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Luzias Sicht

Meine Hände begannen zu brennen. Jedes kleinste Glas bohrte sich in meine Haut zerschnitt sie und half so meinem Blut in die Freiheit. Dumpfe schreie von Samu prallten an mir ab. Tiefer und tiefer glitten meine Hände in die Scherben. Doch es waren keine kaputten Schneekugeln, keine Scherben, es war ein Grab. Ein Grab von unschuldigen Bewohnern eines gefallenen Landes. Meines Landes. Meiner Heimat. Je mehr Sockel ich zu fassen bekam, desto mehr schnürte es mir den Hals zu. Ich rang nach Luft, doch es gelangte kein Sauerstoff in meine Lungen. Wieder bekam ich einen Sockel zu fassen. 'Karja' die Schwester meiner Mutter, ihre Kugel war wunderschön gewesen. Ein schwarzer Engel war sie darin. Der aufgemalte Blutsee war noch immer zu erkennen. Doch sie fehlte, das schützende Glas hatte sie verlassen. Sie war Tod, Tod wie der ganze Rest der Bewohner. Zwei starke Hände packten mich und rissen mich hin fort. Fort von meiner Familie, meinen Freunden. Ich schlug um mich, bis ich endlich los gelassen wurde. Wieder stürzte ich auf den Berg zu, bekam einen Sockel zu fassen und erstarrte. Meiner Kehle entwich ein schrei. Ein entsetzlicher schrei, wie bei einer Gans die kurz davor war zu sterben. Wieder packten mich die Hände und rissen mich mit sich. Dieses mal wärte ich mich nicht. Wieder hörte ich Samus Stimme und wieder drang sie nicht zu mir durch. Er wollte mir den Sockel weg nehmen doch ich trat nach ihm und presste den Sockel noch enger an mich. Keiner durfte ihn mir nehmen. Absolut keiner. Wieder entwich mir ein grässlicher schrei. Zwei starke Arme umschlungen meinen Körper und presste ihn an sich. Nun endlich rannen die Tränen über meine Wangen und tropften auf die Schrift des Sockels. "Ich will ihn zurück" schluchzte ich. "Ich weiß" flüsterte Samu. Ich vergrub mein Gesicht an seiner Brust wie ich es nur bei einem Mann getan hatte. Der Name der den Sockel zierte war als einziger noch klar zu lesen. 'Luzifer' mein Vater. Mein alles geliebter Vater. Nur eine einzige Scherbe war heraus gebrochen, ansonsten war alles da. Ich sah wieder zu seiner Kugel. Die schwarzen Flügel am Boden, die Hörner daneben, der dreizack steckte in dem Körper eines Mannes. Jegliche sinnbilder waren hier gezeigt. Nur das schlimmste, seine Figur stand in mitten dieser Szene. Er war erstarrt für immer, praktisch weg und dennoch da. Verdammt auf alle Lebzeiten erschrocken neben all seinen Untertanen zu liegen. Ich konnte hören wie mein Herz riss, Millimeter um Millimeter.

Gläserner Zauber Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt