Kapitel 9

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Langsam wurden die Wörter der beiden verständlich, sodass ich mich beeilte, auch das andere Bein draußen auf die schmale Fensterbank zu stellen.
Oh Merlin, vielleicht hatte ich das mit der Höhe doch unterschätzt. Mit meiner Höhenangst war nicht zu spaßen.
Potters Stimme war nun klar und deutlich: „... hoffe nur, dass sie endlich aus ihrem Zimmer rausgekommen ist! Am Ende hat sie beschlossen, alle Mahlzeiten sausen zu lassen, weil du ihr gesagt hast, sie wäre zu dick!"
So gut es mit meinen nervösen Händen ging schloss ich das Fenster von außen mit einem Zauberspruch, dann, genau als die Türklinke sich nach unten bewegte, beschwor ich mir ein Polster, presste ganz fest die Augen zusammen und sprang.
Ich schwöre, der einzige Gedanke in meinem Kopf war „Scheiße!", als ich für den Bruchteil einer Sekunde die Luft an mir vorbeizischen fühlte.
Meine Haare wurden nach oben gewirbelt, mein ganzer Körper verkrampfte sich ängstlich – und dann war das ganze auch schon vorbei.
Trotz des Polsters landete ich nicht gerade weich. Stöhnend rieb ich mir mein Hinterteil, als mein Zauberspruch sich von selbst auflöste.
Jetzt aber nichts wie weg hier. Ich rappelte mich auf, klopfte ein paar Grashalme von meinen Knien und strich mir mit allen zehn Fingern durch mein Haar.
Über mir wurde ein Fenster geöffnet.
Na toll.
„Evans, was machst du im Garten?", rief Potter mir von oben zu. Er sah belustigt und verwundert zugleich aus. „Und warum hast du Gras im Haar?"
„Ich, ähm", stammelte ich. Verflucht seien diese Haare. Höchstwahrscheinlich hatte das Rot in der Sonne bis nach oben geleuchtet.
Black tauchte ebenfalls vor der Glasscheibe auf. Er betrachtete mich kritisch. „Bist du etwa aus deinem Fenster gesprungen?!"
Wie knapp er daneben lag.
„Ernsthaft, Evans? Wolltest du dich umbringen?" Potter verschränkte missbilligend die Arme vor der Brust.
„Was, nein!", entgegnete ich entsetzt. „Ich bin ganz normal nach draußen gekommen!" Hust, hust.
„Was machst du denn draußen? Und warum hast du Grasflecken am Hintern, wenn du nicht aus dem Fenster gesprungen bist?", hakte Black nach. Ich konnte es nicht verhindern: Ich wurde knallrot.
„Wieso starrst du mir auf den Hintern!!!"
„Das würde ich jetzt auch gern wissen", glaubte ich Potter grummeln zu hören.
„Ich ... ich hab euch gesucht, weil ihr nicht da wart", wechselte ich schnell das Thema, immer noch rot wie eine Tomate.
Himmel, war ich prüde.
Von Black kam nur ein höhnisches Lachen. „Wieso solltest du uns ach so bösen Jungs suchen wollen?"
„Ich wollte ... also, ich wollte mich bei euch entschuldigen", murmelte ich, was ja nicht ganz gelogen war. Nur hatte ich eben woanders gesucht.
„Entschuldigen?" Potter kniff die Augen zusammen, wobei er sich noch mehr aus dem Fenster lehnte. Ich nickte.
„Na, dann schieß mal los", meinte er mit zusammengezogenen Brauen.
Na toll, so hatte ich mir das aber nicht vorgestellt. Ich stand hier unten und schrie zu den beiden hoch, mit Gras im Haar und grünen Flecken am Po.
Yeah.
„Es tut mir leid, dass ich gestern so überreagiert habe. Und auch sonst. Ich, ähm..." Bei Merlin, war das schwierig. Ich war entschuldigen nicht wirklich geübt. „Ich würde einen Waffenstillstand vorschlagen." Zufrieden nickte ich. Das klang nicht schlecht.
Nach einem Blick nach oben war ich mir da doch nicht mehr so sicher.
Black und Potter guckten wie Schafe kurz vor einer Rasur.
„Bitte was?", brachte Potter ungläubig hervor.
Meine Güte, waren die schwer von Begriff.
„Ein Waffenstillstand", wiederholte ich langsam und deutlich. „Ihr seid nicht so arrogante, selbstverliebte, kindische..."
„Evans, ich dachte das wäre eine Entschuldigung", unterbrach Potter mich genervt. Ich schluckte meinen Ärger herunter.
„Ihr seid nicht solche Idioten wie sonst immer und ich", redete ich hastig weiter, bevor mich erneut jemand unterbrach, „werde versuchen, nicht mehr ... so ... viele Vorurteile zu haben."
Potter und Black schauten sich an. „Das ich das noch erleben darf", raunte Black theatralisch. „Lily Evans! Unter deinem Fenster! Und gibt zu, dass sie Vorurteile hat!"
Ich rollte mit den Augen. Haha. Lange nicht so gelacht.
Potter wandte sich wieder mir zu. „Na gut, Evans", sagte er langsam. „Unter einer Bedingung."
Überrascht blinzelte ich. Bedingungen hatten nicht in meinen Plan gehört. Sie sollten sich glücklich schätzen, dass ich überhaupt einen Schritt auf sie zumachte, und nicht noch was verlangen!
„Die wäre?", grummelte ich trotzdem widerstrebend.
„Du hörst endlich mit diesem „Potter" und „Black" auf. So sehr ich es liebe, wie du wütend unsere Nachnamen ausspuckst, du wohnst hier in meinem Haus und da sprechen wir uns mit Vornamen an", erklärte Potter. Ein selbstgefälliges Grinsen schmückte sein Gesicht. Ich hätte ihm gerne in seine leider wirklich hübsche Fresse getreten.
„Von mir aus", knurrte ich.
„Von mir aus, was?", erwiderte Potter zuckersüß.
Himmel, war das erniedrigend.
„Von mir aus, James." Ich spuckte Potters Vorname aus wie etwas Ekliges. Was es ja im Grunde auch war.
„Entschuldigung angenommen, Lily", flötete Pot – nein, James.

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt