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Aufgewühlt kam ich am späten Abend im Hotel an. Nachdem ich dieses Haus verlassen hatte bin ich durch die ganze Stadt gefahren -weinend. Ich war einfach am Ende. Nicht wegen Angie oder Diego, sondern wegen Violetta. Ich bin unfähig als Mutter, ich hab versagt. Ich kann nicht mal richtig Geld auftreiben und ein Job behalten, genauso wie es Angie gesagt hat. Meine Tochter, mein ein und alles, meine Familie. Sie ist alles für mich. Ohne sie wäre ich verloren. Ich hab Diego schon verloren, sie sollte mir nicht auch noch aus den Händen gleiten.

Als ich die Zimmertür vom Hotel öffnete hörten meine Ohren sofort die Stimme meiner Tochter. Meine Augen waren bestimmt rot vom weinen und ich müsste schlimm aussehen. Ich folgte den Stimmen und entdeckte alle im Wohnzimmer. Ilaria, Violetta, Francisco und auch Matteo war da.
"Hey, na wie wars?", fragte Ilaria mitfühlend. Ich schüttelte kaum merklich den Kopf und setzte mich neben mein Engel. Mein kranker Engel.
"Was ist passiert?", fragte Matteo. Ilaria müsste ihn schon alles aufgeklärt haben, sodass er soweit wie wir im Bilde ist. Ich seufzte und streichelte die Haare von Violetta.
"Ich hätte nicht hingehen sollen, ich wusste es."
"Sag sowas nicht.", erwiderte mein Schwager und früherer bester Freund. Francisco kuschelte sich an die Brust seines Vaters. Ilaria saß auf dem Sessel.
"Mamá wo warst du den ganzen Tag?", fragte Violetta und schaute mich an. Ich sollt sie anlügen, ihr verschweigen das ich bei ihrem Vater war. Doch ich konnte dieses Wesen nicht lange alles verheimlichen.
"Bei deinem Vater."
Sie machte große Augen und ihre Mundwinkel schossen hoch. Violetta hatte noch nie Probleme wenn es um Diego geht, im Gegenteil, sie würde den ganzen Tag fröhlich über ihn reden. Ihr Held, sagt sie immer.
"Hast du ihn nach mein Teddybär gefragt?"
"Nein. Hab ich vergessen, tut mir leid."
Sie nickte geknickt und sackte auf der Couch ein. Ich wollte sie aufmuntern aber hatte keine Kraft dazu.
"Ich bringe euch jetzt lieber ins Bett. Es ist spät.", meinte meine Schwester und nahm die zwei Kinder an die Hand. Sie lächelte mich mitfühlend an und verschwand im Flur. Matteo setzte sich nun neben mich.
"Hey, es wird alles gut, ja?"
Er stupste mich mit der Schulter an.
"Ich fühle mich so erbärmlich. Wie ein Bettler auf der Straße renne ich von Tür zu Tür und frage nach Geld. Kein Wunder das mir keiner was gibt."
"Francesca hör auf dich selber runter zuziehen. Wir finden schon eine Lösung!"
"Es ist zu spät, Matteo. Der Arzt will am Freitag das Geld sonst ..."
Ich brach den Satz ab weil mich wieder die Flut der Tränen überraschte. Matteo legte den Arm um meine Schulter und zog mich zu sich. Ich bin ihn für diese Umarmung dankbar.

Während die Kinder in dem Bett im Schlafzimmer schliefen und Ilaria und Matteo sich die Klappcouch teilten, schlief ich auf der gegenüberliegenden Couch. Ich konnte kaum ein Auge zu machen, wachte trotzdem früh auf. Heute fahr ich zum Krankenhaus und erkläre dem Arzt, Rodriguez wenn ich nicht falsch liege, die Situation mit dem Geld. Ich war schon unter der Dusche und hatte meine Klamotten an als ich in der Küche stand und Kaffee zubereitete. Es ist erst 8 Uhr morgens und die Aussicht vom Hotel aus war toll. Mit mein Becher in der Hand lief ich auf den kleinen Balkon und lehnte mich an das Geländer. Ich schloss meine Augen und fühlte die kühle Sommerluft. Plötzlich hörte ich jemanden in der Küche.
"Hab ich dich erschreckt?", fragte Matteo mit verwuscheltem Haar. Ich schüttelte lächelnd den Kopf und ging wieder rein.
"Gehst du heute ins Krankenhaus?"
"Ja. Ich erkläre dem Arzt alles."
Er runzelte die Stirn.
"Hast du denn den Umschlag nicht gesehen?"
"Was für ein Umschlag?"
Er ging kurz aus der Küche raus und kam mit ein weißen, dicken Umschlag wieder. Er gab sie mir und füllte sein Becher mit dem Kaffee.
"Keim Absender.", murmelte ich und stellte mein Becher auf dem Tisch ab. Nervös riss ich den Umschlaf auf, was sich dort befand veränderte alles.

"Und?", fragte Matteo. Immer noch erstarrt blickte ich die vielen Geldscheine an.
"Das ... das ist ... ach du ...", stammelte ich und hielt mir vor Freude den Mund zu. Mein Schwager verstand nur Bahnhof.
"Die 50.000 Pesos.", flüsterte ich mit Tränen in den Augen. Augenblicklich ließ er den Becher los und nahm mir den Umschlag aus der Hand um sich selbst zu überzeugen.
"Ach du scheiße.", sagte Matteo.
Ich war immer noch aus dem Häuschen und hatte das Gefühl zu träumen.
"Hier.", sagte er noch und gab mir ein Zettel, was er im Umschlag fand. Ich nahm es und las sie, nachdem ich mich einigermaßen beruhigt hatte.
"Ich hoffe es kommt nicht zu spät. Es tut mir leid, alles. Halt mich bitte auf dem Laufenden. -D"
"Und?", drängte mich Matteo wieder und gähnte.
"Das Geld ist von Diego."
Matteo grinste und schüttelte den Kopf. Ich lächelte und las mir die Nachricht immer wieder durch. Diego hat doch noch ein Herz, und Violetta ist ihm doch wichtig.

Mein Chef, seine Frau & ich ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt