Kapitel 71

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Ich musste schlucken.
Hat er das gerade wirklich gesagt?
James konnte nicht wissen, was für eine Bedeutung seine Worte für mich hatten, was sein intensiver Blick in mir auslöste.
Wenn er es gewusst hätte, hätte er es vermutlich bleiben gelassen.
Ich durfte nicht vergessen, dass sein Mädchen im Moment Holly war.
Zumindest so gut wie.
Blöder Drachenmist, warum konnte sie denn nicht einfach weiter mit ihrem Ravenclaw ausgehen und den süßen, schwarzhaarigen Rumtreiber mir überlassen?!
Die Realität traf mich mit einem Mal sehr heftig und riss mich aus meiner Trance: Ich war für James eine Freundin.
Er sorgte sich um mich, weil ich eine Freundin war.
Und nicht mehr.
Erschüttert von dieser Erkenntnis entfernte ich mich wieder etwas von ihm und räusperte mich.
„Okay. Tut mir leid."
Mist, schon wieder die falschen Worte: sein Kiefer trat erneut hervor, als er wütend mit den Zähnen knirschte.
Das Geräusch jagte eine Gänsehaut durch meinen ganzen Körper.
„Nochmal, entschuldige dich bitte nicht. Wenn sich jemand entschuldigen muss, dann sind es diese Dreckskerle!"
Seine erhobene Stimme machte mir Angst.
„Beruhige dich bitte", bat ich leise, und rieb mir fröstelnd über die Arme.
James' Blick traf mich und seine Gesichtszüge wurden weicher.
„Tut mir leid. Ich werde versuchen, nicht mehr zu brüllen."
Mit zwei langen Schritten war er bei mir, um mir mit beiden Händen über die Arme zu streichen.
Anscheinend wollte er die Gänsehaut vertreiben.
Seine Berührung war da aber nicht sonderlich hilfreich.
„Besser?", fragte er, schaute dabei allerdings nicht auf meine Arme, sondern in mein Gesicht.
„Ja", sagte ich.
Nein, meinte ich.
Herrgott, was dachte er denn?
Dass es mich in irgendeiner Hinsicht weniger nervös machte, wenn ein absolut umwerfender Junge mich so zögerlich berührte?
Männliche Wesen konnten so dämlich und absolut blind sein.
Einfach unfassbar.
Auch wenn ich eher kläglich geantwortet hatte, schien ich James beruhigt zu haben.
Er fing an, mal wieder wild durchs Zimmer zu spazieren, allerdings sah er diesmal nicht so gefährlich aus, sondern relativ ruhig und gefasst.
„Darf ich fragen ... inwiefern er dich angefasst hat?"
Ich konnte es nicht verhindern, ich wurde knallrot und schämte mich.
Ohne zu antworten starrte ich auf meine Füße.
Plötzlich war es viel zu heiß in unserem Wohnzimmer.
Von James war ein Seufzen zu hören.
„Lily, bitte. Du brauchst nicht verlegen zu sein! Es ist doch nicht deine Schuld, dass sie dich angefasst haben. Du bist in keiner Weise ... schmutzig oder was weiß ich was du denkst. Sie sind die Schweine, nicht du, verstanden? Und jetzt erzähl es mir bitte. Ich werde sie sowas von umbringen", schwor James sich leise.
„Lass das besser. Wir brauchen nicht noch mehr Feindseligkeit in Hogwarts. Außerdem geht es mir soweit gut."
„Gut? Gut?! Du traust dich nicht mal, darüber zu reden."
Innerlich verdrehte ich die Augen. James wusste immer ganz genau, wie er mich zum Sprechen bringen konnte.
So wie auch jetzt.
„Am ... Bauch", flüsterte ich betreten. „Er wollte höher, aber ... er hat es nicht geschafft."
Mit einer Mischung aus Angst und Spannung beobachtete ich James' Reaktion.
Er stieß zischend die Luft aus und sah aus, als würde er gleich wieder auf die Wand losgehen. Aber er ließ es bleiben.
Stattdessen blickte er mich direkt an und sagte: „Das tut mir leid, Lily. Du solltest das nicht auch noch erleben müssen. Nicht, nachdem deine Eltern ..."
Er unterbrach sich.
„Ab sofort gehst du nie wieder allein auf Patrouille, okay? Sie werden dir nie wieder etwas tun. Ich bin ... Ich bin für dich da."
Einladend breitete er die Arme aus.
Ich dachte gar nicht weiter darüber nach: Ich trat einfach zu ihm und ließ ihn mich in seine Arme schließen.
Beinahe triumphierend schloss ich die Augen und atmete tief durch.
Mein Unterbewusstsein zeigte Holly schadenfroh den Mittelfinger.

Wir lösten die Umarmung erst, als Ve ein vorwurfsvolles Miauen von sich hören ließ.
Widerwillig befreite ich mich, um meinem kleinen schwarzen Quälgeist etwas Katzenfutter vor die Nase zu stellen.
Sie hatte seit den Sommerferien deutlich zugenommen, was aber vermutlich eher James zu verdanken war, der sich liebevoll um sie gekümmert hatte, als ich zu sehr in meinem eigenen Drama verschwunden war.
Wieder einmal verfluchte ich Holly dafür, dass sie früher als ich begriffen hatte, dass James Potter unter seinem blöden Macho-Gehabe ein sehr liebenswerter Mensch war.
Und wo wir schonmal dabei waren verfluchte ich sie auch noch für ihr süßes Lächeln und die blauen Augen und das perfekte Haar.
Argh.
Vielleicht sollte ich mal eine Hassliste über sie schreiben.
James schien auch gerade gedanklich eine Hassliste zu verfassen. Aber vermutlich eher über die Slytherins als über Holly.
Ein Blick über die Schulter genügte, um mir das zu verraten.
In einer anderen Situation hätte es lustig ausgesehen, wie James den Boden anstierte, die Fäuste geballt und den Mund zugekniffen.
Als hätte unser Teppich ihm etwas getan.
„Du bekommst Falten, wenn du weiterhin den Boden versuchst mit Blicken zu durchlöchern", informierte ich ihn.
Kopfschüttelnd schaute James zu mir herab, wie ich da saß und Ve über den Rücken strich, während sie gierig ihr Fressen verschlang.
„Wie kannst du jetzt Scherze machen?"
Ich zuckte nur mit den Schultern.
Er war ein Rumtreiber.
Ich würde mir von ihm ganz sicher kein schlechtes Gewissen einreden lassen, was es betraf, Humor in seltsamen Situationen zu behalten.
„Ich würde zu gern Mulciber einen Besuch abstatten und ihn klein wie Feuerholz machen", grummelte James. Seine Augen funkelten weiterhin wild den Boden an.
Langsam wurde es wirklich gruselig.
Ich erhob mich und stemmte die Hände in die Hüften.
„Nein, das wirst du nicht tun", stellte ich scharf klar. „Das ist mein Problem, und es ist meine Sache, sie für ihre Tat zu bestrafen, hast du gehört? Du hast dich da überhaupt nicht einzumischen. Ich brauche keine Hilfe und es geht mir gut. Kapiert?"
James' Miene glich der eines trotzigen Kleinkindes, als er vehement den Kopf schüttelte.
„James Potter!", fuhr ich ihn scharf an.
Er hob die Hände. „Okay, okay! Ist ja schon gut. Aber wenn du Hilfe brauchst, gib mir Bescheid."
Ich grinste diabolisch.
„James, nimm's mir nicht übel, aber was Zaubertränke angeht, bist du eine totale Niete. Das bekomm ich schon allein hin, keine Sorge..."

Krankenflügel: Personalakte
Name des Patienten: Mulciber, A.
Verletzungen: sich in Schlangen verwandelnde Finger. Gelegentliche, äußerst schmerzhafte Schlangenbisse.
Ursache der Verletzung: Missgeschick im Zaubertrankunterricht. Miss Evans beteuert ihr unsagliches Mitleid und Bedauern zu dem Vorfall.

Krankenflügel: Personalakte
Name des Patienten: Avery, J.
Verletzungen: rasanter Haarwuchs am Bizeps. Haare führen zu viel zu viel Gewicht -> Muskelzerrung. Nicht abschneidbar.
Ursache der Verletzung: Missgeschick im Zaubertrankunterricht. Miss Evans beteuert ihr unsagliches Mitleid und Bedauern zu dem Vorfall.

Krankenflügel: Personalakte
Name des Patienten: Snape, S.
Verletzungen: plötzlich schrumpfende Gehirnmasse. Führt zu Versagen des Sprechvermögens.
Ursache der Verletzung: Missgeschick im Zaubertrankunterricht. Miss Evans beteuert ihr unsagliches Mitleid und Bedauern zu dem Vorfall.

Heyyyy Freunde!
Also, meine wundervollen, geliebten Leser (warum zur Hölle bin ich so gut gelaunt, es tut mir leid😅), erstmal mal wieder ein  riiiiesiges Danke an euch! Ihr seid alle toooooll! ❤️❤️
Ich freue mich bei jedem Kapitel so sehr über die Kommentare, eigentlich sind die so der Grund warum ich uploade✌🏽😂
Und danke auch an alle die bei den Hp-Awards damals für mich abgestimmt haben, ich habe nämlich einen Award gewonnen! Ist das nicht unfassbar krass?!
Ohne euch wäre das alles nicht möglich, deswegen DANKE!
Bleibt dran, die Story ist noch lange nicht zu Ende😉
Und jetzt noch zu eurer Info: es werden erstmal keine Kapitel mehr zwischendurch kommen, da ich an einen Ort ohne Netz fahre und schon froh bin, wenn ich es schaffe, am Donnerstag zu uploaden... Aber keine Sorge, das sollte ich hinbekommen.
Für jeden von euch ein Glas Nutella.
Danke!
Karla😎

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt