„Ich bekomm den Pulli!", rief ich, etwa eine Woche nach der Ankunft von Petunias Brief (den ich zähneknirschend mit einer Zusage beantwortet hatte), durch James' und meine Wohnung.
„Was? Nein! Das ist meiner, gib ihn zurück!"
James stürzte aus seinem Zimmer und jagte mir hinterher, doch es war schon zu spät: Ich zog kichernd die Badezimmertür hinter mir zu und schloss ab.
„Evans!"
James hämmerte entrüstet gegen die Tür, sodass der Spiegel über dem Waschbecken ins Wackeln kam.
„Gib mir meinen Quidditchpulli zurück! Ich schlafe in dem Teil!"
Ich grinste in mich hinein.
Statt auf James' Forderung einzugehen, zog ich mir seinen riesigen, gold-rot gestreiften Pulli über und rief laut durch die Tür: „Wow, der steht mir aber gut!"
Kurz war es still auf der anderen Seite.
Dann wieder: „Evans! Gib her!"
Ich streckte dem Stück Holz, das uns trennte, die Zunge heraus.
„Ich denke gar nicht dran. Jungs geben Mädchen immer ihre Pullis. Sei ein Gentleman, James. Außerdem kannst du ohne Oberteil schlafen. Ich nicht."Ich hielt das für ein sehr ausschlaggebendes Argument, bis ich James vor der Tür murmeln hörte: „Oh, ich hätte gar nichts dagegen, wenn du ohne Oberteil schlafen würdest."
Aus dem Augenwinkel sah ich, wie mein Spiegelbild knallrot anlief.
„Das hab ich gehört, du Lustmolch!"
„Hallo?! Du willst doch hier, dass ich ohne Pulli schlafe!"
„Ja, weil der Pulli jetzt mir gehört."
Zufrieden stemmte ich die Hände in die Hüften und betrachtete mich selbst im Spiegel.
James' Pulli war mir natürlich viel zu groß, er reichte knapp bis zur Mitte meines Oberschenkels, weshalb ich ihn perfekt als Nachthemd tragen konnte.
Es war derselbe Pulli, den ich mir damals bei ihm Zuhause ebenfalls genommen hatte.
Er roch immer noch verdammt gut nach James.
In letzter Zeit hatte ich ihn mir ab und zu geklaut, wenn ich bei James übernachtete.
Was so gut wie jede Nacht der Fall war.
Allerdings schlief James mit geöffnetem Fenster, und das, obwohl wir Mitte Dezember hatten und vor den Fenstern bereits Schnee lag.
Aus diesem Grund fand ich durchaus, dass ich das Recht auf einen wärmenden Pulli hatte.
Ohne weiter auf James' Schimpftiraden vor dem Badezimmer zu achten, putzte ich mir die Zähne und machte mich bettfertig.Erst dann sperrte ich wieder auf, öffnete die Tür mit einer dramatischen Geste und verließ mit großen Modelschritten das Bad.
In der Mitte des Wohnzimmers drehte ich mich schwungvoll um und warf mich in Pose.
„Na? Wem steht der Pulli jetzt besser? Dir oder mir?"
James lehnte mit verschränkten Armen an der Küchenzeile und warf mir wortlos böse Blicke zu.
Lachend lief ich zu ihm herüber und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.
„Ich geh schlafen! Gute Naaacht!", flötete ich.
Mit einem letzten frechen Grinsen verschwand ich in James' Schlafraum.„Erst die Decke und jetzt der Pulli", hörte ich James noch frustriert brummen, bevor die Zimmertür hinter mir ins Schloss fiel.
Grinsend sprang ich auf James' Himmelbett und kuschelte mich in seine weiche Decke.
James und ich waren zwar noch nicht allzu lange zusammen, doch seltsamerweise fühlte es sich an wie eine kleine Ewigkeit.
Vielleicht lag es daran, dass wir bereits zusammenwohnten und gemeinsam unseren Aufgaben als Schulsprecher nachgehen mussten, jedenfalls waren wir uns verdammt schnell sehr vertraut geworden.
Teilweise sehr zu James' Leiden.
Der Pulli- Diebstahl war nur eines von vielen kleinen Ding, die James als mein Freund ertragen musste.
Daher hatte er auch des Öfteren Grund sich zu beschweren, was er allerdings immer mit einem Schmunzeln im Gesicht tat.So wie jetzt, als er seine Zimmertür wieder aufriss und mich eingehend musterte, wie ich in seinem Pulli in seinem Bett in seine Bettdecke gekuschelt da lag und ihn frech angrinste.
„Suchst du was Bestimmtes?", fragte ich unschuldig.
Nicht ganz so unschuldig betrachtete ich seinen unbedeckten Oberkörper.
Ich musste zugeben, dass seine wohl proportionierte Brust immer wieder einen Blick wert war.
„Ja, und zwar mein Mädchen."
Mir wurde ganz warm bei diesen Worten.
Es war überraschend schön, James Potters Mädchen zu sein. Auch wenn ich das nie gedacht hätte.
„Was brauchst du denn von ihr?", hakte ich nach, wobei sich meine Wangen leicht rosa färbten, wie jedes Mal, wenn wir gerade offen miteinander flirteten.
„Tjaaaa... Ich schätze, sie schuldet mir noch einen Kuss im Raum der Wünsche. Das letzte Mal ist sie mir trotz einer Hollywood-reifen Kulisse einfach davongelaufen."
James zuckte gespielt hilflos mit den Schultern.
Ich, deren Gesicht bei der Erinnerung an diesen Moment rot vor Scham angelaufen war, vergrub den Kopf unter der Bettdecke und grummelte: „Vielleicht bist du ja zum Davonlaufen."
„Oh, das glaube ich nicht, sonst hätte sie nämlich eben nicht meinen Oberkörper heimlich abgecheckt."
Wieder einmal war sein selbstgefälliges Grinsen herauszuhören.
Ich überlegte, ein Kissen nach ihm zu werfen, behielt es dann aber doch lieber, um meinen Kopf darauf zu betten.
„Dein Mädchen, das dich übrigens überhaupt nicht abgecheckt hat, lässt ausrichten, dass sie leider gerade sehr müde ist und schlafen möchte. Gute Nacht."
„Zu dumm nur, dass das mein Zimmer ist."
Mit diesen Worten durchquerte James blitzschnell den Raum und packte mich, bevor ich das Geräusch seiner dumpfen Schritte auf dem Boden richtig hatte einordnen können.
So konnte ich nur noch empört aufschreien und mit den Beinen strampeln, als er mich aus dem Bett hob und meinen Rücken fest an seine nackte Brust drückte.„James! Lass mich los!", kreischte ich.
Meine Finger versuchten seine Hände voneinander zu lösen, die er vor meinem Bauch verschränkt hielt. Doch James' Griff blieb hart.
„Ich denke gar nicht daran. Ich möchte jetzt ein romantisches Date mit Lily Evans haben."
„Aber ... Ich habe nur einen übergroßen Pulli an!"
„Tja. Selbst schuld."
Das brachte ihm einen energischen Klaps auf den Unterarm ein.
„James!", versuchte ich es wieder. „Du hast selbst noch weniger an."
„Daran bist auch du schuld", meinte James amüsiert.
„Ich habe dich nicht ausgezogen!", quietschte ich empört.
Meine Beine zappelten weiterhin nutzlos in der Luft herum, während James uns bereits auf den Flur bugsiert hatte.
„Stimmt. Aber du meintest, ich sollte ohne Oberteil schlafen."
„Genau! Schlafen! Die Betonung liegt auf Schla-fen!"
„Komm schon, Evans. Tu mir den Gefallen", raunte James, die Lippen ganz plötzlich nah bei meinem Ohr.
Augenblicklich bildete sich eine Gänsehaut auf meinen Armen und ich war froh, dass man das durch die langen Ärmel des Pullis nicht sehen konnte.
Ergeben seufzte ich.
„Na gut. Aber nur, wenn du dafür sorgst, dass uns keiner außerhalb der Sperrstunde hier draußen erwischt! Vor allem nicht so knapp bekleidet", fügte ich leiser hinzu.
„Rumtreiberehrenwort."
Also machten wir uns auf den Weg zum Raum der Wünsche.
Allerdings bestand ich darauf, die Strecke auf eigenen Füßen zurückzulegen.
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Die Regel - Lily& James Ff ✔️
Hayran KurguABGESCHLOSSEN Seit Jahren besteht diese eine Regel: Evans hasst Potter, Potter mag Evans. Wenn es nach Lily Evans, Einserschülerin und absoluter Lehrerliebling, geht, wird diese Regel auch niemals gebrochen werden. Doch da hat sie ihre Rechnung ohne...