Ich schlief nicht gut diese Nacht.
Mehrmals wachte ich aus Albträumen auf, die sich häufig um den Tod meiner Eltern, um Petunia oder Vernon drehten.
James wurde ebenfalls jedes Mal wach, wenn ich verzweifelt um mich schlug oder anfing zu weinen.
Ich hatte vielleicht beschlossen, Petunia loszulassen, aber mein Herz schien das noch nicht ganz kapiert zu haben.
Erst, als James irgendwann anfing, mir tatsächlich ein Schlaflied vorzusingen (was er wohl auch nur aus allergrößter Not heraus tat), beruhigte ich mich ein wenig.
Ich lag in der Dunkelheit wach, starrte in die schwarze Nacht und lauschte seiner schläfrigen Stimme, die irgendein Kinderlied immer und immer wieder anstimmte.
James hatte die Arme von hinten um mich gelegt, mein Rücken ruhte an seiner Brust, sodass ich die Vibration seines Brustkorbs spüren konnte, während er die verschiedenen Töne über die Lippen brachte; manche ein wenig schief.
Mit seiner Stimme im Ohr schlief ich schließlich ein.Am nächsten Morgen wachte ich allein in dem großen Bett auf.
Blinzelnd schlug ich die Augen auf und suchte den Raum nach James ab.
Er saß an einem kleinen Schreibtisch, der irgendwie noch in das Zimmer gequetscht worden war. Er trug andere Kleidung als gestern und sein Gesicht war nicht mir, sondern einem Bogen Pergament auf dem Tisch zugewandt. Mit schnellen Bewegungen kritzelte er darauf herum, als würde er einen Brief schreiben.
Ich machte ihn nicht darauf aufmerksam, dass ich wach war, um ihn in Ruhe beobachten zu können.Seine linke Hand war wie fast immer in seinen strubbeligen schwarzen Haaren vergraben, ab und an fluchte er leise und raufte sie sich kurz, während seine rechte Hand energisch eine Zeile auf dem Pergament durchstrich. Sein Gesichtsausdruck war konzentriert, aber nicht angespannt, die Brauen hatte er leicht zusammengezogen. Seine übliche selbstsichere Fassade war gänzlich verschwunden, und zum ersten Mal wurde mir klar, dass er diese kleinen Macken wie das ständige Durch - die - Haare - fahren oder das lässige auf -dem -Ende- seines -Bleistifts -Herumkauen keineswegs dazu tat, um cool zu wirken.
Es waren Angewohnheiten, vielleicht auch Ticks, die er unterbewusst tat, wenn er nervös war, wenn er unzufrieden war, wenn er durcheinander war.
Irgendwie süß.Leise murmelnd lehnte James sich jetzt zurück, bis er nur noch auf den beiden hinteren Beinen des Stuhls kippelte, das Gesicht nachdenklich der Decke zugewandt. Gemächlich ließ ich den Blick von seinem hübschen Profil über die breiten Schultern zu den großen Händen, die die Tischkante umklammert hielten, wandern.
Er ist hübsch, gestand ich mir ein. Sogar sehr hübsch.
All diese unperfekten Dinge, wie die Haare, die immer abstanden oder die schief sitzende Brille, genau diese Dinge gaben ihm etwas Niedliches, Warmes.Ich wartete noch, bis James seine Feder beiseitegelegt und das vollgeschriebene Blatt Pergament in seine Manteltasche gestopft hatte, bevor ich auf mich aufmerksam machte, indem ich übertrieben gähnte und mich streckte.
Lächelnd setzte James sich zu mir auf die Bettkante.
„Guten Morgen, Krümel", murmelte er, und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.
Ich erwiderte sein Lächeln mit einem warmen Gefühl im Bauch.
„Morgen", gab ich mit noch schläfriger Stimme zurück. „Du singst wirklich schlecht."
Belustigt stupste James meine Nasenspitze an.
„Ach ja? Es hat aber überraschend gut geholfen." Er zwinkerte mir zu, bevor er die Stimme senkte und mich nun völlig ernst fragte: „Wie geht es dir, Lily?"
Ich zuckte mit den Schultern.
Meine Augen fühlten sich schwer und entzündet aufgrund des vielen Weinens an, und ich spürte ziemliche Verspannungen in der Schultergegend, doch das war nichts im Vergleich zu dem großen dumpfen Loch, das beim Gedanken an den gestrigen Tag in mir entstand.
Der einzige Lichtblick waren James' Worte gewesen:
Ich dich auch, Krümel.
Unwillkürlich musste ich wieder lächeln.„Ist schon okay", sagte ich dann zu James. „Ich hab' dich."
Damit schlang ich die Arme um seinen Hals und zog ihn zu mir.
James erwiderte die Umarmung sofort und eine Weile lang lagen wir nur aneinander gekuschelt auf dem Bett herum.
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Die Regel - Lily& James Ff ✔️
FanficABGESCHLOSSEN Seit Jahren besteht diese eine Regel: Evans hasst Potter, Potter mag Evans. Wenn es nach Lily Evans, Einserschülerin und absoluter Lehrerliebling, geht, wird diese Regel auch niemals gebrochen werden. Doch da hat sie ihre Rechnung ohne...