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Meine Schwester und mein Schwager sind seit einer Stunde weg. Inzwischen habe ich eine ganze Hausbesichtigung gemacht und mir Ilarias Laptop genommen, um nach einer passenden und billigen Wohnung zu suchen. Diego hab ich nicht mehr gesprochen oder auch geschrieben. Ich bin sowieso emotional und innerlich am Ende. Das Kind im Bauch macht mir langsam auch zu schaffen. Ich stand von der Couch auf und ging in die Küche um mir eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank zu nehmen. Ilaria hat drauf bestanden das ich mich bediene, sonst würde ich sowas nicht tun. Als ich wieder zurück im Wohnzimmer war klingelte es an der Tür. Es ist fast 10. Wer klingelt denn so spät noch hier?
Verwundert lief ich zur Haustür und schaute erstmal durch den Spion. Eine junge rothaarige Frau stand auf der Matte. Ich dachte mir nichts dabei und öffnete die Tür.
"Guten Abend, Ilaria. Ich hoffe ich habe dich nicht gestört.", lächelte sie.
Ilaria? Sie denkt ich wäre Ilaria. Ich lächelte bloß und schüttelt den Kopf.
"Wie auch immer. Ich wollte dich fragen ob du vielleicht spontan jetzt Zeit hast um auf Javier auf zupassen. Meine Mutter ist im Krankenhaus und Javier hat panische Angst vor Krankenhäuser."
"Javier?"
"Mein Sohn, Javier. Du weißt schon."
"Ah ja, Javier.", meinte ich und nickte heftig mit den Kopf. "Ähm ja klar, Javier kann gerne hier bleiben."
"Wirklich? Danke!"
"Gerne."
Sie lief eilig aus der Einfahrt hinaus und ging hinüber zu ein Haus, was vermutlich ihres ist. Sekunden später kam sie mit einen kleinen Jungen hinaus vor die Tür. In was hab ich mich bloß rein geritten?

"Javier, richtig? Auf was hast du Lust?", fragte ich den kleinen Brillenträger. Doch er schaute mich nur an.
"Du bist nicht Ilaria oder?", fragte er.
"Woher ...?"
"Ilaria bietet mir sofort Essen an. Doch du musstest zuerst mein Namen fragen."
Verdutzt schaute ich ihn an. Ist er 8 oder 25?!
"Ich bin Francesca, die Zwillingsschwester von Ilaria."
Er zuckte seufzend mit den Schultern und lief an mir vorbei ins Wohnzimmer. Toll gemacht Francesca.
"Also worauf hast du Lust? Oder hast du Hunger?", fragte ich ihn und stellte mich neben die Couch.
"Ein Orangensaft bitte, ohne das Fleisch."
Ich nickte bloß und ging in de Küche. Der Junge ist niemals 8! Aus dem Kühlschrank holte ich ein kleines Päckchen Orangensaft, was zu mein Glück noch ohne das Fleisch ist, und ging zurück zu Javier.
"Bitteschön.", sagte ich und stellte es auf den runden Glastisch. Er bedankte sich und griff danach. Ich setzte mich neben ihn auf die Couch und nahm wieder den Laptop zur Hand.
"Was machst du da?", fragte er mit den blauen Strohalm im Mund.
"Ich suche mir eine Wohnung."
"Warum?"
"Weil ich alleine wohnen will."
"Warum?"
"Weil ich will."
"Warum?"
Ich atmete tief aus und rieb mir die Stirn. Seine Mutter soll wieder her und ihn nehmen!
"Bist du nicht müde? Oder willst du fernsehen?"
"Ich habe schon 6 Stunden heute geschlafen. Und fernsehen schadet mein Gehirn, genauso wie der Laptop."
Er zeigte mit sein Finger auf das weiße MacBook und schaute mich an. Will er sagen ich bin dumm? Ich antwortete darauf nichts sondern suchte weiter. 
"Isst du gerne?", fragte er plötzlich.
"Was?"
"Isst du gerne?", wiederholte er die Frage.
"Wieso?"
Er zeigte auf mein Bauch. Will er damit andeuten ich sei fett?! Okey diese Frau soll sofort wieder kommen!
"Nein, Javier, ich bin nicht dick und-"
"Ich hab nie gesagt das du dick bist."
Wieder schaute er mich mit sein Strohhalm im Mund an.
"Ich bin schwanger."
"Glückwunsch."
"Danke."
"Wird es ein Junge oder ein Mädchen?"
"Weiß ich nicht."
"Hast du dir schon Namen ausgewählt."
"Nein."
"Warum?!"
Ich stöhnte auf. Javier schaute mir immer noch mit diese langweiligen Blick an.
"Wenn es ein Junge wird, wie würdest du es nennen?"
"Aufjedenfall nicht Javier.", sagte ich und lachte. Doch er schaute mich nur stumm an.
"Und ein Mädchen?"
Ich zuckte mit den Schultern.
"Ich hab eine Idee!"
Er stand auf und verschwand in der Küche. Gott ich danke dir! Doch nach zwei Sekunden kam er wieder mit in Papier und Stift in der Hand.

"Wir machen eine Namenliste.", verkündete er und setzte sich so nah wie möglich neben mich. Ich schaute ihn nur von der Seite an.
"Bist du wirklich 8?", fragte ich.
"Einhalb.", sagte er stolz.
"Wow.", flüsterte ich und legte den Laptop weg. Dann rutschte ich neben Javier mach vorne. Er machte schon brav eine Tabelle und schrieb oben Junge und Mädchen.
"Wir beide schlagen jetzt Namen vor, okey?", fragte er und richtete seine Harry Potter Brille auf seiner Stupsnase. Ich nickte.
"Fangen wir mit den Jungs an. Hugo!", sagte er und schrieb den Namen auf.
"Hugo? Im ernst? Klingt wie der spanische Tarzan.", sagte ich und lachte sofort. Doch er blieb immer noch konzentriert.
"Jetzt du.", sagte er.
"Fabio.", meinte ich einfach. Er nickte und schrieb brav auf. Das lief immer so weiter bis wie ungefähr zehn Jungsnamen hatten.
"Nun die Damen.", sagte er. "Lucia."
Er schrieb es auf und schaute mich an.
"Alba."
"Alba? Ist kein guter Name finde ich.", meinte er.
"Ach, aber Hugo schon?"
Er ging drauf nicht ein sondern schrieb auf bis wie ebenfalls zehn Namen hatten. Er gab mir grinsend den Zettel und forderte mich auf sie vorzulesen.
"Hugo, Fabio, David, Francesco, Federico, Diego, Pablo, Luca, Sergio und Tomás."
Warte mal. Diego?! Seit wann haben wir Diego auf der Liste?
"Lucía, Alba, Lena, Carla, Sofía, Valeria, María, Emma, Violetta und Luna."
Ich schaute Javier skeptisch an.
"Und welchen findest du passend?", fragte er. Ich schaute mir die Liste nochmal an.
"Also ich persönlich finde entweder Hugo oder Diego und Sofía toll!"
"Diego?", fragte ich. Er nickte.
"Hugo. Diego. Klingt gleich!"
"Stimmt. Diego ist auch ein spanischer Tarzan.", murmelte ich. Ich seufzte und legte den Zettel auf den Tisch.
"Ich überleg es mir."
"Gut. Ich geh dann ins Gästezimmer schlafen. Gute Nacht."
Er stand sofort auf und verschwand oben. Endlich!

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt