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Diego und ich saßen zusammen im Wagen und fuhren gerade zur Hochzeit. Er hat sich für die Tage ein Wagen bestellt, sodass wir nicht immer mit dem Taxi fahren müssen. Die Hochzeit findet in ein kleinen Gebäude statt. Laut Ilaria sind dort nur Familien und Freunden anwesend. Die ganze Fahrt über war Diego still und konzentrierte sich nur auf die Straßen. Er parkte vor dem Gebäude, wo langsam alle Leute rein gingen.
Wir stiegen aus und er schloss den Wagen. Als Diego meine Hand nahm musste ich lächeln. Immerhin ist er nicht sauer auf mich.

Am Eingang entdeckte ich das Brautpaar ganz hinten in der Ecke. Sie unterhielten sich gerade leise. Diego und ich gingen rein und machten uns auf den Weg zu meiner Schwester.
"Hey ihr beiden!", sagte ich und beide drehten sich zu mir um. Ilaria trug ein bodenlanges, weißes Kleid. Bis zur Taille war es eng und es ging weiter breiter runter. Ihre Haare waren zu einer Hochfrisur frisiert. Total schön! Matteo trug hingegen ein schwarzen Anzug mit einer Krawatte.
"Francesca!", kreischte Ilaria und umarmte mich. "Diego."
Matteo nahm mich auch in den Armen und Diego gleich mit.
"Wie schön das ihr da seit!", sagte Matteo. "Hab schon einiges von dir gehört, Diego."
"Ich auch von dir.", lachte Diego.
"Ilaria du siehst traumhaft aus!", lächelte ich meine Schwester an. Sie drehte sich einmal um die eigene Achse.
"Danke. Meine Freundin Sofia hat meine Frisur gemacht!"
"Es war toll euch gesehen zu haben, aber wir müssen kurz die anderen Gäste begrüßen.", entschuldigte sich mein Schwager und verschwand mit seiner Verlobtin in der Menge.
"Matteo scheint nett zu sein.", sagte Diego.
"Ja, er ist wirklich ein toller Mann. Ich freue mich für Ilaria."
"Wollen wir uns setzen?"
Ich nickte und lief schon mal vor. Diego folgte mir. Wir setzten uns an ein runden Tisch, wo wir alleine waren. Irgendwie war mir mulmig und ich spürte, dass heute etwas passieren wird. Diego sah meine Sorge und nahm meine Hand.
"Alles wird gut.", beruhigte er mich und  küsste meine Hand. Ich lächelte zustimmend.

Die Hochzeit war voll im Gange. Gleich beginnt die Zeremonie und ich zitterte vor Nervosität als würde ich gleich vor dem Alter stehen. Alle Brautjungfern sollten schon mal an ihre Plätze gehen, wurde mir gesagt.
"Ich muss los.", sagte ich zu Diego und ließ seine Hand los.
"Wehe du weinst dort vorne.", meinte er lachend. Ich schlug ihn leicht am Hinterkopf und lief mit den anderen Brautjungfern auf unsere Position. Ich hielt in der Hand den kleinen Strauß. Neben mir standen drei weitere Frauen, Freundinnen von Ilaria und Matteos Schwester Luna. Gegenüber von uns standen die Jungs, inklusive Matteo und sein Bruder Rubén. Ich sah in der Menge Diego, der auf sein Platz saß und grinsend zu mir schaute. Als ich auch grinsen musste zwinkerte er mir zu. Plötzlich wurde der Saal etwas dunkler und der Mann am Klavier spielte eine Melodie. Und dann kam sie: meine wunderschöne Schwester.
Ich lächelte Matteo aufmunternd an, der auch stolz lächelte. Ilaria kam mit Matteos Vater an der Seite rauf auf die kleine Tribüne. Schluchzend fiel meine Schwester mir in die Arme. Nachdem ich ihre Stirn küsste, stellte sie sich vor Matteo. Ich konnte nicht aufhören zu lächeln und meine Schwester und ihren Verlobten an zu schauen. Ob ich auch mal vor dem Altar stehen werde? Mit Diego? Ich schaute leicht zu Diego rüber. Er saß dort immer noch auf sein Platz, den Blick auf das Brautpaar. Ob er auch an das gleiche wie ich denkt?
Ich konzentrierte mich wieder auf die zwei vor mir. Der Priester sprach und sprach bis es endlich zum besten Moment kam. Ich klatschte und kreischte vor Freude als sie die Ringe gegenseitig ranmachten und sich schließlich innig küssten. Ich umarmte beide herzlich und beglückwünschte sie. Endlich sind sie verheiratet und Matteo gehört offiziell zur Familie!

Während meine Schwester mit Matteo auf der Tanzfläche eng umschlingend tanzte, saß ich mit Diego an unseren Tisch und aß das leckerer italienische Essen.
"Deine Schwester sieht glücklich aus.", bemerkte Diego und nickte zu ihr rüber. Ilaria lächelte wie noch nie zuvor.
"Ja das ist sie auch. Matteo ist wirklich ein toller Kerl und beide verdienen es glücklich zu sein."
"Bist du auch glücklich?", fragte er vorsichtig.
"Selbstverständlich!", bestätigte ich ernst. "Du machst mich glücklich, Diego."
"Und trotzdem bist du dir über deine Gefühle nicht im klaren."
Ich schluckte und senkte mein Blick. Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und spielte mit dem Essen. Er seufzte.
"Tut mir leid. Ich ... das sollte nicht so kalt rüberkommen." 
"Ich muss kurz auf die Toilette.", sagte ich einfach, stand auf und ging durch den dunklen Gang. Ich entdeckte die Damentoilette und ging hinein. Dort waren nur zwei Frauen, die sich nochmal nach schminkten. Ich versteckte mich in der Kabine und setzte mich auf die Toilette. Ich war den Tränen nahe, weswegen ich meine Augen schloss und ruhig atmete.
Er hat Recht. Ich bin unfair gegenüber Diego. Ich bin so egoistisch und denke nur an mich! Dabei sehe ich garnicht, dass er mich liebt. Er liebt mich wirklich. Ein Klopfen brachte mich zum Zucken.
"Francesca?"
"Ja?", schluchzte ich. Ich schloss die Tür auf. Dort stand meine Schwester mit einen bemitleiden Blick.
"Was machst du hier? Geh zurück zu deiner Feier!", sagte ich streng und lief an ihr vorbei. Ich lehnte mich an den Waschbecken und versuchte mein Schluchzen zu stoppen.
"Nein, was machst du hier?! Ich hab gesehen wie du rein gerannt bist. Hat Diego was getan?", fragte sie und legte ihre Hand auf meine Schulter.
"Nein. Nein ich bin Schuld. Ich bin so dumm!"
"Was? Nein, hey, was ist passiert?"
Ich winkte ab.
"Ich will dein Tag nicht vermiesen. Matteo sucht dich wahrscheinlich."
"Francesca. Sag mir was passiert ist.", hakte sie weiter nach.
"Er hat gesagt das er mich liebt als wie uns letztens geküsst haben."
"Und du ..."
"Ich hab gar nichts dazu gesagt! Ich bin so dumm."
"Nein, das bist du nicht!"
"Doch, Ilaria. Diego liebt mich und ich ... ich verletze ihn. Ich ... ich bin nicht dran gewöhnt geliebt zu werden. Ich war immer alleine und seit ich Diego kenne ... ist er ein Teil von mein Leben geworden. Er liebt mich und ich hab es nicht erwidert."
Ich schüttelte den Kopf, nahm mir einzelne Strähnen aus dem Gesicht und atmete tief ein und aus. Ilaria stand nur stumm neben mir. Sie schaute mich an, aber ich sah nur mein Spiegelbild an.
"Liebst du ihn denn?", fragte sie.
Ich antworte drauf nicht sondern zuckte nur mit den Schultern. Ilaria gab auf und lief einfach aus der Toilette. Nachdem ich mich beruhigt hatte ging ich ebenfalls aus der Damentoilette. Als ich wieder zurück im Saal war, blieb mein Herz vor schreck stehen als ich ihn sah.
Mein Vater.

Lesenacht beginns😈😈❤️

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt