Kapitel 68

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Wincent

Als wir am nächsten Tag in den Urlaub fuhren, hatten wir uns darauf geeinigt das Thema vorerst ruhen zu lassen. Ich wusste endlich Bescheid, warum Emmas Einstellung zu einem Kind so war, wie sie war, und seitdem verstand ich sie natürlich viel besser. Wann würde sie endlich begreifen, dass sie immer und über alles mit mir reden kann? Unser Leben wäre manchmal weniger kompliziert, wenn wir einfach nur unseren Mund aufmachen würden. Aber ehrlich gestanden, war ich selbst ja auch nicht besser. „Können wir die paar Tage einfach nur zu Zweit genießen?", fragte Emma, als wir an unserem Hotel in Österreich ankamen. Sie hatte gemerkt, dass ich ziemlich ruhig war auf der Fahrt. „Auf jeden Fall", antwortete ich und sah zu ihr rüber. „Ich wollt dir nur nochmal sagen, dass es mir leid tut, wie ich reagiert hab wegen dieser ganzen Baby-Sache. Ich will natürlich, dass du gesund bist und bleibst und wir uns nicht aufs Spiel setzen. Und ja..." Zum Ende waren mir irgendwie die Worte ausgegangen und Emma grinste mich nur an. „Du bist süß, Schatz", erwiderte sie. „Ich denke, wenn wir uns bemühen miteinander zu reden, wäre uns schon sehr geholfen." Ich nickte nur bestätigend. 

„Und jetzt machen wir mal ne Pause, ja? Ich will Schnee, Snowboarden, die ein oder andere Aprés-Ski-Party besuchen und mit dir zusammen sein", grinste sie mich an. Das klang für mich nach einem guten Plan. Ich gab ihr einen langen Kuss, bevor ich ihr tief in die Augen sah. „Ich freu mich auf diesen Urlaub mit dir. Nur mit dir", lächelte ich. Emma legte ihre Hand an meine Wange. „Ich mich auch... also los, lass uns reingehen", meinte sie und stieg aus. Ich schnappte mir unsere Taschen und folgte ihr ins Hotel. „Wow, was ein Ausblick", schwärmte Emma, als sie über unsere Terrasse auf die Berge sah. Wir würden außer der Piste und der Aprés-Ski-Bars wahrscheinlich nicht viel anderes sehen, also buchte ich uns das größte Zimmer, was es gab. Mit Sauna, Whirlpool und großer Badewanne mitten im Schlafzimmer. Die würden wir brauchen bei den Temperaturen draußen. Da es schon spät war an unserem Ankunftstag, beließen wir es beim Auspacken und Essen gehen und gingen früh ins Bett.

Bis wir am nächsten Tag aufwachten, hatte es nochmal geschneit und der Himmel war strahlend blau. „Perfektes Wetter", schwärmte Emma wieder, als sie die Vorhänge öffnete. Schmunzelnd sah ich sie an, wie sie nur in knappen Höschen und Shirt vor dem Fenster stand. Als meine Kamera klickte, drehte sie sich schnell zu mir rum. „Hey, fotografier mich nicht immer in dem Aufzug", versuchte sie streng zu sein. Aber sie kam grinsend zu mir rüber und setzte sich auf meinen Schoß. Ich grinste nur zurück und zeigte ihr das Foto. „Solange das nicht auf Instagram landet...", zuckte sie mit den Schultern. „Uppsi", machte ich nur und warf mein Handy weit von ihr weg, damit sie nicht kontrollieren konnte, was ich getan hatte oder auch nicht. „Du legst es aber auch drauf an, ne!? Wie sieht das denn wieder aus?", stöhnte sie. „Nach meiner wunderschönen Frau...und die kann ich ja wohl zeigen", erwiderte ich und ich triumphierte innerlich darüber, dass sie das wahnsinnig machte. 

Ich schlang meine Arme um sie und drückte sie zu mir runter. Jedes Mal, wenn ich versuchte unseren Kuss zu intensivieren, schmunzelte sie. „Wir wollten doch auf die Piste", sagte sie. Ich ließ meine Hände über ihre Seite unter ihr Shirt wandern, als sie sie auf ihrer Wanderschaft stoppte. Fragend sah ich sie an. „Komm schon, wir sollten das gute Wetter nutzen, wer weiß wie es heute Nachmittag wird. Und alles andere können wir auch heute Abend haben", schlug sie vor. Sie hatte ja eigentlich Recht. „Wehe, wenn nicht", drohte ich ihr gespielt und schob sie von mir runter, ehe ich im Bad verschwand. Als ich wieder zurückkam, hatte sich Emma schon in ihre Thermoklamotte geworfen und band ihre Haare zusammen. Selbst in den vermeintlich hässlichsten Sachen sah sie unfassbar gut aus.

„Danke dafür", grinste sie und ich sah sie fragend an. „Du hast laut gedacht...so hässlich ist Thermounterwäsche doch gar nicht", meinte sie. Genau, wir sahen beide schon ziemlich heiß aus in den Sachen- nicht. Emma war voller Vorfreude wie ein kleines Kind an Weihnachten, sodass sie schon fast zur Gondel sprintete; also so gut dass in den dicken Sachen und mit Snowboard unter dem Arm eben funktionierte. Oben angekommen schnallten wir uns die Boards um und suchten uns eine Abfahrt aus. „Wir treffen uns an der Mittelstation", sagte Emma und setzte ihre große Brille auf. „Meinst du etwa du kannst vor mir davon fahren oder was?", erwiderte ich und sah sie herausfordernd an. „Challenge accepted", grinste sie und ehe ich mich versah, rauschte sie davon. Ich genoss es so sehr, der Wind, der Schnee, die Kälte, und mal an nichts denken zu müssen. Immer, wenn ich gerade mal an Emma vorbei war, überholte sie mich wieder und so ging das weiter, bis wir an unserem ersten Stopp angekommen waren. Ich kam gegenüber von Emma zum Stehen und nahm meine Brille ab. Emma strahlte mich mit ihren roten Bäckchen an und mir war klar, sie hatte genauso wenig Bock wie ich, jetzt schon wieder aufzuhören. Wir genehmigten uns also nur ein alkoholfreies Bier gegen den Durst und brachten dann die erste Abfahrt zu Ende.

„Es is so geil", hörte ich Emma wieder sagen. Sie steckte mich mit ihrer Freude so an, dass mir mein Grinsen mittlerweile wohl ins Gesicht getackert war. Wir fuhren bis zum frühen Nachmittag, bis mir die Beine weh taten und sich langsam auch mein Magen zu Wort meldete. Und auch Emma schien geschafft zu sein. „Erfolgreicher erster Tag", seufzte sie und ließ sich auf die Bank vor der letzten Hütte fallen. „Jetzt haben wir uns das Schnitzel und das Bier aber auch verdient", schob sie nach und schickte mich damit auf Nahrungssuche. Ich bestellte was zum Essen und setzte mich dann mit zwei Bier bewaffnet wieder zu meiner Freundin. „Auf uns", meinte ich und prostete ihr zu. „Auf uns", strahlte Emma und gab mir einen langen Kuss. Dass wir direkt am ersten Tag versacken würden, hätte ich da noch nicht für möglich gehalten. 

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