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Nachdem ich mich in den winzigen Raum beruhigt hatte, lief ich wieder zurück zum Saal. Diego war immer noch nicht aufgetaucht. Sollte ich ihn suchen? Ich überlegte einige Sekunden und entschied mich dafür zur Terrasse zu gehen. Eilig lief ich dorthin und entdeckte ihn. Er stand angelehnt am Geländer und schaute nach oben zum Himmel.
"Willst du nicht wieder reinkommen?", fragte ich als ich neben ihn stand. Er drehte weder sein Kopf um noch sagte er etwas.
"Ich weiß das du mein Vater wahrscheinlich hasst oder mich für naiv hälst, weil ich hier bleiben will. Aber das ist meine Familie, Diego! Meine Schwester feiert heute ihren wichtigsten Tag und ich muss einfach dabei sein. Und weil du an meiner Seite hier bist, macht es das ganze noch wichtiger und besonders."
Ich legte meine Hand auf seine und drückte diese. Hoffnungsvoll schaute ich ihn von der Seite an. Doch er machte nichts. Ich gab auf und ließ seine Hand los. Ohne noch was zu sagen lief ich wieder rein und setzte mich auf den Stuhl. Mein Essen wurde schon weg geräumt, stattdessen lag da ein Kuchenstück. Ich liebe Kuchen aber mir ist der Appetit vergangen.

Es vergingen zwei Stunden. Die Hochzeit lief super. Ilaria hat Spaß, genauso wie Matteo. Diego war inzwischen wieder da und saß still neben mir. Meine Eltern waren an ein anderen Tisch und unterhielten sich mit Freunden. Diegos Verhalten ist in meinen Augen total lächerlich. Seine Mutter kann mich doch auch nicht leiden und ich sie nicht. Mein Vater geht es bestimmt genauso. Ich schaute immer wieder verzweifelt zu Diego, der mein Blick ausweichte und mit ein Flaschendeckel spielte. Mir wurde langsam alles zu viel und ich war hundemüde. Zum Glück ging die Hochzeit langsam zu Ende. Alle Gäste, und meine Eltern, verabschiedeten sich bei Ilaria und Matteo. Meine Eltern verabschiedeten sich auch von mir und Diego. Da Diego nur gefälscht lächelte und ich nichts tat, verschwanden sie sofort.
"Danke das ihr hier wart.", lächelte Ilaria und umarmte mich. "Danke das du meine Schwester begleitet hast, Diego. Ich hoffe das ihr zwei auch so glücklich werdet wie wir."
Diego und ich reagierten drauf nicht sondern schauten uns das erste mal wieder an. Er senkte nach einpaar Sekunden sein Blick und spannte sein Kiefer an.
"Dann alles gute nochmal! Wir müssen auch wieder zurück ins Hotel.", sagte ich und umarmte rasch Matteo.
"Klar, bis morgen dann. Und Gute Nacht!"
Diego und ich gingen aus dem Gebäude, raus an die frische Luft. Ich dachte das er wenigstens meine Hand nehmen würde, doch auch das tat er nicht. Ich setzte mich still in den Wagen und schnallte mich an. Diego schaltete den Motor an und fuhr von der Straße runter.

Ich lehnte mein Kopf während der Fahrt ans Fenster. Meine Tasche lag auf mein Schoß und meine Jacke auf der Rückbank. Ich spürte ab und zu Diegos Blicke auf mir, die aber sofort verschwinden. Als ich das Hotel erkannte setzte ich mich wieder gerade hin. Diego parkte am Straßenrand und schaltete den Motor aus. Ich stieg sofort aus und holte meine Jacke aus dem Rücksitz. Diego wartete auf mich damit wir zusammen rein gehen können. Die Rezeption wünschte uns eine gute Nacht als wir in den Aufzug stiegen. Ich drückte den Knopf für den zweiten Stock und stellte mich neben Diego. Zum Glück konnte ich sofort hier raus und lief schnell zur Zimmertür, die ich auch gleich öffnete.
"Ich geh ins Bad. Musst du nochmal rein?", fragte ich als Diego die Tür schloss. Er schüttelte den Kopf und zog sein Jackett aus. Ich nickte enttäuscht und machte mich auf dem Weg zum Bad.
Nach der Dusche zog ich mich im Bad um. Ich hab mir aus dem Schlafzimmer meine Unterwäsche, ein langes Tshirt und eine kurze Short genommen, damit ich nicht nackt vor Diego stehen musste. Ich putzte mir noch eilig die Zähne und rubbelte meine Haare mit ein Handtuch trocken. Dann lief ich aus dem Bad und machte das Licht vom Schlafzimmer an. Diego saß an der Bettkante, die Ellenbogen auf die Knie und den Blick nach unten. Ich lief einfach an ihn vorbei und legte mein Schmuck ab, den ich auf der Hochzeit trug. Ich kämmte noch einmal meine Haare durch bevor ich mich ins Bett legte. Diego stand auf und lief ins Bad um sich umzuziehen. Wieso muss jetzt zwischen uns so eine Distanz sein? Es kann nicht nur an mein Vater liegen.
Ich schloss kurz meine Augen. Als ich sie wieder öffnete war Diego wieder da und zog sich grad ein blaues Shirt über den Kopf. Ich beobachtete ihn genau und lächelte etwas. Als er sich umdrehte und mich entdeckte, schluckte ich und drehte mich um. Mein Rücken war zu ihm gedreht und ich schloss meine Augen. Dann spürte ich wie die Matratze runter gedrückt wurde. Diego lag nun neben mir. Der erste Mann neben mir. Plötzlich spürte ich wie Diego langsam sein Arm nach mir streckte und meine Hüfte anfasste. Er schmiegte sich an mich und legte sein ganzen Arm um mich. Ich musste strahlend grinsen. Ich nahm seine Hand weg, setzte mich aufrecht hin und drehte mich zu ihm um.
"Was ist los?", fragte ich ihn direkt. Er stützte sich mit den Ellenbogen auf die Matratze.
"Diego ich halt das nicht mehr aus, bitte rede mit mir!", flehte ich ihn an. Man konnte ganz genau den Trauer raus hören. Er schaute mich stumm an.
"Willst du jetzt ewig leise sein? Nur weil ich bei meiner Familie bleiben wollte?"
Er reagierte wieder nicht. Ich schloss qualvoll meine Augen da ich anfangen musste zu weinen und sie brannten.
"Du ziehst das wirklich durch. Fein. Mach was du willst! Sei mir Recht."
Ich drehte mich um doch er zog mich am Handgelenk wieder zurück. Ich befreite mich aus sein Griff.
"Fass mich nicht an, Diego. Ich meine es ernst! Den ganzen Abend lang hast du nicht mit mir gesprochen und ich weiß nicht mal wieso! Und genau das halte ich nicht aus. Ich sage dir schon das tausendste mal wieviel du mir bedeutest und ich wirklich glücklich mit dir bin. Aber dein Verhalten halte ich echt nicht mehr aus! Ich mache da nicht lange mehr mit. Und das schlimmste ist ... das ich den ganzen Abend lang nach gedacht habe und ich war bereit dir diese kleinen Wörter zu sagen, doch jetzt weiß ich nicht mehr ob es richtig ist."
Genau wie erwartet war Diego still. Ich schüttelte sauer den Kopf.
"Unfassbar.", murmelte ich und fuhr mir durch die Haare. "Da will man Ich liebe dich sagen und wird ignoriert."
"Sag es.", meinte Diego plötzlich. "Sag das du mich liebst."
"Bestimmt nicht."
"Sag es."
"Ich liebe dich. So jetzt ist es raus. Zufrieden?!"

Ich beende den Leseabend, da es mir grad nicht gut geht & ich müde bin. Ich hoffe es hat euch trotzdem gefallen.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt