Extrakapitel número nueve

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Weihnachtsspecial 2

Ein paar Tage später war es dann soweit: der Weihnachtsmorgen war gekommen.
Gestern, an Heiligabend, war Remus bei uns angereist (Sirius hatte nicht mehr anreisen müssen, da er ja sowieso quasi bei uns wohnte); eigentlich hatten wir Weihnachten mit unserer gesamten Freundesgruppe verbringen wolle, um mal wieder eine Wiedervereinigung zu haben, doch angesichts der Krisensituation waren Marlene und Dorcas von ihren Familien gebeten worden, über die Feiertage zu ihnen zu bekommen, und Mary wollte Dorcas selbstverständlich begleiten.
Remus, der seine Mutter, eine Muggel, nicht durch seine Anwesenheit gefährden wollte, war unserer Einladung jedoch bereitwillig gefolgt, und so hatten wir gestern Abend alle gemütlich zusammengesessen, Feuerwhiskey getrunken, den Weihnachtsbaum bewundert und lachend über die Vergangenheit sinniert.

Ich war mit einem richtig wohligen Gefühl im Bauch zu James ins Bett geklettert und hatte es genossen, endlich mal wieder eine Nacht neben ihm verbringen zu können, ohne dass irgendjemand ganz plötzlich zu irgendeiner Mission gerufen wurde.
In der Nacht hatte James auf einmal angefangen zu weinen, denn im Anbetracht des ersten Weihnachtsfestes, dass er ohne seine Eltern verbringen müssen würde, war der gesamte, angestaute Kummer in ihm mit einem Schlag hochgestiegen, und so hatten wir lange Arm in Arm wach gelegen und flüsternd über alles gesprochen, was uns zu schaffen machte, was wir vermissten, und was uns besonders in Erinnerung geblieben war.

Trotz dieses aufwühlenden Gesprächs hatte ich im Anschluss den Schlaf der Gerechten geschlafen und vermutlich hätte ich auch noch bis in alle Ewigkeiten liegen bleiben können, wenn mich nicht plötzlich das Bedürfnis wach gerüttelt hätte, all den Whiskey von gestern wieder aus meinem Magen zu befördern.
Kurz gesagt, ich rannte ins Bad neben James' und meinem Schlafzimmer und spuckte mir die Seele aus dem Leib.

Als jeglicher Mageninhalt den Aufenthaltsort in die Kloschüssel gewechselt hatte, lehnte ich mich erschöpft gegen die Badezimmertür.
„Okay", murmelte ich, „das war jetzt ziemlich eindeutig."
Ein Blick auf die Uhr über dem Waschbecken verriet mir, dass es gerade mal sechs Uhr war. Bis die Herren Langschläfer ihre Betten verlassen würden, hatte ich noch genug Zeit für einen Besuch bei der Apotheke.
So leise wie möglich machte ich mich fertig und verließ in dicken Wintersachen das Haus.

Da Godric's Hollow ein gemischt magisches- und nichtmagisches Dorf war, konnte ich mir einen handelsüblichen Schwangerschaftstest besorgen, und musste nicht extra einen Heiler aufsuchen, was mich einiges mehr Zeit gekostet hätte.
Ich bedankte mich bei der äußerst müde wirkenden Apothekerin und stiefelte so schnell es ging zurück zu unserem üppig geschmückten Haus.
Dann suchte ich wieder das Badezimmer auf, tat alles, was getan werden musste und wartete dann nervös mit dem Test in der Hand auf mein Ergebnis.

Als ich aufgewacht war und direkt runter ins Dorf gegangen war, hatte ich die ganze Zeit etwas zu tun gehabt, das mich beschäftigt und von meinen eigenen Gedanken abgelenkt hatte, doch während ich nun hier stand und nichts zu tun hatte, fing es in meinem Kopf an zu wirbeln.
Wie zur Hölle hatte das passieren können? In letzter Zeit hatten James und ich uns viel zu selten gesehen, und wenn wir doch mal die Zeit für Zärtlichkeit gefunden hatten, waren wir immer vorsichtig gewesen. Außer ... in der Nacht nach dem verhängnisvollen Gefecht, in dem James und ich beschlossen hatten, so bald wie möglich zu heiraten.
Ich stieß ein unzufriedenes Jammern aus.

Verdammt, wenn ich so darüber nachdachte, ließ meine Periode auch schon etwas länger auf sich warten. Was, wenn ich wirklich schwanger war? Was würde James sagen?
Wir waren noch nicht mal einen Monat verheiratet und noch keine 20 Jahre alt. Außerdem befanden wir uns im Krieg! Das waren bei Merlin keine guten Umstände für ein Kind.
„Okay, okay, keine Panik", murmelte ich, „vielleicht ist der Test ja negativ. Verdammt, wie lang dauert denn dieser Mist?" Ich stierte den Test böse an und begann im Badezimmer auf und ab zu gehen.
Dann – es kam mir wie eine Ewigkeit vor – erschien endlich das Ergebnis auf der kleinen Anzeigetafel: ein kleines Plus. Positiv. Ich war schwanger.
Ich atmete tief durch und ließ mich wieder gegen die Badezimmertür sinken.
Was in Merlins Namen sollte ich jetzt tun?

Die nächsten zwei Stunden verbrachte ich wie erstarrt auf dem Badezimmerboden. Dass Weihnachten war hatte ich über mein eigenes Gedankenkarussell völlig vergessen, und so bekam ich einen Heidenschrecken, als Sirius plötzlich auf einem mit gold-roten Lichtern verzierten Hirsch reitend in mein Versteck platzte.
„Frohe Weihnachten!", brüllte er, und hinter ihm grummelte Remus: „Ich konnte die beiden nicht davon abhalten."

Als Sirius mein Gesicht sah, sprang er augenblicklich von dem prächtigen Hirsch herunter und im nächsten Moment stand James in einem roten Weihnachtspulli vor mir, mit einer Lichterkette in den Haaren.
Ich lachte erstickt.
„Lily, was ist los?", fragte James besorgt, und schlang die Arme um mich.
„Ich muss mit dir reden", flüsterte ich so leise, dass Sirius und Remus es unmöglich hätten hören können.
James warf mir einen weiteren beunruhigten Blick zu, doch er schickte unsere beiden Freunde augenblicklich raus.
„Wir wollten sowieso gerade das Weihnachtsfrühstück vorbereiten", flötete Remus betont unbeschwert.
„Und die Socken untersuchen!", fügte Sirius mit ehrlicher Begeisterung hinzu.

Wir warteten noch, bis die beiden die Treppe hinunter gepoltert waren, dann legte James die Hände auf meine Schultern und hielt mich eine Armlänge von sich.
„Was ist los? Spuck's aus."
Ich hielt ihm den Schwangerschaftstest unter die Nase.
James runzelte die Stirn. „Was ist das?"
Augen zu und durch, dachte ich, und sagte: „Das ist ein Schwangerschaftstest, James. Ich bin schwanger."
Im ersten Moment passierte gar nichts. James starrte mich einfach nur an und schien meine Worte erst verarbeiten zu müssen. Ich konnte förmlich hören, wie die Zahnräder in seinem Kopf sich drehten. Als das Wort „schwanger" schließlich eingerastet war, tauchten erstmal ein paar Fragezeichen in seinen Augen auf.
„Aber ... wann? Wie ist das möglich?"

Ich hatte solche Angst vor seiner Reaktion, dass ich automatisch meinen Selbstschutz aktivierte und in einen zickigen Ton verfiel. „Du weißt, wie das möglich ist, James. Die Nacht nach dem gemeinsamen Kampf?"
„Oh." James nickte. Dann richteten sich seine Augen wieder auf mich. „Und wieso siehst du jetzt so traurig aus?", fragte er sanft.
Meine Schultern sackten nach unten. „Na ja weil ... wir sind so jung ... und es ist Krieg ... und ich dachte du würdest wütend sein und wollen, dass wir das Kind nicht behalten..." Meine Stimme zitterte und ich musste mir auf die Lippen beißen, um nicht mit dem Heulen anzufangen.
„Lily, was für ein Quatsch! Ich meine, klar, die äußeren Umstände sind nicht gerade optimal und wir hätten besser aufpassen müssen, aber jetzt ist es nun mal so und das sind doch keine schlechten Nachrichten!"
Er ließ seine Hände über meine Arme nach unten sinken und nahm meine Hände in seine.
„Im Gegenteil! Ich bin überglücklich." Er drückte mir einen Kuss auf die Nase. „Ein Baby! Das ist doch mal ein Weihnachtsgeschenk."
Ich lachte unter Tränen und schlang die Arme ganz fest um James' Hals.
Während ich die Nase in seine Halsbeuge drückte und seinen vertrauten Geruch einatmete murmelte ich: „Ja. Ein Geschenk."
James erwiderte meine Umarmung noch fester.

Als wir nach ein paar weiteren emotionalen Ausbrüchen und Freudenschreien die Badezimmertür öffneten, standen wir unseren zwei sehr zerknirscht aussehenden besten Freunden gegenüber.
„Wir haben gelauscht", gab Sirius zu, und besaß immerhin den Anstand, wenigstens kurz betreten auf seine Füße zu gucken.
Doch schon eine Sekunde später sprang er jedoch strahlend auf uns zu und schloss uns in eine Bärenumarmung.
„Ich werde Onkel!", jubelte er.
Auch Remus ersetzte seinen reuigen Blick durch ein breites Lächeln und ließ sich, ganz untypisch für ihn, mit in eine Gruppenumarmung ziehen.

„Das sind wirklich tolle Neuigkeiten, Lils", sagte er sanft, und strubbelte James liebevoll durchs Haar. „Herzlichen Glückwunsch!"
„Oh bei Merlin, James wird Vater", stellte Sirius entsetzt fest. „Der Typ, der gerade eben noch Rudolph darstellen wollte."
James boxte ihn in die Seite. „Pass auf was du sagts, sonst wird Remus der Patenonkel."
„Dann ziehe ich aus", drohte Sirius.
„Sirius, genau das will ich seit Monaten erreichen", gab ich zu bedenken.
„Dann bleibe ich für immer hier wohnen, meine ich", korrigierte Sirius sich.
James grinste. „Darüber können wir später noch reden. Wollen wir nicht endlich die Geschenke öffnen?"
„Definitiv nicht für die Vaterrolle qualifiziert", murmelte Sirius. 

Die Regel - Lily& James Ff ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt