Emma
Wir sahen uns in die Augen, bis er den Text auf meinem Plakat las, das ich langsam absenkte. Ich versuchte mich in meinem schönsten Lächeln, aber ich war einfach super aufgeregt und hatte wahrscheinlich wenig Kontrolle über meine Mimik. Wincent überbrückte die paar Schritte zwischen uns und nahm mich in den Arm. Ich hätte heulen können vor Freude endlich wieder bei ihm zu sein, aber das wäre dann doch etwas viel des Guten gewesen. Die Band spielte weiter, aber es fehlte eindeutig Text, und das fiel nicht nur mir auf, sondern auch den Menschen um uns rum. Wincent drückte noch kurz meine Hand und nickte unauffällig Richtung Seitenabsperrung, bevor er sich zurück zur Bühne kämpfte. Er hüpfte nach oben und schüttelte sich. „Wow...puh...also...ähh...jetzt weiß ich, was sie macht, sie ist nämlich gerade hier", stammelte Wincent und schüttelte immer wieder ungläubig mit dem Kopf. „Dann jetzt nochmal von vorne...nur für dich", grinste er. Noch bevor sich die Menschenmenge umdrehen konnte, um mich zu suchen, hatte ich Amelie entdeckt, die mich Backstage rettete. Völlig euphorisch fiel sie mir um den Hals.
„Wie süß ist das bitte?", quietschte sie und betrachtete mein Plakat. Ich wurde sicher rot. Sie hätte mich am liebsten weitergezogen und Allen gezeigt, dass ich wieder da war, aber ich wollte einfach nur dieses Konzert bis zum Ende sehen. Nachdem die Jungs von der Bühne kamen, wurde ich von einer großen Gruppenumarmung verschluckt. Alle vier redeten sie durcheinander auf mich ein und sie freuten sich offenbar wahnsinnig. „Ich hab euch auch vermisst", sagte ich und drückte nochmal jeden einzeln, bevor sie zum Duschen verschwanden. Dann hatte es auch Wincent endlich von der Bühne geschafft. Wir standen beide etwas unbeholfen voreinander rum, schließlich sollten wir erstmal über Einiges reden, aber wir kamen nicht dazu.
Kaum waren wir von der Bühne weg, zerrte mich jemand in die Runde und hielt mir ein Bier hin. Ich fand es ja süß, dass sich alle so freuten, dass ich da war, aber ich musste dringend mit Wincent reden. Hilfesuchend blickte ich zu ihm, als Tom mich in Richtung Bar schob. Aber er grinste nur und nickte. „Ich geh solange mal unter die Dusche", meinte er und früher hätte es einen dummen Spruch nach dem nächsten gehagelt, aber dieses Mal verkniff ihn sich jeder. Scheinbar war es selbst beim allerletzten Mann in diesem Team angekommen, dass das so nicht mehr funktionieren könnte. Ich stieß mit Tom an und machte mich dann auf den Weg zu Amelie, die alleine in einem Liegestuhl saß. Wortlos setzte ich mich neben sie und ich spürte direkt, dass sie mich musterte.
„Na komm schon, sag es", meinte ich schmunzelnd. „Bist du hier, wegen dem, was ich denke, warum du hier bist?", fragte sie und ich drehte meinen Kopf zu ihr. Wir sahen uns an und ich wusste nicht, wer von uns beiden dämlicher grinste. Bevor ich ihr antworten konnte, entdeckte ich Wincent im Augenwinkel und sprang auf. „Sorry", meinte ich nur kurz zu Amelie und ging auf ihn zu. Er stand grad alleine am Catering und schaufelte wie üblich seinen Teller vor. „Da hat sich auch nichts geändert, oder?", versuchte ich zu witzeln und deutete auf seinen völlig überladenen Teller. Er grinste mich etwas schief an und wir setzten uns gegenüber an einen der Tische.
Und wieder waren wir beide total unbeholfen und sicher war diese Situation für jeden, außer für uns, total witzig anzusehen. Wincent stocherte ungefähr fünf Minuten in seinen Pommes rum, bis er sein Besteck weglegte. Irritiert sah ich zu ihm auf. „Was is? Waren die Augen wieder größer als der Magen?", witzelte ich und sicher wurde ich schon wieder knallrot dabei. Gott, Emma, reiß dich zusammen, mahnte mich meine innere Stimme. Wincent seufzte. „Können wir reden?", fragte er. Ich nickte. Bitte, unbedingt!
Zum Glück hielt uns niemand unterwegs auf, aber ich denke jedem war klar, dass wir dieses Gespräch führen mussten. Als wir weit genug von der Truppe weg waren ließen wir uns in den Rasen sinken. Ich hatte mir meine Worte echt gut zurecht gelegt, aber jetzt in diesem Moment war ich nur noch halb so cool. „Emma, ich...", fing Wincent just in dem Moment an, als ich gedanklich meinen Anfang gefunden hatte. Deswegen unterbrach ich ihn sofort. „Darf ich zuerst?", fragte ich und er nickte nur.
„Ich weiß du wolltest bis nach der Tour warten, aber das hab ich nicht ausgehalten...Ich musste herkommen und was loswerden. Es tut mir so leid. Dass ich mich nicht gemeldet hab, dass ich dich blockiert hab...aber ich musste mal auf mein Leben klarkommen und was ich davon eigentlich will...ich musste weg, um mal klar denken zu können...ich weiß, dass es eine lange Zeit war und ich würde auch verstehen, wenn du mich nicht mehr willst, aber...manchmal brauch ich eben ein bisschen länger, um Dinge zu verstehen", sagte ich und sah ihn unsicher an.
Wincent hörte aufmerksam zu und nickte nur ab und zu. „Aber ich weiß jetzt, was ich will, was ich immer wollte...und das bist du. Ich war bescheuert, dass ich nicht einfach von Anfang an mit offenen Karten gespielt hab, aber du warst manchmal so undurchschaubar und...", mehr konnte ich nicht mehr sagen, da küsste er mich schon.
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Nur mit Dir
FanfictionDas hier ist der zweite Teil rund um Emma und Wincent. Es war schwierig mit den Beiden; dieser Pakt ihrer Freundschaft- plus, von der jeder sagte, dass es nicht gut gehen könnte. Und jeder sollte Recht behalten. Erst verliebt sich der eine, dann der...