde ich leiser, da wieder alle Erinnerungen hochkamen. Ich schaute aus dem Fenster, damit Diego mich nicht so emotional sieht. Ich zitterte kurz als er meine Hand nahm, unsere Finger verschränkte und diese fest drückte.
"Du musst dich nicht vor mir verstecken, Francesca. Ich kenne dich gut um zu wissen, dass es dir schwer fällt darüber zu reden."
"Es tut einfach so weh. Nach all den Jahren. Als wäre es gestern passiert."
Ich schniefte und wischte meine Tränen mit der freien rechten Hand. Diego ließ meine Hand während der ganzen Fahrt nicht los.
"Hast du am Samstag schon was vor?", fragte ich ihn und drehte mein Kopf zu ihm.
"Samstag? Nein, ich denke nicht. Warum?", fragte er und behielt den Blick auf den dunkeln Straßen.
"Würdest du mich auf die Hochzeit meiner Schwester begleiten?"
Er antwortete darauf nicht sondern fuhr konzentriert weiter. Er brauchte Zeit zum Nachdenken.
"Wenn es dir zu schnell geht, dann ..."
"Nein, nein, es ist schon in Ordnung. Ich würde dich gerne dorthin begleiten.", lächelte er und guckte kurz zu mir. Auch ich musste lächeln und lehnte mich wieder an mein Sitz zurück.

Diego parkte am Straßenrand und schaltete den Motor aus. Meine Wohnung war dunkel, immerhin ist Ilaria im Hotel mit Matteo. Unsere Hände waren immer noch aneinander verschränkt. Ich lehnte mein Kopf schon ans Fenster und zwang meine Augen offen zu bleiben.
"Ich bin müde.", gähnte ich.
"Das sieht man.", lachte Diego und streichelte meine Wange.
"Danke fürs herbringen."
"Gerne, du musst dich nicht dauernd bedanken. Ich würde es immer wieder tun."
"Aww wie süß.", quiekte ich und setzte mich aufrecht hin. "Trotzdem danke. Danke für alles. Ich hab zwar gesagt, dass wir es versuchen aber du gibst mir trotzdem das Gefühl etwas besonderes zu sein."
Er lehnt sich vor, sodass wir uns in die Augen blickten.
"Du bist was besonders, Francesca. Diese Beziehung ist für dich wie ein Versuch, aber mir bedeutet sie was. Ich werde dich zum glücklichsten Menschen machen. Wirklich!"
Grinsend senkte ich meine Lippen auf seine und schloss meine Augen.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt