Extrakapitel número cinco

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Der erste Kuss aus James' Sicht (kitschig bah) 

Keine Ahnung, was genau dazu führt, dass Menschen sich verlieben – wahrscheinlich hat das irgendeine chemische Ursache.
Zumindest habe ich mal gehört, dass wir irgendwelche Hormone ausschütten, die quasi die typische rosarote Brille auslösen und uns die betreffende Person als absolut perfekt sehen lassen, wenn wir verliebt sind. Dieser Zustand hält dann etwa sechs Monate bis maximal drei Jahre an, dann verschwindet die rosarote Brille und entweder musst du feststellen, dass du dich in ein absolutes Monster verguckt hast oder du bist ganz zufrieden mit deiner Wahl und fängst tatsächlich an sie oder ihn zu lieben.

Wenn man bedachte, dass ich seit der vierten Klasse (oder eventuell auch länger) auf Lily stand, konnte man also davon ausgehen, dass der Verliebtheitsfilter inzwischen seine Wirkung verloren haben sollte.
Und vielleicht hatte er das auch – Ich wusste ziemlich genau, dass Lily nicht perfekt war. Im Gegenteil, sie war super kompliziert und nervtötend und vor allem stand sie gerade in Jogginghose unter einem Schokoladenbrunnen und ließ sich die Masse direkt in ihren geöffneten Mund laufen.
Ich unterdrückte ein Grinsen.

Okay, Lily war ziemlich sicher nicht perfekt, aber dafür war sie wahnsinnig lustig, unfassbar sarkastisch und ziemlich süß. Und sie sah auch noch in Jogginghose umwerfend aus.
Ich überlegte gerade, ihr das zu sagen (obwohl ich mir nicht sicher war, ob sie nicht eventuell zu sehr auf ihre Schokolade fokussiert war als dass sie mich überhaupt hören würde), als aus dem oberen Stockwerk Stimmen zu uns herunter drangen.

 „Ernie, hast du schon wieder das Licht in der Kammer angelassen?", hörte ich die Frau des Ladenbesitzers des Honigtopfes schimpfen. Ihr Mann grummelte etwas, das ich nicht verstehen konnte, aber als genervten Protest seinerseits identifizierte.
Ich schielte wieder zu Lily hinüber, die ihre Position nicht verändert hatte, aber mich nun mit schreckgeweiteten Augen ansah.
Weg hier!, formte ich lautlos mit den Lippen. Sie verdrehte die Augen und ich konnte ihr sarkastisches „Ach nee, James" quasi hören.

Ich beachtete sie ausnahmsweise Mal nicht weiter, sondern schaute mich hilfesuchend nach der Luke, durch die wir hineingeklettert waren, um, während die Dame ihren Mann darauf hinwies, dass das Licht Mäuse anlocken würde.
Ihre Stimme hatte sich bereits beängstigend angenähert.
Glücklicherweise hatte ich die Luke offen stehen gelassen und sie befand sich nur ein paar Meter von mir entfernt knapp hinter Lily.
Wenn wir sofort darauf zu rennen würden, könnten wir es vielleicht noch schaffen ... dummerweise sah Lily nicht sehr zurechnungsfähig aus (Sie hatte sich immer noch nicht von dem blöden Schokobrunnen losgerissen).

Die Schritte der Frau näherten sich und hielten schließlich inne; sie musste also direkt vor der Vorratskammer, die wir so eben plünderten, stehen und würde jede Sekunde die Tür öffnen.
Ich vergaß jegliche physikalischen Gesetze, setzte zu einem Sprint an, packte im Lauf Lily um die Hüfte und stürzte mit ihr im Gepäck durch die Luke. Kaum waren wir beide zu Boden gepurzelt, sprang ich schon wieder auf, schloss die Klappe über uns und zerrte die etwas verdutzte Lily hinter mir her in den düsteren Gang hinein.
Lediglich ein empörter Schrei („Merlin, Ernie, der Schokobrunnen läuft über!") und ein enttäuschtes Grummeln von Lily waren noch zu hören, dann gingen jegliche Geräusche im Getrappel unserer Füße und unserem schnellen Atem unter, während wir den Gang entlang sprinteten, den wir zuvor Richtung Honigtopf genommen hatten.

Wenn es nach mir gegangen wäre, wären wir vermutlich bis zum Schloss zurückgerannt und hätten uns zurück in unserer Wohnung gemütlich auf dem Sofa über das Geschehen kaputtgelacht, doch Lilys Lunge hatte andere Pläne: Sie verlangte nach einer Pause.
Also verlangsamten wir unsere Schritte und kamen schließlich in dem dunklen Gang zum Stehen.
Mir wurde jetzt erst bewusst, dass es weit nach Mitternacht sein musste, denn es war wirklich stockfinster. Ich hatte keine Ahnung, wo genau Lily sich befand, nachdem ich ihre Hand losgelassen hatte. Ich hörte lediglich ihren pfeifenden Atem, der sich langsam wieder beruhigte, und spürte vage die Wärme, die von ihr ausging.

Da ich nur zu gern ihr Gesicht nach dieser Aktion sehen wollte, entzündete ich mit einem leisen „Lumos" meinen Zauberstab und zuckte im nächsten Moment zusammen, als mir klar wurde, wie eng dieser Gang eigentlich war.
Lily und ich standen gerade mal ein paar Zentimeter voneinander entfernt; ihre Nasenspitze berührte beinahe meine Brust.
Sie schaute frech grinsend zu mir auf, ihre Wangen waren gerötet, entweder von dem Sprint oder von der kühlen Dezemberluft, und ihr Mund war total schokoladenverschmiert. Automatisch musste ich zurücklächeln.
„Das war das Verrückteste, was ich jemals um null Uhr gemacht habe", murmelte sie, klang dabei so zufrieden, wie sich wohl jeder anhören würde, der gerade in Schokolade gebadet hatte.
„Na ja, bei mir nicht ganz das Verrückteste", musste ich zugeben, und dachte an einige von Sirius' und meinen Aktionen. „Aber definitiv mit der besten Gesellschaft."
In Gedanken bat ich Sirius um Verzeihung, während ich mich automatisch ein bisschen in Lilys Richtung lehnte.

Sie nahm einen sehr tiefen Atemzug und leckte sich ein wenig Schokolade von den Lippen. Dabei starrte sie ganz unverwandt auf meinen Mund.
„Wirklich?", fragte sie schließlich.
„Wirklich", versprach ich. Dann: „Lily Evans, starrst du mir gerade auf die Lippen?"
Nicht, dass ich nicht dasselbe tat. Aber man konnte sie ja ein wenig in Verlegenheit bringen. Und tatsächlich, wie ich es erwartet hatte, färbten sich ihre Wangen sofort noch ein klein wenig rötlicher.
Ich musste ein Grinsen unterdrücken. Süß.
„Vielleicht", gab sie dennoch frech zurück. Ich lachte ein wenig.
„Du hast Schokolade um den ganzen Mund rum", teilte ich ihr anschließend mit.
„Und warum machst du sie dann nicht weg?", fragte Lily, wobei sie mir mit leicht schief gelegtem Kopf direkt in die Augen sah. Ihr Blick hatte fast etwas Herausforderndes an sich und in dem schwachen Licht wirkten ihre grünen Augen dunkel.

„Bist du sicher, Lily?", fragte ich zögernd, und lehnte mich noch ein Stückchen in ihre Richtung.
„Ja", murmelte sie, und bevor sie es sich anders überlegen konnte, trat ich auf sie zu, streichelte ihr mit der einen Hand übers Haar, legte sie dann an ihre Wange und beugte mich zu ihr nach unten.
„Das wollte ich schon seit der vierten Klasse tun", flüsterte ich ihr ins Ohr, bevor ich endlich meine Lippen auf ihre legte.

Wir wollen hier nicht zu kitschig werden, aber Lily Evans zu küssen fühlte sich einfach richtig an. Und auch wenn ich mir unseren ersten Kuss (den ich mir oft genug ausgemalt hatte) nicht gerade in einem dunklen, unterirdischen Gang in der Eiseskälte vorgestellt hatte, genoss ich jede einzelne Sekunde davon.
Wer hätte gedacht, dass ich Lily Evans am Ende doch noch rumkriegen würde?
Eins war klar, ich würde sie auf keinen Fall wieder loslassen. 

Dieses Kapitel war wirklich eine schwere Geburt, weil mein Laptop total gespackt hat. Vielleicht die gerechte Strafe dafür, dass ich in letzter Zeit so wenig geschrieben habe ... Na ja, jedenfalls hätte ich ein paar Mal fast die Nerven verloren und ich musste ein wenig auf der Tatstatur rumhämmern, als verzeiht mir eventuelle Rechtschreibfehler bitte. 
Ansonsten genießt den Rest vom Sommer so wie ich es tue, hehe. 🌞
Grüße und bis in einer halben Ewigkeit (vermutlich), 
Karla🌎✌🏽

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt