Lilys Sicht
Ein Treffen nach dem Schulabschluss Teil dreiAls ich am nächsten Morgen aus dem Zelt kletterte und ins Haus der Potters ging, um dort erstmal meine Morgentoilette zu verrichten, fand ich Sirius Black schlafend in der Badewanne vor.
Ich runzelte die Stirn und fragte mich, wie zur Hölle es ihm möglich war, in einer solch unbequemen Position zu schlafen. Er war nämlich gute 20 Zentimeter zu groß für die Wanne und musste die Knie daher in einem äußerst ungesund aussehenden Winkel zwischen die beiden Wände klemmen.
Wenigstens hatte er sich ein Sofakissen mitgenommen, auf das er anmutig seinen Kopf gebettet hatte.
Sirius Black war wohl der einzige Mensch auf diesem Planeten, der es selbst schlafend in einer Badewanne mit einem Schottenmuster-Kissen unter dem Kopf fertig brachte, noch gut auszusehen.
Trotzdem änderte das nichts an der Tatsache, dass er wirklich nichts in dieser Badewanne verloren hatte.Daher räusperte ich mich lautstark und genoss das dumpfe Geräusch, das Sirius' Schädel von sich gab, als er erschrocken zusammenzuckte und gegen den Badewannenrand stieß. Ein klein wenig Schadenfreude musste schließlich sein.
Sirius verzog leidend das Gesicht und blinzelte aus müden Augen zu mir hoch.
„Lily. Wie immer eine Freude, dich zu sehen", ächzte er ironisch, wollte sich umdrehen und weiterschlafen. Dummerweise war dort der andere Badewannenrand, und so haute er sich direkt nochmal den Kopf an.
„Aaargh!" Mit einem frustrierten Stöhnen richtete Sirius sich auf und rieb sich den Schlaf aus den Augen.„Guten Morgen, Sirius", flötete ich. „Darf ich fragen, was du in der Badewanne zu suchen hast?"
„Marlene hat sich mein Bett geschnorrt", knurrte Sirius missmutig, während er mühsam aus der Wanne kletterte.
„Und da bist du nicht auf die Idee gekommen, einfach James' Bett zu nehmen? Oder das Gästezimmer?"
Sirius warf mir einen vernichtenden Blick zu, bevor er mit erhobenem Kinn verkündete: „Nein, die Badewanne erschien mir in dieser Situation sehr passend."
Ich rollte mit den Augen. „Und du wunderst dich wirklich, wieso James und ich dich nicht in unser neues Haus mitnehmen?"
„Evans, wieso musst du mir eigentlich schon so früh am Morgen die Laune verderben? Du hättest mir Frühstück an die Badewanne bringen können und mit mir über tiefgründige Themen wie das Wetter quatschen können, wie jede andere beste Freundin auch. Aber nein, stattdessen reibst du mir nur wieder unter die Nase, dass du mir meinen festen Freund ausgespannt hast. Ehrlich, ich bin sehr enttäuscht von dir."„Aber Siri- Schatz, dir sollte es doch nicht allzu schwerfallen, dir einen neuen festen Freund zu suchen, bei deiner Anmut und Eleganz", schmeichelte ich mit übertrieben aufmunternder Stimme. Sirius' Gesicht erhellte sich augenblicklich.
„Du hast so Recht, Lily-Schatz! Wir sollten direkt damit anfangen, mir jemand neues zu suchen. Wobei ich eine Dame schon bevorzugen würde."
„Wie wärs denn zum Beispiel mit Marlene?", neckte ich ihn, wobei ich anzüglich meine Augenbrauen in die Höhe zog.„Ohh, Marlene, Marlene. Mit der habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen", schnaubte Sirius. „Aber egal, wollen wir erstmal frühstücken?"
Aus treuherzigen, grauen Augen schaute er erwartungsvoll auf mich herab, als könnte ich ihm in sekundenschnelle ein ganzes Menü zaubern.
Manchmal war Sirius' kindliche Art wirklich zuckersüß. Allerdings musste ich immer noch pinkeln.
„Gleich. Ich wollte nur mal eben auf die Toilette gehen. Gib mir fünf Minuten, und wir treffen uns in der Küche wieder."
„Oka-hay", flötete Sirius zufrieden. „Stell dich schonmal drauf ein, dass uns eine sehr mies gelaunte Marlene begleiten wird. Ich werde sie nämlich auf der Stelle wecken."
Ich nickte. „Grüß sie von mir."
Dann schob ich Sirius aus dem Badezimmer und verriegelte die Tür vorsorglich mit einem Zauberspruch, bevor Sirius auf die Idee kommen konnte, nochmal hereinzustürmen, um sein Schottenmuster-Kissen mitzunehmen.Wenig später in der Küche fand ich tatsächlich eine wütend dreinblickende und sehr nasse Marlene neben einem blendend gelaunten Sirius vor.
„Aguamenti ist immer eine Lösung", flüsterte Sirius mir zufrieden zu, womit er mir direkt eine Erklärung für das Auftreten meiner besten Freundin lieferte.
Diese knurrte ihn gefährlich an.
„Freut mich, dass ihr so eine gesunde Wir-waren-mal-ein-Paar-und-sind-jetzt-beste-Freunde-Beziehung führt", sagte ich, und murmelte im Vorbeigehen einen Trockenzauberspruch, den Marlene mit einem dankbaren Lächeln in meine Richtung quittierte.Danach schafften wir es, für ein paar Minuten nicht in eine hitzige Diskussion zu geraten und tatsächlich Frühstück für uns und die anderen zu machen – ein sehr erfreuliches Ereignis, das ich in der Gegenwart von Sirius und Marlene nicht für möglich gehalten hätte.
Wenig später tauchten auch die anderen auf, alle mehr oder weniger verschlafen.
„Ich bin sehr froh, dass Jungs und Mädchen auf Hogwarts getrennte Schlafsäle hatten", murrte Dorcas mit einem vorwurfsvollen Blick Richtung Marlene und Sirius. „Selbst wenn ihr keine Babys produziert, ihr seid trotzdem super nervig."
„Sagt die, die nach fünf Minuten schon unser gesamtes Buffet aufgegessen hat, ohne selbst mitgeholfen zu haben", konterte Sirius, wobei er eher traurig als wütend dabei zusah, wie Dorcas das letzte bisschen Rührei verputzte.
„Ich habe eine lange Nacht hinter mir", erklärte Dorcas hochnäsig.
„Ist doch alles kein Problem, ich mache einfach neues Rührei", schlichtete Mary, schob ihren Stuhl zurück und stellte sich in die Küche.Bei so viel Normalität musste ich unwillkürlich grinsen. Alles war genau wie zu unserer Schulzeit – jeder hatte seine eigene Rolle, der er treu geblieben war.
Sirius und Dorcas, beide absolut verfressen, Marlene, die Dramaqueen, Peter, der schweigsam dabei saß und zufrieden ein paar Käsestückchen mummelte, daneben Remus, der das Gespräch mit einem „Wieso bin ich mit diesen Leuten befreundet"- Blick verfolgte, Mary, die immer für eine friedliche Stimmung sorgen musste, und eben James und ich, die gerade wieder das süße Pärchen heraushingen ließen – James war nämlich eben erst durch die Tür getreten und umarmte mich liebevoll von hinten.„Gut geschlafen?", fragte er mich leise, während er zärtlich meinen Hals abküsste.
Ich schob ihn sanft von mir, bevor Sirius einen dummen Spruch bringen konnte, und antwortete: „Nun ja, vermutlich besser als dein bester Freund hier."
Ich nickte in Richtung Sirius, der gierig jeden Handgriff Marys verfolgte und es kaum erwarten zu können schien, wieder Nahrung auf seinem Teller zu haben.„Sirius?", hakte James fragend nach.
„Er hat in der Badewanne geschlafen", klärte ich ihn auf.
„Wieso das denn?"
„Weil ein gewisses Walross sich in meinem Bett breit gemacht hat", erklärte Sirius, ohne die Augen vom Rührei zu nehmen.
„Achso", sagte James, und setzte sich ohne weitere Fragen an den Tisch, als wäre es die normalste Sache der Welt, dass man die Nacht im Badezimmer verbrachte, wenn das eigene Zimmer besetzt war.
Kopfschüttelnd gesellte ich mich zu meinen besten Freunden, und genoss ein absolut chaotisches, aber wundervolles Frühstück mit ihnen, bevor wir uns wieder in alle Himmelsrichtungen zerstreuten.Keine Ahnung, wieso ich gerade so aktiv bin.
Gewöhnt euch besser nicht dran.
DU LIEST GERADE
Die Regel - Lily& James Ff ✔️
FanfictionABGESCHLOSSEN Seit Jahren besteht diese eine Regel: Evans hasst Potter, Potter mag Evans. Wenn es nach Lily Evans, Einserschülerin und absoluter Lehrerliebling, geht, wird diese Regel auch niemals gebrochen werden. Doch da hat sie ihre Rechnung ohne...