Kapitel 23

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„Uäh, das schmeckt ja fast noch ekliger als es riecht", beschwerte ich mich, als die seltsam dicke Flüssigkeit in meinem Magen angelangt war.
„Und mir ist kalt", fügte ich hinzu, weil es stimmte. In meiner Schulbluse und dem Rock war mir hier unten überraschend kalt. Außerdem fühlte ich mich irgendwie ... träge. So wie als wäre ich den ganzen Tag nur rumgesprungen und jetzt am Ende meiner Kräfte.
Wo ich ja sowieso schon beim Jammern war, erklärte ich das den beiden anderen auch noch.
Warum war ich überhaupt freiwillig mit Snape- aka- ich- weiß- nicht- was- Shampoo- ist und James Potter- aka- ich- hasse- dich- weil- du- mich- hasst unten in den Kerkern? Mein schläfriges Gehirn wollte mir das nicht so ganz erläutern.
„Sie ist definitiv wieder die alte", bemerkte James. Was meinte er damit?
Ich kniff leicht die Augen zusammen. Er sah müde aus. Und unglücklich.
Als James sah, dass ich ihn musterte, wandte er den Blick ab. Ich konnte trotzdem sehen, wie sein Gesicht sich verfinsterte.
Wieder stieg Wut, gemischt mit Enttäuschung von mir selbst in mir auf, doch ich war zu geschafft, um mich damit zu befassen.
„Los, helft mir das Zeug wieder wegzuräumen, ich will ins Bett." Snape war wie immer missmutig und ungeduldig.
Seufzend begann ich, den Kessel auszuwaschen, wobei ich mich fragte, wozu wir so spät abends noch nach unten gegangen waren.
Vor allem James, der nie freiwillig auch nur in die Nähe eines Kessels kam.
Schwerfällig schleppte ich den Bronzekessel zurück in den Schrank und verstaute routiniert die gebrauchten Werkzeuge wie Messer und Schneidebrett.
Ein Glück, dass ich diese Bewegungen schon so oft durchgeführt hatte, sonst wäre mir bei meiner Müdigkeit leicht etwas zu Boden gefallen.
Endlich.
Alles war verstaut. Snape war ohne ein Wort des Abschieds davongerauscht und James kam gerade wieder in den Klassenraum, nachdem er einige Zutaten irgendwo anders hingebracht hatte.
Ich seufzte und ließ mich zu Boden sinken.
Du meine Güte, dieser erste Schultag war wohl ziemlich anstrengend gewesen. Aber ich hatte das dumpfe Gefühl, dass es auch ein schöner Tag gewesen war.
Ich war mir zwar nicht sicher wieso...
„Evans, komm schon. Wir müssen in unsere Wohnung."
War ja klar, dass James mich jetzt wieder nerven musste. Konnte dieser Junge sich nicht eine andere Beschäftigung suchen, als mir auf den Keks zu gehen?
„Ich will aber schlafen", flüsterte ich, und bettete meinen Kopf behutsam auf den Fußboden.
„Lily Evans."
„Mmmh", brummte ich. Meine Augenlider waren zu schwer, ich konnte sie nicht wieder öffnen.
„Steh schon auf."
„Un... Unmöglich", seufzte ich schwerfällig.
Am Rande meines Bewusstseins hörte ich ein genervtes Stöhnen. Dann spürte ich warme Hände und wurde im nächsten Moment durch die Luft gewirbelt.
Ich quietschte ein wenig, und öffnete kurz die Augen einen Spalt breit. Ich glaubte James' Hemd zu sehen, und das Schulsprecherabzeichen, das darauf glänzte.
Er musste mich hochgehoben haben. Und tatsächlich, wenig später begann er uns in Bewegung zu setzen, sodass ich leicht hin und her schaukelte.
Was für ein angenehmes Gefühl.
Auch wenn ich irgendwo tief in mir wusste, dass ich das bereuen würde, kuschelte ich mich an James und schlief ein.

Ich erwachte mit pochenden Kopfschmerzen.
Unzufrieden kniff ich die Augen fest zusammen und rieb mir über die Stirn. Auch ohne die Augen aufzuschlagen, wusste ich, dass ich etwas sehen würde, das mir nicht gefallen würde.
Doch der Schmerz hinter meiner Stirn wurde so laut und dröhnend, dass ich widerwillig die Augen aufschlug und langsam die Beine auf den Boden stellte, um mir eine Kopfschmerztablette zu holen (manchmal vertraute ich der Muggel-Heilkraft einfach mehr als einem von Mme Pomfreys Tränken).
„Uugh", machte ich, und ließ mich sofort wieder auf das weiche Sofa, auf dem ich anscheinend geschlafen hatte, sinken. Nein, es war zu hell. Das gleisende Licht löste ein Brennen in meinen Augen aus.
Außerdem fiel mir auf, dass meine Kehle sich seltsam rau anfühlte.
Kopfweh, Müdigkeit und ein rauer Hals? Ich hatte doch nicht etwa Feuerwhiskey getrunken?
Ich versuchte mich an eine Party zu erinnern, doch da kam nix. Was für einen recht hohen Alkoholkonsum sprach. Ich stöhnte.
„Ah, du bist wach."
Och nee. Der war ja wirklich der letzte den ich in meinem Zustand jetzt sehen wollte. Warum musste James immer dann auftauchen, wenn keiner ihn gebrauchen konnte?
„James, geh weg. Und mach das Licht aus", knurrte ich, die Hand über die Augen gelegt.
„Das ist die Sonne und die kann ich jawohl schlecht ausschalten." Seine Stimme war höhnisch, ebenso wie seine Körperhaltung: Die Arme verschränkt und das Kinn spöttisch angehoben.
„Jaja, ist ja gut. Spar dir deinen Sarkasmus für die Zeit auf, in der ich wieder nüchtern bin", grummelte ich zur Antwort.
James zog eine Augenbraue hoch. Die Augen hinter der Brille begannen leicht amüsiert zu blitzen.
„Nüchtern? Du bist doch nicht betrunken, Evans. Als ob du dich jemals locker machen würdest... Wobei, das gestern hätte ich dir auch nicht zugetraut."
Wovon redete er bitte? Er sollte mir gefälligst Fakten nennen und keine schwammigen Bemerkungen machen, das war momentan nicht gut für mein Hirn.
„James, hör auf in Rätseln zu sprechen, ich habe Kopfweh."
Seinem Gesicht nach zu urteilen lag ihm ein ironisches „Ach, das tut mir aber leid" auf den Lippen, doch als ich ihm einen tödlichen Blick aus müden Augen zuwarf, verkniff er sich seinen dummen Kommentar.
Wortlos drehte er sich um und ging in die Küche, wo er ein Glas Wasser füllte und mir reichte. Mit einem leichten Nicken nahm ich es an, und trank gierig.
Oh, das tat gut.
„Du hast einen Gute- Laune- Trank in dich reingekippt. Mir an deiner Stelle wäre der gestrige Tag ziemlich peinlich."
Wieder hoben sich seine Mundwinkel schadenfroh.
Merlin, er ging mir so auf die Nerven mit seiner abneigenden Haltung. Allerdings hatte ich es leider nicht besser verdient.
„Kein Wunder, mit dir ist es in letzter Zeit ja auch nicht sonderlich spaßig", knurrte ich, wobei ich mich nicht traute, ihm in die Augen zu sehen.
Jetzt, wo er es gesagt hatte, kamen die Erinnerungen an gestern langsam zurück. Bei Merlin, ich hatte mich James teilweise an den Hals geworfen wie eine dumme Gans.
Konnte ich mich bitte irgendwo verstecken und nie wieder rauskommen?
Heiliger Kürbiskuchen.
„Jetzt weißt du wenigstens mal, wie sich das anfühlt, scheiße behandelt zu werden", antwortete James, nach einer kurzen Zeit des Schweigens.
Ich vergrub mein Gesicht in den Händen. Ich konnte jetzt nicht schon wieder mit ihm streiten. Mir tat ja leid, was in diesem Buch stand. Aber konnte er nicht wenigstens ein bisschen verstehen, wie ich ihn gesehen hatte? Klar, ein wenig übertrieben hatte ich schon. Doch alles in allem war James wirklich kein Unschuldslamm...
Aber er hatte sich verändert.
Ja. Leider. Denn jetzt, wo ich das sehen konnte, war es zu spät. 

Hey Leudies! 
Eigentlich sollte heute gar kein Kapitel kommen, aber da eine gewisse Person heute Geburtstag hat und sich das von mir gewünscht hat, mach ich mal ne Ausnahme😉
Ihr ist das Kapitel auch gewidmet und sie schreibt echt toll, also schaut mal vorbei!
Alles Gute zum Geburtstag 💓 Hab dich lieb, PauliLena

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt