79.

472 30 7
                                    

Weitere Stunden sind vergangen. Ich hab das Gefühl gleich aus zu rasten. Wir alle waren nun versammelt und warteten sehnsüchtig auf Ergebnisse. Ich war Diego dankbar, dass er hier war. Wir konnten unsere Vorgeschichte mal ruhen lassen und uns nur um die wichtigste Sache in unserem Leben konzentrieren. Unsere Tochter.

Mein Kopf war an Diegos Schulter gelehnt und ich kämpfte hart gegen die Müdigkeit. Ilaria kam auf uns zu.
"Fran es ist schon spät. Komm wir sollten ins Hotel zurück."
"Nein. Nein, ich geh hier nicht weg!"
Sie seufzte und schaute Diego an, der nur mit den Schultern zuckte.
"Geh ruhig, wirklich. Francisco sieht sowieso kaputt aus und Matteo sehnt sich schon nach der Matratze. Ich meins ernst, Ilaria. Du kannst gehen."
Sie nickte zögernd und umarmte mich fest.
"Sag mir bescheid wenn es was neues gibt!"
Ich nickte und sie verabschiedete sich rasch von Diego bevor sie mit ihrer eigenen Familie das Krankenhaus verließ. Während Diego den drein noch hinterher sah, schaute ich auf den weißen Boden. Ich will endlich zu meiner Tochter. Wie lange braucht so eine Tumoroperation?! Plötzlich erschien Angie aus der Ecke und kam herrisch zu uns. Diego stand auf und lief zu ihr bevor sie uns erreichte. Er zog sie sanft zurück damit ich deren Gespräche nicht zu hören konnte, doch ich schaute die beiden an. Sie unterhielten sich ruhig und Angies Augen wurden immer größer und sie platzte fast vor Wut. Dann sagte Angie was, was Diego total verunsicherte. Er schaute zu mir, dann zu seiner blonden Frau und dann wieder zu mir. Er schüttelte den Kopf und senkte den Blick. Angie sagte was bevor sie sich umdrehte und ging. Hat er sich etwa entschieden hier zu bleiben?
"Was war denn?", fragte ich als er sich wieder setzte. Ich vergrub meine Hände in meine Jeans. Er sagte nichts.
"Du musst nicht hier bleiben. Geh ruhig nach Hause. Zu Angie."
"Ich will hier bleiben."
"Aber -"
"Ich bleibe hier. Bei Violetta und dir."
Er nahm meine Hand und starrte mich ernst an. Ich nickte und blieb still, da ich ihn nicht noch mehr reizen wollte.

Ich zog die Augenbrauen zusammen und öffnete meine Augen. Mein Rücken schmerzte und ich musste mich erstmal umsehen um zu verstehen, dass ich immer noch im Krankenhaus war. Erst jetzt bemerkte ich eine schwarze Decke um mich. Und meine weiche Stütze war Diegos Brust. Sein Arm war schützend um mich gelegt, seine Hand lag auf meiner und seine Augen waren geschlossen. Er schlief tief und fest. Ich setzte mich aufrecht hin und versucht ihn nicht zu wecken. Ich nahm die Decke und deckte ihn damit zu. Ich konnte einfach nicht widerstehen und strich seine Wange. Lächelnd berührte ich seine Wangenknochen, seine Stirn, seine Nase und seine Lippen. Mein Daumen strich leicht an seiner Unterlippe, und ich hätte schwören können, dass ich ein leichten Kuss spürte. Meine Hand wanderte hoch zu seinen Haaren und verfingen sich dort. Er hat mir so sehr gefehlt, dass es mich schon innerlich auffrisst. Wieso hatte ich ihn bloß gehen lassen?
Als Diego zuckte nahm ich meine Hand sofort weg. Doch er schlief weiter. Ich stand einfach auf und streckte mich. Die große Wanduhr zeigte schon Mitternacht an. Diego war die ganze Zeit bei mir. Ich hörte ein Räuspern hinter mir.
"Francesca Cauviglia?"
Ich drehte mich um und sah Doktor Rodriguez. Endlich!

Meine Augen füllten sich mit den vertrauten Tränen, die ich leider zu oft habe.
"Die Operation ist zu Ende."
"Und?", drängte ich ihn. "Wie geht es Violetta? Ist sie wach? Kann ich zu ihr?"
Er lege beruhigend eine Hand auf meine Schulter.
"Ganz ruhig. Die Operation ist, trotz einigen Schwierigkeiten, gut verlaufen. Der Tumor wurde vollständig entfernt. Ihrer Tochter geht es gut. Sie ist in ihr Zimmer und schläft."
Ich konnte nicht anders als zu lächeln und fiel dem Doktor um den Hals. Ich bedankte mich tausendmal und seufzte.
"Kann ich zu ihr? Bitte?"
"Sie schläft noch tief und fest. Aber gern, gehen sie nur."
Ich nickte und bedankte mich nochmal bevor er ging. Ich vergrub mein lächelndes Gesicht in meinen Händen. Mein kleiner Engel hat es geschafft!

----
Alles wieder gut mit Violetta! Oder vielleicht doch nicht ...?

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt