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Ich parkte Diegos BMW auf den freien Parkplatz vor dem Gebäude. Es ist sowieso keiner hier außer Nicolás und ich. Nervös betrat ich die Firma, wo ich vor Jahren gearbeitet hatte. Alles sah gleich aus, nichts hat sich verändert. Mir kam es so vor als wäre ich nie gegangen. Ich stieg in den Aufzug und drückte auf den Knopf mit der zehn drauf. Sekunde für Sekunde wurde ich unruhiger. Ob ich mich besser raus halten sollte?
Die Türen öffneten sich und ich lief den leeren Flur entlang bis zur Diegos Bürotür. Nicolás müsste schon da sein, also klopfte ich. Ein tiefes Herein war zu hören und ich gehorchte.
"Francesca!", rief Nicolas freudig. Spar mir diese freundliche Tour.
"Nicolás, wie gehts?"
"Fantastisch! Ich hab dich vermisst, meine Liebe."
Ich ignorierte diesen Kommentar und setzte mich auf den schwarzen Sessel. Nicolás saß auf dem Bürostuhl, wo Diego immer saß.
"Du wolltest mit mir sprechen?", kam er gleich zum Punkt.
"Ja.", schluckte ich. Ich schaute auf mein Schoß und spielte mit meinen Fingern.
"Worum gehts?"
"Du kaufst die Firma, hab ich gehört."
"Ja, richtig. Nächste Woche bin ich der Inhaber dieser Firma."
"Und Diego?", fragte ich.
"Wenn er brav ist, kann er gerne mein Sekretär werden. Vielleicht beginnt auch für uns eine Romanze.", machte er sich über mich lustig. Ist das sein ernst? Für ihn und die anderen mag es eine billige Affäre oder Romanze zwischen Sekretärin und Chef gewesen sein, doch für mich und Diego war es mehr. Es war keine Affäre, nein, das was wir hatten war wahre Liebe!
"Wenn du die Firma kaufst, was wirst du dann mit ihr anstellen?"
"Was meinst du?"
"Du hast nie gute Absichten."
Er grinste und schüttelte den Kopf.
"Liebe Francesca, ich denke hier nur an das Geschäft! Und Diego und die anderen Mitarbeiter können gerne ihre Jobs hier behalten, doch ich werde trotzdem der neue Besitzer."
"Du weißt selber das Emilio diese Firma an Diego weiter gegeben hat. Und warum? Er wusste, dass sie bei Diego in guten Händen ist! Diego hat sehr viel für die Firma investiert, er hat alle Schulden beglichen, viele Käufe und Verträge durchgezogen, er hat viele Investoren geangelt ... dank Diego ist die Firma soweit gekommen! Was kannst du denn schon noch beitragen?", verteidigte ich den Ruf und die Karriere meines Freundes.

Nicolás lege seine Hände auf den Tisch und schaute auf sie hinab. Wir können den ganzen Tag so diskutieren, ich tue alles für Diego.
"Es geht nicht darum, Francesca! Emilio hat lange vor sein Tod die Firma zum Verkauf geboten. Diego war nur ein Plan B, um sie weiter zu stützen und voran zu treiben."
Ich schüttelte fassungslos den Kopf.
"Diego war für Emilio wie ein eigener Sohn, genau wie ich für ihm wie eine Tochter war! Er hätte uns das niemals angetan, schon gar nicht Diego."
"Francesca du verstehst leider nicht mehr dieses Geschäft. Wenn man etwas verkauft, bleibt es solange im Verkauf bis jemand neues es kauft."
"Ach, und wenn du die Firma besitzt was wirst du mit ihr anstellen? Ich wette sie wird den Bach untergehen, denn du hast all die Jahre nichts wertvolles geleistet, außer deinen eigenen Sohn Drogen unter zu jubeln!"

Damit hab ich total ins schwarze getroffen, denn der Blick von Nicolás änderte sich. Er wurde düsterer, gefährlicher.
"Erzähl keine Lügen! Du hast keine Ahnung von dem was du erzählst. Kümmer dich um deine Angelegenheiten mit deinem Vater."
Damit hat er komplett ins schwarze getroffen. Mein Vater und Nicolás waren beste Freunde. Er kannte die perversichen Fantasien meines Vaters. Er wusste von der Vergewaltigung, er wusste alles!
"Lass meinen Vater daraus."
"Dann lass meinen Sohn daraus."
"Ich will nur, dass du die Firma nicht kaufst! Sie ist das Wichtigste in Diegos Leben. Ich bitte dich, Nicolás, bitte. Er ist jetzt schon vollkommen fertig."
Ich hätte nie gedacht, dass ich mal diesem Mann anflehen musste.
"Bitte, ich tue alles damit du es nicht kaufst! Die Firma ist auch ein Teil meines Lebens."
"Alles?", fragte er nur. Ich zitterte.
"Ja, alles.", murmelte ich leise und hatte das Gefühl in eine Falle getappt zu sein. Nicolás grinste und ließ sich auf seinem Sitz nach hinten fallen. Was wohl in seinem Kopf vor sich geht...

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt