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Ich kam weinend zu Hause an. Nachdem ich die Wohnungstür mehrmals abschloss, lehnte ich meine Stirn an die kalte Tür und schloss meine Augen. Mir entwischte ein lauter Schrei, gefolgt von lauten Gewinsel. Ich rutschte die Tür hinunter bis ich mit den Rücken an der Tür gelehnt auf dem Boden saß. Ich winkelte meine Beine an mich ran und weinte. Weinte laut. Weinte wie noch nie zuvor in meinem Leben. Noch nie hab ich diesen tiefen Schmerz gespürt. Nicht mal als ich vergewaltigt wurde oder als ich diese schwere Jugend ohne Familie durchgestanden habe. Nein. Der vergangene Schmerz ist nichts neben diesen Schmerz. Diego ist weg und ich bin allein. Ich hab ihn gehen lassen, und ich werde es jeden Tag aufs neue bereuen. Als er mich so hilflos anstarrte, seine Augen mich nach Erlaubnis fragten und er schließlich zu stimmte ... da ... ab da brach mein Herz in zwei. Zwei Teile, die nie wieder zueinander finden. Meine zitternde Hand legte sich an mein Hals, wo sich die Kette mit den Herzanhänger befand. Ich nahm sie ab und las mir meinen Namen durch. Immer wieder. Diego hat es mir geschenkt, weil er mich liebt. Er liebt mich und nicht Angie. Trotzdem hat er sie geheiratet. Vor Wut schmiss ich die Kette so hart auf den Boden, das auch dieses Herz in mehrere Teile zerbrach. Ich raufte mir weinend die Haare und schüttelte so doll mein Kopf, als würde das Bild weg gehen. Doch es geht nicht weg! Ich schrie und schrie, weinte wie noch nie. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass mich niemand hört. Dass keiner mich sieht. Dass keiner mein Schmerz sieht, diese Trauer spürt oder meine Angst merkt. Ich hab den einzigen Mann verloren, den ich mehr liebe als mich selbst. Den ich mein Leben anvertraute. Den ich mein Köper überlassen habe und verwöhnen gelassen habe. Dieser Mann, Diego Hernández, ist der Vater meines Kindes. Unseren Kindes. Meines Kindes!

Ich schaffte es mit Glück ins Bett zu kriechen und einzuschlafen. Es war Samstagmorgen, 10 Uhr. Ich wollte nicht aufstehen oder irgendwas tun. Ich war zu kaputt. Trotzdem setzte ich mich auf mein Bett und rieb mir den Schlaf aus den Augen. Ich nahm mein Handy und entdeckte eingegangene Nachrichten auf der Mailbox von Diego, Natalia und Ilaria.
"Hey, ich hab dich garnicht mehr auf der Hochzeit gesehen. Bist du früher gegangen? Schade, es wurde immer besser und als der Kuchen kam, ging es erst richtig ab! Und-"
Ich hörte die Nachricht von Natalia nicht mal zu Ende sondern löschte sie sofort.
"Hey, Schwesterherz. Ich hab die Hochzeit mitgekriegt. Wie gehts dir? Beschissen, ich weiß, doofe Frage. Aber hey, wenn du Auszeit brauchst von allem und jeden, dann komm nach Italien. Wir haben genügend Platz, Matteo hat nichts dagegen. Wir würden uns freuen. Hab dich lieb!"
Ich musste lächeln und war meiner Schwester dankbar. Auf sie kann ich immer zählen. Ich schrieb ihr zurück, dass ich ihr Angebot sehr zu schätzen weiß. Dann öffnete ich zitternd Diegos Nachricht.
"Wahrscheinlich hörst du diese Nachricht nicht oder löscht sie sofort, doch ein Versuch ist es wert. Ich bin auf der Toilette eingeschlossen und rede auf deiner Mailbox, weil mir diese bekloppte Hochzeit am Arsch vorbei geht! Du weißt nicht wie sehr ich gerne neben dir im Bett liegen würde. Eine Haarlocke zwischen meinen Fingern haben würde während du etwas über dein Alltag erzählst, obwohl ich dir nicht mal zu höre, sondern nur auf deine Stimme fixiert bin. Ja. So ging es mir jeden Tag mit dir und ich bereue keine Sekunde! Ich vermisse dich, Francesca. Ich brauche dich. Ich will dich. Ich liebe dich. Ich klinge jetzt wie ein verliebter Idiot aber ... Gott, verdammt, ich muss heulen. Scheiße!"
Ich musste schniefen und dabei kichern als Diego am Ende auf fluchte. Wie oft hab ich gesagt das ich sowas nicht von ihm hören wollte? Und wie oft hat er es dennoch getan? Sehr oft. Seine Worte haben mich beruhigt und dennoch traurig gemacht. Es bedeutet mir viel das er mich angerufen hat und das auf seiner Hochzeit. Er liebt mich, was ein guten Zeichen ist.

Inzwischen ist es Nachmittag. Ich war unter der Dusche, habe gefrühstückt, geputzt und geweint. Ich hab sogar versucht mit mein Bauch zu sprechen. Was heißt versucht?! Ich hab ihn meine ganze Lebensgeschichte erzählt. Ich fühle mich so alleine. So schwach. Diego fehlt mir. Er fehlt mir so sehr. Seine Berührungen, seine Umarmungen, seine Küsse, seine Streicheleinheiten. Wenn er mich von hinten umarmt, wenn wir zusammen kuscheln, wenn er an mein Hals saugt oder küsst, wenn er die Stelle unter mein Ohr knabberte wo ich schwach werde, wenn er unsere Finger miteinander verschränkt, wenn er während dem Sex leise Worte in mein Ohr haucht, wenn er nach dem Sex leise Worte in mein Ohr haucht bis ich eingeschlafen bin, wenn wir nach dem Sex gekuschelt im Bett liegen und er mich zärtlich streichelt und im Arm wiegt, wenn mein Kopf an seiner Brust liegt und er dabei zärtlich durch meine Haare streichelt, wenn ich auf sein Schoß saß, wenn er mich zum lachen, weinen und auch fluchen brachte, wenn er mich anstarrt während ich rede, lache, esse oder nachdenklich arbeite, wenn er mich einfach so liebt wie ich bin. Genau deswegen liebe ich Diego. Und genau deswegen ist der Schmerz auch so groß.

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Dieses Kapitel und das davor hat mich so viele Gefühle und Emotionen gekostet... Ich glaube ich hab noch nie solche Gefühle und Emotionen beschrieben. 🙄
Wie findet ihrs? Eure Kommentare über meine Schreibkünste berühren mich sehr, Dankeschön! 😭❤️

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt