Die Regel - Lily& James Ff ✔️

Kapitel 87

Ich kniff die Augen zusammen.
„Du möchtest also, dass ich meinen frischgebackenen Freund verarsche? Obwohl ich noch nicht einmal 24 Stunden mit ihm zusammen bin und die Probezeit definitiv noch nicht bestanden habe?"
Sirius schaute mich an, als wäre die Antwort auf meine Frage so logisch, wie, dass eins plus eins zwei ergibt.
„Ähm ... ja?"
Ich seufzte.
Ich verbrachte zu viel Zeit mit den Rumtreibern- so langsam wurde ich wirklich zur Regelbrecherin.
Als könne Sirius Gedanken lesen, sagte er: „Komm schon, Krümel, du musst für diesen Streich nicht mal etwas Unerlaubtes tun. Außerdem hast du deine persönliche Hogwarts-Regel doch sowieso schon gebrochen."
„Warum denken alle, dass ich es mir zu einer Regel gemacht habe, James zu hassen?", grummelte ich vor mich hin.
„Vielleicht, weil du das hast? Wenn ich könnte, würde ich dich dafür nachsitzen lassen. Aber da du meine beste Freundin werden sollst, lasse ich das lieber. Also, bist du dabei?"
„Und ich muss sicher keine Schulvorschrift verletzen?"
Skeptisch musterte ich Sirius' Gesicht, das vor kindlicher Begeisterung zu leuchten schien.
Er legte feierlich seine rechte Hand auf sein Herz. „Rumtreibehrenwort."

Ich war mir nicht ganz sicher, ob ich ein Rumtreiberehrenwort, das sich darauf bezog, keine Schulregel zu brechen, ernst nehmen sollte.
Andererseits würde James mir im Laufe unserer Beziehung vermutlich mehr als nur ein Mal auf den Keks gehen ...
„Na gut. Ich mach mit. Was ist der Plan?"
Grinsend stützte Sirius die Ellenbogen auf die Tischplatte und beugte sich mit funkelnden Augen vor.
Er winkte mich näher zu sich heran und flüsterte mir in geheimnisvollen Ton seinen absolut lächerlichen Plan zu.

„Oh, Merlin!", quietschte die blonde Hufflepuff vor mir erfreut, und riss mir quasi das Stückchen Pergament aus der Hand, mit dem ich eben noch geworben hatte.
„Ich fasse es nicht! Und Sirius Black ist auch drin? Oh, natürlich ist er das, bei diesem vollen, glänzenden Haar..."
Sie guckte kurz wie ein Schaf.
Automatisch tastete ich nach einem Taschentuch, für den Fall, dass sie anfing zu sabbern. Glücklicherweise konnte sie gerade noch genug Gehirnzellen aufbringen, um den Blick wieder auf mich zu richten und sich mit den Worten: „Danke für die Einladung!" schleunigst davonzumachen.
„Gerne!", rief ich ihr extralaut hinterher, denn James war am anderen Ende des Ganges aufgetaucht, und er sollte unbedingt so viel wie möglich von meinem Tun mitbekommen.
Scheinbar sehr geschäftig blätterte ich in einigen Flugblättern herum, von denen ich immer noch tausende besaß.

Dabei schaute ich kurz über die Schulter und sah, dass Sirius James ebenfalls bemerkt hatte.
Grinsend kam er auf mich zu und legte demonstrativ einen Arm um meine Schulter.
Mit erhobener Stimme fragte er: „Hast du die Blondinen aus der vierten Klasse schon? Die müssen einfach dabei sein!"
Ich schielte bei meiner Antwort zu James: „Ja, du hast recht! Sie haben wirklich wundervolles Haar."
James war inzwischen bei uns angekommen und blieb mit gerunzelter Stirn stehen.
„Was bei Merlins Bauchnabelpiercing tut ihr da?!", wollte er wissen, doch ich schaute nur flüchtig auf und quetschte mich gespielt zerstreut an ihm vorbei.
„Hmm?", machte ich dabei. „Ach, du meinst die Blätter? Nichts Wichtiges."
Ohne aufzublicken drückte ich einem vorbeilaufenden Erstklässler mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht eins der Pergamentstücke in die Hand.
„Hier, du wurdest mit diesem Flugblatt zu der neu gegründeten Gemeinschaft für Hexen und Zauberer mit Haar, das so schön wie das Leben selbst ist hinzugefügt! Herzlichen Glückwunsch! Du hast tatsächlich tolles Haar."

Ich strubbelte dem verwirrten Jungen über den Kopf, während Sirius ihm auf die Schulter schlug und lautstark verkündete: „Jeder, der etwas auf seine Kopfbehaarung hält, kommt in diese Gemeinschaft."
Bei diesen Worten zwinkerte er einer Sechstklässlerin zu und reichte ihr mit einer charmanten kleinen Verbeugung eines der Flugblätter.
James beobachtete das Geschehen mit offenem Mund.
Sirius und ich taten so, als würden wir ihn gar nicht wahrnehmen, während wir weiter den Gang hinabliefen und einfach jeden, egal wen, zu der sogenannten Gemeinschaft für Hexen und Zauberer mit Haar, das so schön wie das Leben selbst ist einluden.
Der staunende James folgte uns wie ein Schatten, und auch wenn ich versuchte, mich auf Sirius' und mein Spiel zu konzentrieren, musste ich ihn doch immer mal wieder aus dem Augenwinkel heraus beobachten.
Er sah noch ganz verschlafen aus, und sein Haar war verstrubbelter denn je.
Die Brille saß schief und die Krawatte war falsch gebunden, und dennoch schaffte er es, verdammt attraktiv zu sein.

Ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf meine Aufgabe.
Ein Mädchen mit schrecklich frisierten, kaugummiblauen Haaren starrte mich irritiert an, als ich ihr eine Einladung reichte und strahlend erklärte, dass ich ihre Frisur todschick finden würde.
Das war wohl James' Stichwort: Er platzte mit der Frage heraus, die ihn wohl schon die ganze Zeit beschäftigt hatte.
„Ihr habt einen Club für Hogwarts' schönste Frisuren gegründet?"
Sirius wedelte dramatisch mit der Hand. „Keinen Club! Eine Gemeinschaft. Die Gemeinschaft für Hexen und Zauberer mit Haar, das so schön wie das Leben selbst ist."
James blinzelte.
„Und ... wozu?"
„Weil die Menschen mit den schönsten Haaren auch mal geehrt werden sollten", erklärte ich, darum bemüht, eine ernste Miene zu wahren.

Mittlerweile sah James so aus, als würde er ernsthaft an unserem Geisteszustand zweifeln. Dennoch streckte er eine Hand aus.
„Na gut, von mir aus. Dann gebt mir einen Zettel."
Ich bemühte mich sehr, entsetzt zu gucken und trat- des dramatischen Effekts halber- einen Schritt zurück, meine Einladungen fest an die Brust gedrückt.
„Nein! Du doch nicht!"
Sirius wich ebenfalls zurück. James schaute verwirrt von einem zum anderen.
„Wieso denn nicht?"
„Hast du nicht gehört?", fragte Sirius. „Nur für Zauberer und Hexen mit Haar, das so schön ist wie das Leben selbst! Sorry, James, aber deine Frisur ... ist keine Frisur."
Bei James' fassungsloser Miene fiel es mir verdammt schwer, mein Lachen zu unterdrücken.
Doch Sirius blickte seinen besten Freund todernst an.

Nach einem kurzen Moment der Stille sagte James leise: „Aber ... ihr habt eben einem blauhaarigen Mädchen eine Einladung in die Hand gedrückt!"
„Ja." Ich nickte heftig. „Weil ihr Haar so schön wie das Leben selbst war."
„Und meine Haare sind das dann nicht?"
James sah ehrlich verzweifelt aus.
„Nein, Kumpel, tut mir leid. Wenn du uns jetzt entschuldigen würdest: Wir haben eine haarige Angelegenheit zu erledigen."
Schnell drehten wir uns um und ließen den bestürzten James einsam zurück.
Erst, als wir um die nächste Ecke gebogen waren, konnten wir unserem Lachen freien Lauf lassen.

Am Ende des Tages war so gut wie jeder Hogwartsschüler Mitglied der Gemeinschaft für Hexen und Zauberer mit Haar, das so schön wie das Leben selbst ist.
Jeder, bis auf zwei: James – und Snape.
Und Sirius und ich sorgten dafür, dass James das mitbekam.
Man konnte förmlich sehen, wie sehr es James in den Wahnsinn trieb, nicht Mitglied in einer Gemeinschaft zu sein, die Sirius und ich nur erfunden hatten, damit wir James eben nicht dazu einladen konnten.
Ganz ehrlich?
Es machte einen Riesenspaß.
Erst, als Dumbledore beim Abendessen an unseren Tisch trat, und um eine Einladung zu der Gemeinschaft bat, beschlossen wir, die Sache aufzulösen – was dazu führte, dass James damit drohte, Sirius jegliche Kopfbehaarung im Schlaf abzurasieren.

„Oh nein", sagte ich grinsend, „ich hab da eine viel bessere Idee."
Sirius warf mir einen besorgten Blick zu. „Aber, Evans, wir sind doch Komplizen!"
Ich verschränkte die Arme vor der Brust, ohne mit dem Grinsen aufzuhören.
„Das stimmt. Aber dennoch hast du mich quasi zu diesem Streich genötigt. Und ich musste alle Flugblätter erstellen! Ich finde, eine kleine Strafe hast du verdient."
James schaute mich neugierig an.
„Was hast du vor?", fragte er.
Ich wandte mich zu Marlene um, die hinter mir ihr Abendessen verdrückte.
„Marls? Hast du noch diese rosafarbenen Haargummis aus der ersten Klasse?"
Mit vollem Mund nickte Marlene mir zu.
Zufrieden musterte ich wieder mein Opfer aka Sirius Black.
„Dann wollen wir dein Haar mal wirklich so schön wie das Leben selbst machen!"
Und so kam es, dass Sirius mit vielen kleinen Zöpfen zu Bett ging.

Hey Freunde!
Die Idee zu diesem seltsamen Club kommt von einem Insta-Post, den mir die wunderbare PauliLena hat zukommen lassen ... Hehe danke nochmal an dich dafür ❤️
Und wo wir gerade dabei sind: ein riesiges Dankeschön mal wieder an euch!
Wahnsinn, schon über 140K Reads, ich kann's einfach nicht glauben. Niemals hätte ich mit sowas gerechnet ... Danke an euch alle, dass ihr dabei bleibt und fleißig kommentiert, ich bin jedes Mal total glücklich wenn ich durch die Kommentare gehe🥰
Und natürlich auch danke für die Votes, die vergesse ich irgendwie dauernd zu erwähnen ;)
Macht weiter so, ihr seid die Besten!
Karla 🌎
PS: Alles Gute zum Geburtstag an Pfadigirl18;)