Kapitel 24

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Wincent

„Na, seid ihr jetzt sauber oder nur noch schmutziger als vorher?", wurden wir keine halbe Stunde später von Manni in Empfang genommen. Die Crew stieg natürlich direkt in sein Gelächter mit ein und ich war zu gut drauf, um ihm Paroli zu bieten. Und eigentlich war dafür auch immer Emma zuständig. Aber selbst der schien mittlerweile nichts mehr darauf einzufallen, obwohl... „Wir können nichts dafür, dass du so untervögelt bist, also hör auf neidisch zu sein. Das steht dir nicht", konterte sie und nahm Manni sein eben geöffnetes Bier aus der Hand und trank einen großen Schluck daraus. Diese Frau, ey! Sie ließ uns alle sprachlos werden. Ich holte mir etwas zum Essen und ein Bier und ließ mich dann neben Emma auf die Bank fallen. „Dass dir immer noch ein blöderer Spruch einfällt", schmunzelte ich und rollte mit den Augen. Emma stoppte auf halbem Weg ihre Flasche zu leeren und sah mich an. „Was denn? Er hat damit angefangen...", verteidigte sie sich direkt. 

Ich musste nicht unbedingt weniger darüber lachen. „Du nimmst aber auch jeden Reifen, den er dir hinhält. Lass ihn doch einfach mal labern...Da kommt doch zu 99% eh nur Blödsinn aus seinem Mund", meinte ich. „Ey, das hab ich gehört", rief Manni und bewarf mich mit seiner leeren Essensbox. Unsere Kabbelei ging so lange hin und her, bis wirklich jede Box zerfleddert auf dem Boden lag und Manni die ein oder andere Bierdusche abgekriegt hatte. Emma und ich waren einfach ein unschlagbares Team. Leider musste Amelie wie immer den mütterlichen Part übernehmen und uns trennen. „Okay, das reicht. Wie alt seid ihr?", fragte sie lachend, während sie unseren Müll zusammen räumte. Wenn die After-Show-Party schon mit solchen Aktionen startete, war ja auch klar, dass es nicht unbedingt seichter zu Ende gehen würde. Ich hatte Emma versprochen nicht zu übertreiben, aber das Bier schmeckte doch besser, als gedacht. Ich registrierte zwar jeden ihrer Blicke und auch die, die zwischen ihr und Amelie hin und her gingen, aber ich versicherte ihr bestimmt viermal in der Stunde, dass alles gut war.

Ja, ich hatte bis vor ein paar Wochen ein anderes Verhältnis zum Alkohol, aber das war vorbei. Ich war emotional gefestigt. Und ich wollte einfach wieder wie früher mit meiner Crew feiern. Amelie kam gerade schnurstracks auf mich zu und ich wusste schon, was sie sagen würde. „Bevor du anfängst...ich bin erwachsen und ich kann auf mich selbst aufpassen, danke", sagte ich und nahm sie in den Arm. Es war nicht die Zeit zum Reden. Ich wusste wie sehr sie das aufregte, aber ich ließ sie einfach nicht zu Wort kommen. Immer, wenn sie ansetzte, fing ich mit irgendeinem anderen Thema an. „Ich hasse dich", brummelte sie irgendwann nur noch und verschwand. Dafür kam Emma zu mir rüber und kuschelte sich in meinen Arm. „Wenn du mir jetzt auch noch sagen willst, dass ich aufhören soll, geh ich alleine heim und du kannst bei Amelie schlafen", meinte ich und sah sie bittend an. Ich lasse mich ungern bevormunden, falls das jemandem noch nicht aufgefallen war. 

„Du bist so ein Sturkopf", murmelte sie nur und gab mir einen langen Kuss. „Jammer einfach nur morgen nicht", schmunzelte sie. „Hab ich das jemals?", fragte ich und hielt theatralisch die Hände in die Luft. Niemals! Thema abgewendet. Ich blödelte die ganze Nacht mit den Jungs, wir waren Skaten, obwohl es stockfinster war, während Emma und Amelie nur zuschauen konnten. Wenn wir zusammen waren, waren wir einfach leider unkontrollierbar. Dass sich die beiden scheinbar irgendwann doch kurz aufs Ohr legten, checkte ich gar nicht.

Erst als es schon wieder fast dämmerte und wir zurück am Bus waren. Emma kam gerade dahinter hervor und hielt einen Autoschlüssel in der Hand. „Ich hab schon alles gepackt, sollen wir fahren?", fragte sie und erst jetzt spürte ich meine aufkommende Müdigkeit. Es war gerade kurz nach fünf geworden. „Kannst du denn überhaupt fahren?", fragte ich sie. Emma nickte. „Logisch. Ich hab um eins aufgehört und die drei Stunden pack ich schon", meinte sie. Irgendwie war ich froh um diese Antwort. Ich freute mich auf Zuhause und auf mein bequemes, großes Bett. Nach einer ausgiebigen Verabschiedungsrunde saß ich auf dem Beifahrersitz und ich sah gerade noch das erste Autobahnschild, dann war ich schon weg. 

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