Kapitel 87

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Wincent

„Wince? Es tut mir leid, ich hab heute scheinbar echt den beschissensten Job, aber die Fans warten. Du hast gesagt, du kommst nochmal kurz raus", hörte ich Amelie hinter mir. Ich schloss meine Augen und seufzte, ehe ich Emma ansah. „Wir haben heute wohl kein Glück", kommentierte sie ebenso seufzend. „Es tut mir leid, Herz", sagte ich. Ich war selbst Schuld, hätte ich nicht vergessen, dass sie kommt, hätte ich mir für den heutigen Tag nicht so viel vorgenommen. „Alles gut, ich find schon jemanden, der sich mit mir die Zeit vertreibt", meinte Emma und trat von mir weg. Ich erkannte die weiße Spitzenwäsche unter ihrem Shirt und bekam direkt Kopfkino. „Wag es nicht", drohte ich ihr gespielt. Sie küsste mich nochmal und dann ließ ich sie stehen. Ich war noch keine zehn Meter von ihr weg, als sie mir eine Nachricht schickte. Oder besser gesagt ein Foto. Von ihr. Auf dem ich ihr Shirt und alles darunter mehr als gut erkennen konnte. ‚Das ist nur für dich, das weißt du doch', stand darunter. Am liebsten wäre ich umgedreht, hätte sie gepackt und mit in die Dusche geschleppt, aber das ging nicht, nicht in diesem Moment. Ich spülte meine heißen Gedanken mit eiskaltem Wasser ab und begab mich danach wie versprochen zu den Fans vor die Location. 

Ich versuchte so gut es ging alle Foto- und Autogrammwünsche zu erfüllen, aber irgendwann musste ich ein Ende finden. „Es tut mir leid, aber ich muss weiter, war schön Euch zu sehen", sagte ich noch und verschwand kurz und schmerzlos wieder. Mittlerweile hatte ich mich ganz gut an solche Begegnungen gewöhnt und fand auch selbst immer einen Ausweg. Ich machte das gerne, keine Frage, aber irgendwann musste auch wieder Schluss sein, sonst hätte ich noch die ganze Nacht da stehen können. Ich ging zurück zum Bus, alle waren schon wie wild am Einräumen, nur meine Freundin fand ich nicht. Zumindest nicht auf den ersten Blick, auf den zweiten hörte ich sie lautstark mit Manni lachen. Die Zwei hatten von Anfang an irgendwas aneinander gefressen. Dann gesellte sich noch Flo dazu und Benni, der Emma mit den neuesten Fotos vom kleinen Noah versorgte und dann hatte ich keine Chance irgendwie an meine Freundin zu kommen.

Sie sah nur mal kurz von dem Handy auf und grinste mich an, aber dann war sie auch schon wieder von den Männern umzingelt. Ich schmunzelte in mich rein. Dass meine Frau mal so eine Wirkung auf meine Band haben wird, hätte ich ja auch nie für möglich gehalten. Was mich nur noch mehr darin bestätigte, dass sie die Eine war. Wenn Jemand sowas mitmachte, was man mit mir mitmachen musste, dann kann das nur pure, wahre Liebe sein. Wir kamen dann doch recht bald darauf los und ich suchte mir dann eben mein Plätzchen neben Amelie. „Morgen Nachmittag habt ihr Zeit für Euch, ich hab das Interview mit dem Radio vorverlegt, dann bist du länger frei", meinte sie und grinste mich an. „Du bist die Beste", erwiderte ich nur und nahm einen Schluck von meinem Bier. Ich scrollte eine Weile durch mein Handy, beantwortete die sich stapelnden Nachrichten und postete wie üblich meinen Konzertbeitrag auf Instagram. 

Ich dachte ja, Emma hätte danach Zeit für mich, aber dem war nicht so. Sie war noch immer völlig in ihre Konversation mit den Jungs vertieft, sie tranken zusammen und machten Fotos und ich saß wie abgestellt daneben. Was war nur los heute? War sie nicht eigentlich wegen mir hier? Wir hatten uns eine Woche nicht gesehen und am Sonntag musste sie schon wieder fahren. Mein Kopf steigerte sich da tierisch rein und ich war einfach nur genervt. Ich wusste ich hatte mich nicht im Griff, also entschied ich mich mich zurückzuziehen, um dem Rest nicht noch den Abend zu versauen. Ich trank also mein Bier aus und verabschiedete mich dann nach oben. „Ich geh pennen", brummte ich nur in die Runde und wartete erst gar nicht auf die Reaktion von irgendjemandem, sondern stapfte direkt die Stufen nach oben in mein kleines Reich. Ich schaltete das schwache Licht an und schmiss mich dann ausgezogen ins Bett.

Ich schloss die Augen, versuchte einzuschlafen, was mir vor lauter Aufregung natürlich nicht gelang. Das hatte noch nie funktioniert. Ein paar Mal wälzte ich mich hin und her, bis ich schon aufgeben wollte, als die Tür aufging und sich jemand neben mich legte. Ich drehte mich um und sah direkt in Emmas Gesicht. Minutenlang sahen wir uns schweigend an. „Was ist los mit dir?", fragte sie dann doch irgendwann. Ich rollte mit den Augen. War das eine ernstgemeinte Frage? „Das fragst du noch? Ich weiß, dass ich vergessen hab, dass du kommst. Und ich weiß, dass ich den ganzen Tag keine Zeit für dich hatte. Aber zur Strafe ignorierst du mich jetzt und hängst lieber mit den Jungs ab? Das ist nicht fair", brummelte ich und rollte mich auf den Rücken. Emma schob sich über mich und sah mich fragend an. „Bist du wirklich eifersüchtig auf die Jungs?", fragte sie. Natürlich nicht! 

„Darum gehts nicht. Es geht darum, dass wir unsere knappe Zeit zusammen nicht ausnutzen", verteidigte ich mich direkt. Dass sie mir über die Brust strich, konnte ich gar nicht richtig genießen. „Ach Babe", seufzte sie und wollte mich küssen, als ich sie von mir wegschob. „Nix ‚ach Babe'. Ich hab dich vermisst. Du hättest die ganze Zeit bei mir sein sollen, bis mein bester Freund all unsere Pläne durchkreuzt hat, und dann hab ich dich schon nur ein Wochenende...und du lässt dich so einlullen", brummelte ich weiter. Ich spürte genau, dass sie eigentlich was sagen wollte, sich verteidigen wollte oder mir klar machen wollte, dass ich drüber war. Aber stattdessen kuschelte sie sich an mich und strich mir durch die Haare.

„Es tut mir leid, jetzt bin ich ja da", flüsterte sie mir ins Ohr und je länger wir kuschelten, desto mehr konnte ich mich entspannen. Ich schlang meinen Arm um sie und drückte sie noch fester an mich. „Du fehlst mir, wenn du nicht da bist", gab ich zu. „Na ein Glück, sonst wär ich wirklich enttäuscht", sagte Emma und ich hörte das Grinsen in ihrer Stimme. Ich drehte mich um, bis ich ihr direkt gegenüber lag und sah sie an. Ihre Augen leuchteten mich an, wie es immer taten. „Darf ich dich jetzt küssen?", fragte sie und ich nickte nur. „Gut. Du kannst echt n Brummbär sein", nuschelte sie, bevor ich ihre Lippen auf meinen spürte. Selbst wenn ich noch was dazu sagen wollte, vergass ich alles wieder, je länger sie mich küsste. Ich ließ meine Hand in ihren Nacken wandern und drückte sie somit weiter zu mir runter. 

Ich merkte, wie sie grinste. „Ach, jetzt doch so?", flüsterte sie an meine Lippen, worauf ich nichts erwiderte, sondern nur meine Hand unter ihr Shirt schob. Sie seufzte leise, als ich an ihrer Brust angekommen war. Ich zog ihr ihr Shirt aus und drehte uns um, bis ich über ihr war. Ich küsste mich über ihren Hals und ihre Brust zu ihrem Bauch, und noch bevor ich in ihrem Höschen angekommen war, zog sie mich zu sich nach oben. „Wenn du das tust, ist es viel zu schnell vorbei", keuchte sie, „ich hab viel zu lang nicht mit dir geschlafen". Ich konnte nur grinsen. „Viel zu lang, ja?", erwiderte ich und langsam beruhigte sie sich. Ihre Augen blitzten auf und sie nickte. Eigentlich wollten wir uns das im Tourbus ja abgewöhnen, aber dieses Musiker-Groupie-Ding gefiel uns wohl doch ganz gut. 

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