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Ich weiß nicht mehr wie spät es war als ich an der Wohnungstür klingelte und mein Spiegelbild mir öffnete. Ich ging wortlos rein, schmiss meine Schuhe in eine Ecke und ließ mich auf die Couch fallen.
"Die Arbeit?", kicherte Ilaria und kam mit einer Tasse Tee zu mir. Ich nickte und schloss Schmerz erfüllt meine Augen. Meine Schwester setzte sich neben mich.
"Zieh dich um bevor du noch hier ein schläfst!"
"Musst du mich immer bemuttern?", fragte ich.
"Wenn nicht ich, wer dann?"
"Auch wahr."
Ich setzte mich aufrecht und starrte auf den Boden. Ilaria sah auf zur Seite und trank ihr Tee.
"Tut mir Leid, dass ich erst jetzt da bin. Mein Chef hat mich nicht gehen lassen."
"Hey, mach dir um mich keine Sorgen! Ich komme klar."
"Danke.", lächelte ich und stand auf. Ich lief ins Schlafzimmer und vergriff mich sofort im Kleiderschrank. Ich holte eine Pyjamahose und ein Unterhemd heraus. Schnell zog ich mein Kleid aus und schlüpfte in die kuschlige Kleidung. Als ich wieder im Wohnzimmer war, saß Ilaria mit ihrem MacBook auf der Couch.
"Was machst du da?", fragte ich, nahm ihren Tee und trank selber daraus.
"Ich suche dein Chef."
"Was?", fragte ich und spuckte fast den Tee. Erschrocken schaute ich zu ihr. Sie grinste nur.
"Der ist ja total süß!", kicherte sie. Ich schlug auf ihre Schulter.
"Du bist verlobt, Finger weg!"
"Ist da jemand eifersüchtig?", neckte sie mich.
"Nein?", gab ich leise von mir und trank ein Schluck. Sie schüttelte lachend den Kopf und stand auf. Sie legte ihr MacBook auf den Tisch und verschwand um die Ecke. Ich ergriff die Chance und schnappte mir ihr Gerät.

Dort stand ein ganzer Artikel nur über Diego. Er ist ja total bekannt! Ich durchforstete weiter das Internet, bis Ilaria wieder kam. Grinsend setzte sie sich wieder.
"Ich wusste es! Du stehst auf Diego."
"Was? Nein!"
"Ach nein? Wieso guckst du dir dann dieses Bild an?"

""Was? Nein!""Ach nein? Wieso guckst du dir dann dieses Bild an?"

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"Das war ... nur zufällig dort.", murmelte ich und schloss die Seite. Meine Schwester nickte bloß und nahm ihr MacBook wieder.
"Schnapp ihn dir doch.", schlug sie vor.
"Ja, warum nicht? Warum vögel ich nicht gleich meine ganzen Kollegen?!"
"Ich hab dein Sarkasmus noch nie gemocht.", seufzte sie.
"Du verstehst das nicht, Ilaria. Diego ist nicht einfach so ein Chef, der ... mit seinen Sekräterinnen schläft, okey? Der Mann ist ... eiskalt!"
"Jeder Mensch hat ein Grund für seine Art und Weise. Vielleicht wurde er mal betrogen oder er hatte eine schlimme Kindheit.", überlegte sie.
"Recherchier doch!", schlug ich ihr sarkastisch vor. Sie nickte und tat es sofort. Unglaublich!

"Aha! Ich hab was!", schrie Ilaria glücklich. Es ist schon Mitternacht und meine Nachbarn werden mich morgen köpfen, das steht fest!
"Erzähl.", sagte ich und trank mein Tee. Ilaria räusperte sich, als würde sie eine Rede halten.
"Also dein sexy, eiskalter Chef ist Single.", begann sie.
"Wow.", sagte ich desinteressiert.
"Seine Eltern leben in London und er ist Einzelkind. 28 Jahre alt ... blabla ... Einzerschüler ... hat studiert ... alles uninteressant."
"Was du nicht sagst!"
"Oh warte! Ich hab was.", sagte sie schließlich. "Er mag Frauen, die wissen was sie wollen, ihre Arbeit lieben und kochen können."
Ich brach in Gelächter aus. Kochen?
"Was ist so witzig?", lachte Ilaria.
"Kochen? Steht da nichts anderes?"
Sie suchte weiter und weiter.
"Er hat zwei Jahre in Madrid, 4 Jahre in New York und ein halbes Jahr in Rom gelebt."
"Eine Weltreise, fantastisch!"
"Francesca, Schwesterchen. Der ist total dein Typ!", grinste sie. Ich schüttelte den Kopf. Doch sie nickte nur und scrollte weiter.

Meine Schwester beschloss auf der Couch zu schlafen. Ich bot ihr mein Bett an, doch sie wollte lieber ihren eigenen Willen haben. Mein Wecker klingelte wie immer und ich machte mich wie immer für die Arbeit fertig. Auch Ilaria war wach und hat schon fleißig das Frühstück vorbereitet.
"Der Tisch war schon seit langem nicht mehr so voll.", meinte ich und gesellte mich zu Ilaria. Sie lachte nur und goss heißen Kaffee in mein Becher.
"Ich hab Diego angerufen. Du fängst heute um 9 an zu arbeiten!"
"Du hast was?"
"Ja, warum?"
"Ilaria spinnst du?!", fauchte ich sie an. "Was verstehst du an 'der Mann ist eiskalt' nicht?"
"Wieso? Er klang total süß am Telefon. Er dachte ich sei du."
"Warte, was?"
Sie lachte nur und biss in ihr Brot.
"Hast du dich etwa als mich ausgegeben?"
"Vielleicht.", schmunzelte sie. Ich seufzte und raufte mir die Haare.
"Was ist daran so schlimm? Das haben wir schon ewig nicht mehr getan!"
"Wir waren 5, Ilaria. 5!", erinnerte ich sie. "Du kannst dich doch nicht einfach als mich ausgeben!"
"Oh doch. Ich bin älter!"
"2 Minuten."
"Trotzdem."
Schmunzelnd biss sie in ihr Brötchen. Ich schüttelte einfach mein Kopf und rührte mein Kaffee.
"Ich hab eine Idee!", sagte sie plötzlich.
"Ich ahne schlimmes."
"Wie wärs, wenn ich heute du bin?"
"Was meinst du?"
"Ich gehe zur Arbeit und bin Francesca und du bleibst hier und bist Ilaria!"
"Du bist total bescheuert!"
"Wieso denn? Komm schon, Fran."
"Nein."
"Bitte.", flehte sie mich an und machte ihr Schmollmund. Ich gab nicht nach. Jetzt machte sie ihre Hundeaugen. Ich wurde weich und gab nach.
"Na schön.", brummte ich.
Kreischend umarmte sie mich.
"Los zieh dich aus!"
"Was?"
"Ich brauch deine Klamotten!"
"Zieh dir gefälligst was eigenes an!", schrie ich sie an. Sie steckte die Zunge raus und rannte aus der Küche. Und sie ist wirklich die älteste von uns?

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt