Kapitel 24 (James' Sicht)

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Ich ging genervt in meinem Zimmer auf und ab, während es sich die drei anderen Rumtreiber auf meinem Himmelbett bequem gemacht hatten.
„Bei Merlins linker Schuhsohle, allein für diese weiche Matratze hat es sich gelohnt, Schulsprecher zu werden, Prongs", kam es beeindruckt von Sirius, der für sich allein schon die Hälfte des Bettes beanspruchte.
Die meisten Mädchen hätten wohl jetzt geseufzt, dass er eben total tolle breite Schultern hatte, aber ich wusste es besser: Er war einfach nur ein fetter, fauler Sack.
„Sirius, zieh dir wenigstens die Schuhe aus", knurrte ich meinen besten Freund an.
„Nö", kam es ganz einfach von ihm. Er räkelte sich und wackelte demonstrativ mit den Zehen.
Ich zog eine der dicken Lektüren aus dem Bücherregal und warf es nach ihm.
Er jaulte wie ein getretener Hund und sprang auf. „Verdammt, James! Das hat wehgetan!"
„Beiß mich doch", grinste ich.
„Nichts lieber als das", schnaubte Sirius, und schon stand ein großer schwarzer Hund vor mir und knurrte mich bedrohlich an.
„Padfoot!", zischte Remus nun erzürnt. „Hör auf damit! Lily wohnt gleich nebenan, schon vergessen?!"
Sirius, aka der große schwarze Hund, bellte kurz trotzig, bevor wieder unser alter Kumpel und Mädchenschwarm von Hogwarts vor uns stand.
„Ganz ruhig, Moony, mach dir nicht gleich ins Höschen. Außerdem hängt unser liebenswerter kleiner Teufel doch sowieso nur in der Bibliothek ab."
Sirius schnaubte verächtlich. „Sie kann es ja nicht mal im Zimmer neben James aushalten."
Ich zuckte ein bisschen zusammen, versuchte es aber zu kaschieren, indem ich den Jungs den Rücken zukehrte und aus dem bodentiefen Fenster sah.
Ich hatte absolut keine Lust, jetzt über Lily Evans zu reden.
Doch ich wusste genau, dass Remus nur auf eine Gelegenheit wartete mit dem Thema anzufangen, ohne dabei zu aufdringlich zu sein.
Vielleicht hatte ich zu ihm keine so enge Verbindung wie zu Sirius, aber Remus war definitiv der feinfühligste von uns allen. Noch dazu verstand er sich gut mit Lily, aka Krümel. Er hatte sofort gemerkt, dass irgendetwas anders war.
Remus räusperte sich.
Ich spürte, wie meine Schultern sich verspannten.
Jetzt würde er seine Chance ergreifen, da war ich mir sicher.
„Prongs ... wo wir schon beim Thema Lily sind..."
„Was ist mit ihr?", unterbrach ich ihn schroff, ohne mich umzudrehen.
„Das frage ich wohl eher dich. Was ist zwischen euch vorgefallen?"
„Nichts."
„Könntest du mich bitte anschauen, wenn ich mit dir rede?"
„Du klingst wie meine Mutter."
Stille.
„James?"
Ich stöhnte frustriert auf, dann drehte ich mich um.
Was?"
Eigentlich war ich wütend und genervt und jeder einzelne Muskel in meinem Körper war angespannt, doch als ich die ernsten Gesichter meiner Freunde erblickte, fiel alle Anspannung von mir ab und meine Schultern sanken mit einem resignierten Seufzer nach unten.
„Sirius weiß es. Lass es dir von ihm erzählen."
Remus zog missbilligend die Augenbrauen zusammen. Er wirkte wie immer blass und schmal, aber das war nur der Schein. Remus verärgerte man lieber nicht. Wenn er wollte, konnte er ziemlich durchsetzungsfähig sein.
Noch ein Grund, warum lieber ihn hätte zum Schulsprecher machen sollen.
„Wenn ich es von Sirius hätte hören wollen, hätte ich ihn längst gefragt. Ich möchte es aber von dir selbst wissen, James."
Abwartend zog er die Augenbrauen noch oben.
„Sie..." Ich brach ab und vergrub mein Gesicht in den Händen.
Das hier waren zwar meine besten Freunde, aber es war mir trotzdem unangenehm, ihnen zu zeigen, wie verletzt ich war.
Ich war nicht gut darin, anderen meine Gefühle zu offenbaren. Ich überspielte meine wahren Emotionen häufig mit einem arroganten Grinsen und einem coolen Spruch.
Ziemlich schwach, ich weiß.
„Sie war ja in den letzten Ferienwochen bei uns, das hab ich euch ja geschrieben. Und eigentlich haben wir uns ganz gut verstanden, oder, Padfoot?"
Sirius, der dazu übergegangen war, die Decke anzustarren, nickte.
„Aber dann, am ersten Schultag bin ich hoch in ihr Zimmer, weil sie etwas vergessen hatte, und sie war nicht da. Da lag nur ihr Tagebuch oder sowas aufgeschlagen auf dem Boden, und ich weiß, das war dumm von mir, aber ich habe darin gelesen."
Ich hörte, wie Remus scharf die Luft einsog. Ich funkelte ihn an.
„Spar dir deine Moralpredigt, Rem. Ich habe meine Lektion gelernt, glaub mir."
Aufgewühlt fuhr ich mir mit den Händen durch mein zerstrubbeltes schwarzes Haar.
„Jedenfalls", fuhr ich bitter fort, „hat sie eine Hassliste über mich geführt. Ein Haufen Gründe, warum sie mich nicht mag. Und das schlimmste daran ist ja, dass ich nicht einmal etwas dagegen sagen kann. Weil neunzig Prozent der Dinge dadrinnen stimmen."
Die letzten Worte spuckte ich nur noch heraus, wie etwas Ekliges, das mir schon lange auf der Zunge gelegen hatte.
Jetzt, wo ich angefangen hatte zu reden, war es schwierig, wieder aufzuhören.
„Oder sie haben zumindest gestimmt. Aber was Evans einfach nicht sehen will, ist, dass ich nicht mehr so bin. Ich habe mich verändert, bei Merlin! Aber nein, Miss Evans ist zu stolz, das zu sehen. Sie wird nie ihre Vorurteile mir gegenüber überwinden! Was soll ich denn noch machen? Sie muss einfach mal ihre Augen öffnen."
Erhitzt ließ ich mich neben meine Freunde fallen. Ich griff nach einem Kissen und schleuderte es an die Wand.
„So ein verdammter Drachenmist!", entfuhr es mir.
Peter zuckte erschrocken zusammen. „James, komm mal wieder runter."
Er bot mir ein Stück Käse an, das ich aber ablehnte.
Keine Ahnung, wie er so verrückt nach dem Zeug sein konnte. Mir schmeckte es nicht. Käse war in meinen Augen verschimmelte Milch.
„Prongs? Hasst du Lily dafür?"
Ich starrte Remus an. Wie kam er denn jetzt darauf? Hasste ich Lily?
Ich war ihr in letzter Zeit aus dem Weg gegangen. In den Ferien hatte ich eine Lily Evans kennengelernt, die nicht ganz mit meinem Bild von dem perfekten Schulmädchen, das Lily in Hogwarts immer gewesen war, übereinstimmte.
Lily war nicht perfekt, sie war tollpatschig und wurde schnell rot, sie reagierte über, aber sie konnte sich auch entschuldigen.
Ich hatte diese Lily Evans liebgewonnen.
Aber dann war mir klargeworden, dass sie ein Problem mit Vorurteilen hatte. Lily war einfach nicht fähig, den Dingen eine neue Chance zu geben.
Und das machte mich wütend. Es verletzte mich, aber ich war zu stolz, das zuzugeben. Immerhin war sie nur ein kleines Mädchen.
Sie sollte nicht an mein Ego rankommen.
Und dennoch tat sie es. Doch das durfte keiner wissen, erst recht nicht sie. Und genau aus diesem Grund hatte ich ihre Nähe gemieden.
Aber hassen? Ich konnte Lily ganz einfach nicht hassen.
„Nein."
„Dann gib dir verdammt nochmal einen Ruck. Es bringt nichts, dein Problem zu ignorieren. Du wirfst ihr vor, mit Vorurteilen zu handeln und keine zweiten Chancen zu geben, aber du gibst ihr doch selbst nicht die Chance, sich bei dir zu entschuldigen, oder?"

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt